17 - Vorbeigeschlichen

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Es war unmöglich sich an Bernard vorbei zu schleichen. 

Der Freund unserer Eltern lag schnarchend auf dem Sofa, was uns die beste Chance überhaupt gab uns aus dem Haus schleichen zu können. Josie hatte begeistert beide Daumen nach oben gestreckt und ich konnte nur grinsend nicken, ehe wir uns auf Samtpfoten vorsichtig durch das Wohnzimmer schlichen um ihn auch ja nicht zu wecken. 

Als Bernard dann plötzlich laut aufatmete, sich etwas drehte und dabei ein Sofakissen vom Sofa schob, dass mit einem leisen Plumps auf dem Boden aufkam, hörten Josie und ich kurzzeitig auf zu atmen.
Ich spürte das Blut in meinen Adern rauschen und merkte, wie mein Herz immer mehr an Geschwindigkeit aufnahm. Kurzzeitig dachte ich schon, wir wären aufgeflogen. 

Ich hatte innig gebetet, dass er nicht wach werden würde.

Nachdem er sich danach jedoch nicht mehr bewegt hatte und wieder begann gleichmäßig zu atmen, hatte Josie mir zugenickt und noch vorsichtiger als davor schon, waren wir weiter geschlichen.

An der Haustür angekommen, hatte jeder seine Schuhe und Josie, vorsichtig um kein Geräusch zu machen, Erens Autoschlüssel genommen.

Meine Lunge bebte, weil ich so lange versuchte hatte meinen Atmen niedrig zu halten, sodass ich automatisch tief einatmete als ich in die Einfahrt getreten war. Josie hinter mir hatte die Tür zaghaft ins Schloss gezogen und mir breit entgegen gegrinst, während sie triumphal den Schlüssel in die Luft hielt. 

"Let's go.", hatte sie geflüsterte, da Bernard uns auch vor dem Haus eventuell noch hören könnte und den Wagen aufgesperrt, dessen Tür ich gleich aufzog. 

Als plötzlich auch die Tür hinter dem Beifahrersitz geöffnet wurde, dachte ich kurzzeitig ich würde einen Herzinfarkt bekommen. Als nächstes realisierte ich dann, dass wir aufgeflogen waren.

"Wo fahren wir hin?", schmunzelte Bernard, der ungeniert auf den Rücksitz gerutscht war und zwischen den Stühlen zu uns vor grinste. 

Josie, die sich überrascht zu ihm umdrehte, während ich aus Panik erstarrt einfach steif sitzen blieb, war der Unglaube deutlich ins Gesicht geschrieben. 
"Bernard?", fragte sie ungläubig und zog die Augenbrauen weit nach oben. "Wie? Du..."

"hast geschlafen.", vervollständigte er ihren Satz. "Das stimmt. Aber hättet ihr echt gedacht, ihr könnt euch einfach so an mir vorbei schleichen?", grinste er und wirkte dabei wirklich amüsiert.  

"Einen Versuch war es wert.", murmelte Josie und warf mir einen nichtssagenden Blick zu. 
Wir waren aufgeflogen und mit Bernard am Rücksitz konnte Josie mich niemals zu Owen fahren. Das wussten wir beide. 

"Merkt es euch fürs nächste Mal. Sich an mir vorbeizuschleichen ist unmöglich.", grinste Bernard. "Also wo fahren wir hin?", fragte der Wolf und schnallte sich ungeniert an. 

Nervös begann ich auf meiner Unterlippe zu kauen und fieberhaft zu überlegen, was ich sagen sollte. Könnten wir Bernard vertrauen? Vielleicht gab es eine Möglichkeit, dass er uns nicht an unsere Eltern verpfeifen würde. Immerhin war es uns eigentlich nicht erlaubt, das Haus zu verlassen. 
Auch Josie neben mir wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, wodurch sie einfach stumm aus der Frontscheibe starrte. 

Bernard merkte schnell, dass wir unsicher waren und lehnte sich erneut lächelnd zu uns vor. 

"Ihr nehmt mich mit, dafür stecke ich euren Eltern nicht, dass wir unerlaubt das Haus verlassen haben." Er zwinkerte uns durch den Rückspiegel zu und automatisch entwich mir ein erleichtertes Seufzen. Das war meine größte Angst gewesen. 
Bernard hinter mir begann rau zu lachen, lehnte sich wieder zurück und wartete ab, dass Josie den Wagen startete. 

Jägersmann ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt