Wir beschlossen den Unterricht weiterhin ganz normal zu besuchen um keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Wir wusste nicht genau, woher dieser Mensch wusste, was wir waren, aber wir waren uns einig, dass Mya dann wohl auch Bescheid wusste.
Die Brünette hing auch den restlichen Tag an mir wie eine Klette und nur auf der Toilette bekam ich etwas Ruhe vor ihr. Sie bombardierte mich mit Fragen, wobei sich die meisten um Hudson drehten. Was für mich nichts neues mehr war, denn viele Mädchen vorher hatten schon versucht über mich an Hudson heranzukommen. Doch diesmal kam mir das alles seltsam vor.
Ich versuchte sie weitestgehend zu ignorieren und scherte mich nicht darum, dass es sie offenbar zu nerven schien.
"Mensch, Cosmo. Ich möchte doch nur eine Freundschaft mit dir aufbauen. Ich bin neu hier und kenne niemandem. Warum kannst du nicht netter sein?", schimpfte sie plötzlich und packte dafür extra meinen Oberarm. Dafür, dass sie so zierlich war, hatte sie einen festen Händedruck. Ihre Fingernägel bohrten sich trotz meiner Klamotten schmerzhaft in meine Haut und ich wollte mich sofort wieder von ihr lösen, hatte jedoch Angst, dass es zu stark erscheinen würde und sie dann gleich einen Beweis gegen mich hatte.
"Du stellst nur Fragen zu meinem Bruder.", antwortete ich irritiert und schüttelte den Kopf. Wenn sie wirklich eine Freundschaft mit mir haben wollte, dann sollte sie sich auch für mich interessieren.
"Ich habe dich gebeten etwas von dir zu erzählen, aber das wolltest du ja nicht. Irgendwie muss ich dich ja zum sprechen bekommen, wenn du schon nicht über dich sprechen willst.", schimpfte sie und sah aus beinahe traurigen Augen zu mir auf.
"Warum ich?", fragte ich ermüdet. Ich wollte einfach nur noch, dass dieser Tag vorüber ging und ich mich zuhause in mein Bett legen konnte. Sie sollte mich einfach in Ruhe lassen.
"Warum nicht? Du wirkst sympathisch und kannst auch nett sein. Zumindest was man anderen gegenüber so mitbekommen hat, weil mir gegenüber bist du irgendwie nicht so nett. Warum? Habe ich dir etwas getan? Habe ich eine falsche Frage gestellt?", fragte sie und löste damit beinahe ein schlechtes Gewissen in mir aus.
Ich ermahnte mich sofort selbst und schüttelte unterbewusst den Kopf. Ich durfte ihr gegenüber nicht so empfinden."Du bist so extrovertiert. Das erschlägt mich etwas.", antwortete ich ehrlich, immerhin war es tatsächlich so, und löste vorsichtig ihre Hand von meinem Oberarm. "Ich gehe jetzt in die Mensa.", informierte ich sie und ging ohne auf eine Antwort zu warten weiter.
Ich hatte zwar keinen Hunger und würde mich bei so einem Fall an einem normalen Tag draußen in den Hof setzen um frische Luft zu schnappen, aber in Anbetracht der seltsamen Situation wollte ich nicht zu weit von meinen Geschwistern weg sein, weshalb ich direkt ihren Tisch in der Mensa ansteuerte und mich nah zu Hudson setzte.
Mein älterer Bruder lächelte mich fürsorglich an und reichte mir seine Gabel, damit ich einen Happen von seinem Essen nehmen konnte. Ich schüttelte jedoch nur den Kopf.Kurz sah er mich noch skeptisch an, ehe er weiter aß.
"Darf ich mich zu euch setzten?", fragte plötzlich Mya, die direkt hinter mir aufgetaucht war. Josie schenkte ihr sofort einen Killerblick, den sie gekonnt ignorierte. Sie sah nur mich an.
"Nein.", kam es mit tiefer Stimme von Hudson, der sich gar nicht erst die Mühe machte, sie anzusehen. Seine kühle Stimmlage ließ Mya sichtbar zusammenzucken und langsam nicken.
"Okay, uhm... dann entschuldigt die Störung.", stammelte sie und machte gleich kehrt um wegzugehen.
Abermals keimte das schlechte Gewissen in mir auf. Sie war neu hier und kannte niemanden und wir schoben sie eiskalt von uns, obwohl sie nur versuchte Freunde zu finden.
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Jägersmann ✓
Lupi mannariFortsetzung zu Degradierung - vom Beta zum Omega.❗️ Die Jagdtrophäen, die in ekelhaft großer Anzahl an den Wänden hingen, und dem Raum eine schaurige Atmosphäre verpassten, lösten einen gewissen Ekel in mir aus. "Mein Vater ist Jäger in fünfter Gene...