Kapitel 39

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Er drückt mich an sich und überquert die matschige Wiese. Als wir am Parkplatz ankommen, setzt er mich wieder auf dem Boden ab. J:"Danke." Mir ist das so peinlich. ?:"Gern. Gehen wir ein Stück?" Ich nicke.
Still laufen wir nebeneinander her. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und ihn kann ich gerade nicht einschätzen. ?:"Was ist los mit dir?" J:"Wieso?" ?:"Jenny, du brauchst mir nichts vor zu spielen. Ich weiß, dass du professionell wirken willst, aber das klappt nicht. Zumindest nicht bei mir. Ich weiß, dass irgendwas nicht in Ordnung ist." Beschämt schaue ich auf meine Schuhe. ?:"Wieso weichst du mir die ganze Zeit aus? Hat es was mit mir zu tun?" J:"Nein.", krächze ich. Mein Mund ist total trocken und ich weiß nicht wie ich anfangen soll. ?:"Was nein?" J:"Es hat nichts mit dir zutun, aber das habe ich dir schonmal gesagt." ?:"Was ist es dann?" Genau im richtigen Moment entdecke ich eine Bank. J:"Wollen wir uns vielleicht hinsetzen?". Diesmal nickt er. Neben der Bank steht eine Laterne, die Licht spendet. Es sieht aus wie eine Art Park, in dem wir uns befinden. Trotz das ich versuche mich abzulenken, bemerke ich seinen durchdringenden Blick. Ich räuspere mich. J:"Es gab da einen Vorfall. Ich hatte abends einen Termin in einem Hotel in Köln. Da bin ich auch hin und wurde von meinem Kunden empfangen. Mir schien es so, als wollte er schnell zur Sache kommen, aber dann habe ich gerochen, dass er ordentlich was getankt hatte. Ja und dann nahm das Drama seinen Lauf..." Habe ich gerade wirklich versucht witzig zu klingen? Was stimmt denn mit mir nicht? Wahrscheinlich mal wieder die Verzweiflung... ?:"Hat er dich angefasst?" Ich nicke kaum merklich. ?:"Hat er-" J:"Ja!" Ich will nicht, dass er mich das fragt. J:"Er hat mich vergewaltigt."
Mir strömen Tränen über das Gesicht. Die ganze Zeit war die Dunkelheit mein Schutzschild. Jetzt weiß er es. ?:"Darf ich dich mal in den Arm nehmen?" Die Frage kam unerwartet. Aber ich bejahe sie. Zögerlich lasse ich mich an seine Brust ziehen. Er riecht nach einem guten Parfüm und einfach nach ihm. Er legt eine Hand an meine tränennasse Wange. J:"Er hat mir K.O Tropfen verabreicht, damit ich still bin." ?:"Scheiße..." Ich schluchze auf.
Die Erinnerungen fressen mich auf. ?:"Wie bist du da wieder raus gekommen?" J:"Meine Chefin und die Polizei haben mich gefunden. Ich bin erst im Krankenhaus wieder aufgewacht." Der nächste Tränenschwall überkommt mich. Er hält mich fest in seinen starken Armen und wiegt mich hin und her. ?:"Es ist vorbei. Alles wird wieder gut." Es tut gut diese Worte zu hören. J:"Ich befinde mich momentan in Therapie. Am schlimmsten waren am Anfang die Albträume. Zum Glück haben die das Schwein festgenommen. Bald ist wohl die Gerichtsverhandlung. Allerdings sagt er nichts. Das alles macht mich so fertig..." Ich vergrabe meinen Kopf erneut an seiner Brust. Ich weiß auch nicht, warum ich ihm das alles erzähle. Ich will irgendwie, dass er es weiß. ?:"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Danke, dass du es mir erzählt hast." Ich erwiedere nichts.
Meiner Seele geht es grade für einen Moment besser. Ich darf mich nur nicht an dieses Gefühl gewöhnen.
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Sooooo, jetzt ist es raus!
Findet ihr es gut, dass er es jetzt weiß oder meint ihr eher, es wäre besser gewesen, wenn sie gar nichts gesagt hätte?

Zimmer 753Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt