Das Leben ist zu kurz, um es zu hassen

54. Brunch

Kurz darauf waren wir mit Olivias Porsche losgefahren um die Zwillinge zum Brunch zu treffen. Auch wenn Olivia und Arizona erst vor knapp zwei Stunden gefrühstückt hatten.

Während ich so am Rücksitz saß und aus dem Fenster sah, spürte ich schon jetzt die schwere Decke der Erschöpfung auf mir liegen… die letzten 24 Stunden hatten mir wirklich viel abverlangt und zu dem hatte ich Angst davor, was die Erwachsenen mit mir besprechen wollten..war es was schlimmes?

Verwandelten sie mich vielleicht doch nicht in eine Unsterbliche? Hatten sie es sich anders überlegt? Und wussten jetzt nur nicht wie sie es mir sagen sollten? Um so mehr ich darüber nachdachte um so schlimme Sachen fielen mir ein, weswegen ich froh war von Air aus meinen Gedanken gerissen zu werden.

“Alles gut bei dir kleine?” Ihre eisblauen Augen musterten mich  im Rückspiel vom Beifahrersitz. Ich setzte mich auf: “Ja! Ich bin nur etwas fertig von all den Schikanen in den letzten 24 Stunden!” “Oh das kann ich mir vorstellen…! Aber du hast es ja fast geschafft! Wir essen jetzt ganz gemütlich mit den Zwillingen und dann bist du schon wieder Zuhause!” Ich nickte und hoffte, dass ich schnell wieder Zuhause sein würde. Ich hatte wirklich keine Kraft mehr…

Weitere 15 Minuten waren vergangenen, da fuhr Olivia leider schon auf den Parkplatz eines modernen Cafes. Ich würde jede Sekunde da drinnen hassen, nicht nur dass die Luft in solchen überfüllten Cafes total schlecht war und mir viel abverlangte, nein, alle würde mich mitleidig anstarren und dann wieder wegschauen nach dem Motto ‘Jeder sollte so akzeptiert werden wie er ist’. An sich war es ja ein gutes Motto… Nur ich stach nunmal aus der Menge raus und naja das passte mir zwar nicht, aber noch weniger passen mir diese Heuchler, die sich erst die Augen an mir aus starrten und dann so taten als wäre ich völlig Normal… Oder noch besser als wäre ich Luft.

“Och mach doch nicht so ein Gesicht! Es ist halb so schlimm!” Meinte Olivia aufmunterungsvoll. Ich verdrehte die Augen und gingen ein Stück voraus. “Ich habe da jetzt echt nicht den Nerv zu…. Mich mal wieder wie ein Zootier von allen anstarren zu lassen!” Teilte ich mich unglücklich mit. “Ach Quatsch! Die gucken nicht dich an! Die gucken Arizona und mich an!” Log Olivia um mich aufzumuntern und Air stimmte ihr zu.
Zwar wusste ich, dass es eine Lüge war, doch trotzdem munterte sie mich etwas auf. Die beiden wussten einfach was sie sagen mussten und mir ein wenig Schmerz zu nehmen.

Wir gingen rein und ich sah überfordert durch die Menge. Hier war wirklich alles vertreten, von Männer im Anzug die zügig einen Salat in sich hinein schaufelten, bis hin zu Mädchen in meinem Alter, die die Köpfe zusammen steckten und aufgeregt tuschelten, nachdem der gut aussehende Kellner ihnen ihre ausgefallen Getränke gebracht hatte.

Neben dem Haufen Mädchen erblickte ich einen relativ großen Tisch, der aber nur von zwei sich sehr ähnlich aussehenden Personen besetzen war. Es handelte sich um Melton und Deluca, den Zwillingen.

Als sie uns sahen standen beide zur Begrüßung auf.
Melton umarmte Arizona innig und fragte sie nach ihrem befinden, während Deluca Olivia an seine breite Brust zog und auf englisch meinte “Schön dich zu sehen! Du siehst gut aus!” Olivia schmunzelte an seiner Brust und es sah aus wie das normalste auf der Welt.
“Danke!” Bedankte sich Olivia mit einem breiten frechen Grinsen.
Er ließ von meiner rothaarigen Mutter ab und lächelte mich schüchtern und zurückhaltend an und meinte dann: “Hey Lilli, wie geht es dir?”

Echt jetzt?! Wollte er mich verarschen? Erstmal diese Frage. Natürlich geht es mir beschissen, schließlich hatte ich Krebs im Endstadium und machte mir große Sorgen um das Gespräch welches sie jetzt mit mir führen wollten.
Und zweitens. Das war alles?! Olivia hatte er Umarmt und komplimentiert! Und sie stand nichtmals auf ihn im gegensatz zu mir und trotzdem bekam ich nur ein stumpfes ‘hey wie gehts’ !? Das konnte er doch nicht ernst meinen?!