Einige Minuten der Fahr verbrachte ich damit einfach nur zu Atmen. Tief ein und wieder aus.
Irgendwann fragte mich Olivia: "Geht es wieder?" Ich nickte und wollte weiter antworten doch mein Hals und Mund war komplett ausgetrocknet, so dass ich nur ein Würgen zustande bekam. Die rot haarige Frau griff in ihre Seitentürfach und holte eine angefangene Flasche Wasser heraus und reichte sie mir. Mit zittrigen Händen nach ich sie und drehte sie auf, um etwas Flüssigkeit in mir aufzunehmen. Das Wasser hatte kaum noch Kohlensäure und schmeckte irgendwie alt. Ich verzog das Gesicht, was Olivia zum lachen brachte. "Das Wasser ist wohl nicht mehr ganz frisch?" Ich schüttelte den Kopf und schluckte runter um ihr zu antworten: "Nein ist es nicht!" Sie lachte auf.
Olivia bog in ein riesiges Parkhaus ab und hielt vor der Schranke, um sich ein Parkticket zu ziehen. Sie reichte mir das kleine Stück Papier und fuhr rein. Das Parkhaus war ziemlich voll und Olivia musste einige Runden ziehen bis sie endlich eine Parklücke fand.
Ich stieg aus dem warmen Auto aus und holte meine und Olivias Jacke vom Rücksitz. Olivia kam leicht zitternd ums Auto rum und nahm mir ihre Jacke ab. "Danke!" Bibberte sie und zog sich die Jacke über ihre dünne schwarze Bluse. Ich schmunzelte und zog ebenfalls meine Jacke und Olivias eiskalten blicken an.
Als wir das warme Gebäude betraten schlug Olivia vor: "Lass uns erstmal Frühstücken gehen! Du hast heute noch nichts gegessen!" Ich protestierte: "Aber ich habe keinen Hunger!" "Den hast du mittlerweile fast nie...Iss bitte trotzdem etwas!" Ich sah sie unglücklich an. Denn ich wollte wirklich nichts essen. Olivia machte ein bettelndes Gesicht: "Mir zu liebe..?" Wenn sie mich so anguckte konnte ich einfach nicht nein sagen...also gab ich mich mit einem kleinen Lächeln geschlagen. Sie grinste zufrieden und fragte: "Was möchtest du denn gerne Essen?"
Wir fuhren mit der Rolltreppe runter in reges Leben rein. "Ich weiß nicht? Irgendwas leichtes....!" Olivia zog fragend eine Augenbraue hoch und fragte: "Etwas leichtes?" "Ja...etwas Obst oder Gemüse...oder einen Smoothie..!"Erklärte ich.
"Ich denke...das wir hier für genau richtig sind!" Sie guckte geradeaus nach links, wo vier Läden weiter ein Bio-Laden war.Wir gingen durch die Menschenmassen hin und ich entschied mich für einen Becher voller Gemüsesticks. Es gab Gurke, Paprika, Möhre und ein paar kleine Cocktailtomaten.
Es machte Spaß, durch die Mall zu gehen und den anderen Leuten bei den verschiedensten Situationen zu zusehen.
Es gab junge Studenten die mit einem Kaffee und großen Kopfhöreren die planlos durch die Gegend liefen. Alte Leute mit Rollatoren und junge Familien mit kleinen Kindern, die die ganze Zeit probierten ihren Eltern zu entwischen.
Ein kleiner Junge war sogar gegen Olivia gelaufen und hätte sie nicht so gute Reflexe gehabt wäre es ziemlich heftig auf den Boden geknallt. Der 3-Jährige wollte gerade anfangen zu weinen da hob sie ihn hoch und betrachtet ihn belustigt und mahnte: "Aufpassen! Junger Mann!" Er guckte sie nur mit großen Augen an. Dann kam die Mutter mit offenen Armen angelaufen: "Jack? Wo bist du?"
Dann sah sie ihren Sohn und nahm ihn Olivia ab, dann brach sie in einer Welle aus Entschuldigungen los: "Ohh..ich bitte um Entschuldigung! Es tut mir leid! Es ist... Er fängt gerade an zulaufen und läuft die ganze Zeit davon..ich bitte nochmals um Entschuldigung!" Olivia lächelte die verwirrte Frau belustigt an und meinte dann: "Alles gut! Ist ja nichts passiert!"
Der kleine Junge fing an zu weinen."Entschuldigung!" Erklärte die überanstrengte Frau und ging mit ihrem Sohn eilig davon.
Wir gingen weiter.Olivia mit einem kleinem Kind zusehen, verpasste mir Gänsehaut. Denn ich musste immer daran denken, dass Olivia und Arizona eines Tages vielleicht eigene Kinder haben wollten und ich dann in den Hintergrund rückte.
"Olivia wollt ihr eigentlich wirklich keine eigenen Kinder haben?" Fragte ich plötzlich.
Olivia warf mir einen belustigten Blick zu. Sie hatte heute wirklich gute Laune. "Also Lilli ich denke du bist genug für uns alle! Also also mach dir kein Kopf! Du wirst niemals ersetzt!" Ich biss ein Stück Gurke ab und wich einem Mann im Anzug aus der unaufmerksam am telefonieren war.
Ich verdrehte die Augen: "Du hast meine Frage nicht beantwortet...!" Sie sah mich genervt an: "Lilli... Ich kann doch gar keine Kinder kriegen... Und ein kleines Kind adoptieren..? Das würde ich niemals irgendeinem Kind antun...!" Sie wurde traurig, was mir das Herz brach. Doch warum würde sie das niemals irgendeinem Kind antun? Wie meinte sie das? Sie war doch eine super Mutter!
"Wie meinst du das..?" Ich nah eine kleine Tomate zwischen die Lippen und sah interresiert zu ihr.Olivia sah bedrückt zu Boden: "Ich meine zwei Mütter...das will doch keiner haben...und selbst wenn er oder sie hätte es doch dann viel schwerer im Leben... Nur wegen mir..wegen uns..!" Ich konnte den Schmerz in ihren Augen förmlich sehen.
Merkte sie überhaupt was sie da redete? Was für ein Blödsinn sie von sich selbst und der Menschheit behauptete? Heutzutage war es doch egal welche Sexualität man hatte. Mensch war doch schließlich Mensch!
Ich harkte mich bei Olivia unter, um sie etwas zu trösten: "Olivia was redest du denn für ein Müll? Es ist doch vollkommen egal ob man zwei Mütter, zwei Väter oder eine Mutter und einen Vater hat! Das interessiert heutzutage keinen mehr! Wir leben ja nicht mehr im Mittelalter! Und jetzt mal so unter uns! Wenn ich jetzt die Wahl hätte zwischen euch und meinen leiblichen Eltern.... Ich würde bei euch bleiben! Denn du und Arizona seit so wundervolle, liebenswerte, lustig und nett Menschen und dazu noch tolle Eltern! Und ich habe dich ganz doll lieb! Und jetzt hör auf so einen Blödsinn zu reden, dass du eine schlechte Mutter wärst oder bist! Denn ich kann dir versichern das du eine super Mutter bist!" Olivia wurde während meiner Rede immer glücklicher, bis sie am Ende fast vor Freude zu platzen schienen.
Sie blieb stehen um mich feste in den Arm zu nehmen, dann murmelte sie: "Danke... ! Danke Lilli.. Das bedeutet mir sehr viel und ich hab dich auch lieb! Da kannst du dir immer sicher sein!" "Ich weiß!" Antwortete ich.
Wir lösten uns von einander und gingen weiter.
"Möchtest du?" Ich hielt Olivia ein Stück Möhre hin. Sie schüttelte angewidert den Kopf: "Nein, danke!"
Ich grinste sie frech an. Denn mir war bewusst das sie keine Obst und Gemüse mochte. Mir kam es generell so vor als würde sie und Arizona sie nur von Süßigkeiten und Fleisch ernähren. Allerdings wurden sie dennoch nie krank und waren immer bei Kräften.
Wir betraten eine weitere Rolltreppe, die nach unten und direkt zu einen Elektonikmarkt führte.
Olivia war sichtlich überfordert, als wir mitten in dem großen Laden standen.
Ein kleiner dicker Mann mit Brille und Flecken auf dem Shirt kam her und fragte: "Entschuldigung, suchen sie etwas?"
Es dauerte einige Sekunden bis Olivia reagierte: "Ähh.. Ja... So ein Stift.. Womit man auf einem Tablet schreiben kann?" Der Mann sah sie weiter fragend an und ich beschloss Olivia zu helfen: "Wir suchen den Apple pencil 2 Generation!" "Ah ja da kann ich Ihnen weiterhelfen!"
Der Mann verschwand kurz und kam mit dem Stift wieder und reichte ihn Olivia, die ihn unbeholfen anlächelte und sich bedankte.Wir gingen zur Kasse, wo Olivia den viel zu teuren Stift bezahlte.
Wir wandten uns schon zum Gehen um da meinte der Mann verschwitzt: "Ähm..hätten sie mal Lust..einen Kaffee trinken zu gehen oder so?"
Olivia sah ihn entschuldigend an und erklärte: "Nein... Danke!"Olivia drehte sich um und ließ den traurigen Mann alleine stehen. Ich eilte ihr lachend hinterher und war ganz außer Atem als sie endlich stehen blieb.
Über anstrengt stütze ich die Hände auf die Knie und versuchte ruhig zu Atmen.
Olivia legte mir eine Hand auf die Schulter und meine endschuldigend: "Es tut mir leid ich wollte nur schnell weg von diesem Typen!" "Alles gut!"
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Das Leben ist zu kurz, um es zu hassen
WampiryIn der Geschichte geht es um die 14-jährige Lilli, die an Lungenkrebs erkrankt ist. Ihre Eltern sind auf ihrer lang erarbeiteten Weltreise, während sie allein im Krankenhaus zurückbleibt. In dieser schweren Zeit übernimmt die engagierte Ärztin Oliv...