17. Nachtleben

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Olivia und Arizona verließen mich kurz nachdem Gespräch. Sie wollten mich ausruhen lassen und selbst nach Hause fahren, um etwas zu schlafen. 

Das war meine Chance, die ganzen Schläuche los zu werden. Denn es gab Orte, wo meiner Meinung nach keine Schläuche hin gehörten.
So wartete ich 15 Minuten bis ich mir sicher sein konnte, dass die beiden weg waren. Erst dann Klingelte ich nach einer Schwester,die auch nach wenigen Sekunden herein kam.

Sie war mitte 30, hatte kurze haselnussfarbene Haare, ein schlankes Gesicht mit großer Brille und einem runden aber kleinen Körper. Ich kannte sie. Sie hieß Mila Fischer. 
Obwohl sie mir gegenüber immer unfreundlich war und mich wie ein Kleinkind behandelte, hatte sie Ahnung von dem was sie tat und ich war froh das sie gekommen war. 

“Was ist los?” Fragte sie kühl. 
Jetzt musste ich es geschickt anstellen und es so realistisch wie möglich halten, damit sie es mir glaubte und so meinte ich unschuldig: “Ich soll ihnen von Dr. Cullen sagen, dass sie mich von den verschieden überflüssigen Schläuchen befreien sollen!” Ungläubig meinte sie: “Bestimmt...wo ist Dr. Cullen denn? Dann kann ich sie fragen welche Schläuche ich entfernen soll?” 

Ich kam ins schwitzen, wenn sie mir die Schläuche nicht entfernen würde, würden sie drinne bleiben müssen. Denn diese Schläuche traute ich mich nicht einfach raus zu ziehen, wie es bei Infusionen oder anderen Kleinigkeiten der Fall war. 

“Ähm...Dr. Cullen hat einen wichtigen Termin weswegen sie das ja machen sollen!” Immer noch ungläubig meinte sie: “Aha und welche Schläuche soll ich denn wenn entfernen?” “Die Magensonde und den Katheter!” Ich grinste unbeholfen und hoffte das sie mir glaubte. Doch so wie sie mich an grinste, hatte sie mich eindeutig durchschaut. “Die Magensonde ziehe ich dir definitiv nicht, aber den Katheter, voraussichtlich du kannst stehen und ein wenig gehen!Ich helfe dir auch!” Meinte sie leicht belustigt.

In diesem Moment war ich mir sicher, dass sie nicht meine Krankenakte kannte. Denn nach einer Hüftluxation durfte man eigentlich nicht sofort aufstehen. Aber das würde ich ihr nicht sagen.

Ich schlug die Decke zurück und Schwester Fischer nahm meine Beine und zog sie vorsichtig über die Bettkante. Mit viel Mühe setze ich mich auf, nur mit einem Krankenhaushemd bekleidet. 
Wir warteten einen Moment bevor sie mich unter die Achseln nahm und ich mich an ihnen Schultern festhielt. 

Die ganze Situation war mir unglaublich peinlich, doch ich war ziemlich stolz auf mich, dass ich schon wieder Aufstand, auch wenn nur mit Hilfe. 

                           
Meine Beine waren schwer am Boden und meine Hüfte schmerzte leicht unter dem Druck meines Oberkörpers. Aber ansonsten war mein Zustand in Ordnung .

Sie lobte mich mit, ich wäre eine Kämpferin. Als ich ein paar schwerfällige Schritte am Bett entlang gegangen war. Es war wirklich nichts besonderes und doch fühlte es sich für mich so an. 

Nach einer Minute konnte ich nicht mehr und ich durfte mich wieder ins Bett legen. Sie legte mir etwas schwerfällig die Sauerstoffbrille an, was meiner Meinung nach absoluter quatsch war, denn durch die Magensonde hatte ich sowieso nur ein Nasenloch frei,so fand ich zumindest.

Sie half mir mich wieder in die Decke zu hüllen, da meinte sie etwas stolz: “Du hast gewonnen, das war schon mehr als ich verlangt hatte! Ich geh eben ein paar Sachen holen!”

Dann zog sie mir den Katheter, was etwas ziepte und mir unfassbar unangehm war. Aber schließlich war es ihr Job und sie machte sowas wahrscheinlich öfters.

Als Schwester Fischer gegangen war, wurde es mir schnell langweilig. Eigentlich hatte ich vorgehabt duschen zu gehen. Ich ekelte mich ein wenig vor mir selbst, da ich längere Zeit nicht Duschen war und ziemlich stark nach Krankenhaus roch. Doch ich war noch zu schwach dafür, das sah ich ein. Also schaltete ich mein Smartphone ein um mich etwas zu beschäftigen. Denn Schlafen konnte ich nach Tagen der Bewusstlosigkeit definitiv nicht.

Auf meinem Display tauchten zwei neue Nachrichten auf. Ich öffnete sie .

Hey Lilli,ich bin’s Jessie.War schön dich zusehen.

Die Nachricht kam an dem Tag meines Unfall an.

Alles okay bei dir? Wieso antwortest du nicht?

Diese Nachricht war von Gestern.

Ich antwortete.

Hey Jess, hat mich auch gefreut dich zu sehen! 
Keine Sorge mir geht's gut! Hatte nur einen kleinen Unfall, weswegen ich nicht antworten konnte.

Da ich so schnell keine Antwort erwartete öffnete ich eine Kurzvideoapp. Doch ich hatte noch kein Video Ende gesehen, da bekam ich eine Rücknachricht von Jess.

Hallo Lilli, ich bin froh dass es dir wieder gut geht. Was ist denn passiert?

Ich antwortete.

Ich bin Ohnmächtig geworden und die Treppe runter gefallen.

Er antwortete.

Ohh du arme, hört sich ja schlimm an!
Soll ich dich Morgen mal besuchen kommen?

Ich antwortete.

Jess...ich weiß nicht….mir geht es nicht so gut und ich sehe scheiße aus!

Er antwortete. 

Also Lilli, dass du scheiße aussiehst, ist unmöglich. Vielleicht nicht so gut wie immer, aber scheiße, unmölich….und dass es dir nicht so gut geht stört mich nicht, vorrausichtlich dich stört meine Anwesenheit nicht.

Ich antwortete.

Ich mache dir einen Vorschlag, wie wäre es , wenn ich dir morgen einfach schreibe, ob du vorbeikommen kannst oder nicht?

Er antwortete.

Okay, gute Nacht Lilli. Ich gehe jetzt schlafen. 
xoxo

Ich antwortete.

Gute Nacht Jessie.

Mein Herz raste, er fand mich hübsch und wollte mich morgen besuchen kommen. 
Dann schweifte mein Blick schweifte zum Fenster, draußen war es dunkel und ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es schon fünf nach eins war. 
Es war wohl wirklich Schlafenszeit…
Also schaltete ich mein Smartphone wieder aus und probierte zu schlafen. Was überraschend gut funktionierte…...


Das Leben ist zu kurz, um es zu hassen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt