8.Der Traum

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Ich kam umgezogen im Schlafanzug ins Wohnzimmer.
Draußen war es schon dunkel so das es drinnen bis auf dem Kaminfeuer auch dunkel war, was dem ganzen eine besonders Uhrige Stimmung gab.

Olivia und Arizona lagen nebeneinander auf dem Sofa unter einer dicken Wolldecke aneinander gekuschelt. Arizona hatte einen Arm um Olivia's Schulter gelegt und sie hatte ein dickes Buch in der Hand, wo beide konzentriert drauf starrten.

Ich räusperte mich, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

Beide sahen auf zu mir und Olivia fragte mich freundlich: "Bett fertig?" Ich nickte als Antwort und sie machte sich daran auf zu stehen.

Arizona blieb liegen rief mich aber zu sich: "Komm her!" Forderte sie mich sanft auf. Ich ging zu ihr und beugte mich zu ihr runter, sodass sie mich umarmen konnte. Liebevoll wünschte sie mir eine Gute Nacht.

Dann ging ich mit Olivia in mein Zimmer.

Jeden Abend brachte mich eine von den beiden ins Bett. Ich hatte ihnen schon mehrmals gesagt, dass das nicht nötig sei und sie sich nicht die Mühe machen sollten. Doch beide bestanden drauf, besonders Olivia war das sehr wichtig. Warum? Das wusste ich auch nicht. Aber ich musste zugeben, es gefiel mir so liebevoll behandelt zu werden und es fühlte sich gleich viel bequemer und sicherer an wenn eine so nette Person wie Olivia einen zudeckte und kuschelte.

Ich setze mich in mein Bett und Olivia reichte mir die Decke und ließ sich auf meine Bettkante nieder. Dann griff sie nach dem Sauerstoffschlauch der über meinem Bettpfosten lehnte und legte ihn mir ganz vorsichtig an. Sie lächelte und fragte neugierig: "Und? Schon aufgeregt auf morgen?"
Mir viel sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Was war morgen denn? Hatte ich ihrgendwas wichtiges vergessen?

Geschockt fragte ich: " Was ist denn morgen?" Sie schmunzelte und zeigte mir dabei ihre perfekten weißen Zahnreihen: " Och Lilli...deine Vergesslichkeit grenzt schon an Demenz! Morgen ist dein erster Schultag zwischen den Chemozyklen!"
Ich verdrehte die Augen und ließ mich nach hinten in die Kissen fallen.

Das hatte ich ja ganz vergessen....oder wohl eher erfolgreich verdrängt. Denn ich hatte da null Bock drauf. Da mir der Kontakt mit gleichaltrigen ziemlich schwer viel und ich viel eingeschränkter war wie sie. Ich durft zu Beispiel lange nicht alles essen was mir angeboten wurde. Oder ich musste aufpassen das nichts gegen meine Brust kam,wegen dem Port, ein kleinen Schlauch der direkt zu meinem Herzen führte, wo durch ich die Chemotherapie bekam....
und so hätte ich die Liste noch ewig weiterführen können.

"Olivia... Ich will da nicht hin... Dass ist unnötig in ein paar Wochen geht die chemo weiter und selbst wenn es ist mitten im Jahr... Das hat keinen Sinn!" "Doch Lilli.. Dann lernst du endlich mal Leute in deinem Alter kennen und selbst wenn... Dann hast du was zu tun! Etwas was dir Festigkeit und Zeitvertreib bringt! Das du dich nicht überflüssig fühlst!" "Aber ich fühl mich nicht überflüssig und selbst wenn ich habe die Ausdauer einer 80 Jährigen Frau das ist doch scheiß!" Protestierte ich kleinlich. "Lilli! Hör auf mit mir zu Diskutieren!" Richtete Olivia mich zu Recht. "Ich diskutiere nicht! Ich sage nur das ich nicht da hin möchte und das es keinen Sinn macht! Da ich ehh zu selten da sein werde um wirklich was zu lernen!" Erklärte ich hysterisch.
Plötzlich sah sie sehr müde aus und ihre Stimme wurde schwer: "Lilli... Bitte geh morgen einfach hin! Und wenn es dir dann absolut nicht gefällt, sagst du es mir und dann melde ich dich wieder ab! Ist das ein Deal?"

Ich nickt immer noch nicht ganz glücklich damit. "Arizona findet es wichtig das du mal raus kommst... unter Menschen! Das wird dir gut tun!" Sprach Olivia sanft. "Vielleicht..." Stimmte ich ihr träumerisch zu.

Olivia beute sich zu mir runter und küsste mich sanft mit ihren warmen Lippen auf die Stirn. Dann strich sie mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und flüsterte mir sanft zu: "Gute Nacht kleine! Schlaf gut! Ich hab dich lieb!" Ich lächelte und flüsterte zurück : "Ich habe dich auch lieb! Schlaf gut!" Ich umarmte sie feste. Wie konnte ein Mensch bloß so nett sein wie sie. Ich war nicht ihr Kind und trotzdem liebte sie mich wie als wenn ich ihr eigenes wäre.

Olivia stand auf, warf einen Blick auf die Sauerstoffmarschine, die ebenfalls über meinen Bettpfosten hing. Denn sie waDrückte auf ein paar Knöpfe und augenblicklich spürte ich wie ein Schwall Frischluft mich erreichte. "Ist es gut so?" Fragte sie. "Mach ein bisschen weniger!" Wieß ich sie an.
Olivia drückt noch einmal drauf rum und dann war es gut. Es war nicht zu wenig Luft und auch nicht zu viel. "Und wie ist es jetzt?" Fragte sie. "Ist gut!" Ich gähnte und kuschelte mich tiefer in die Kissen. "Okay!" Flüsterte Olivia und ging leise zur Tür, schaltete das Licht aus und wünschte mir noch einmal eine gute Nacht.

Es dauerte nicht lange bis ich eingeschlafen war und noch kürzer bis ich träumte.
Es war ein komischer Traum...

Ich spürte Hände über meine nackte streichen...über meine Oberschenkel rauf über meine Hüfte und Taille. Zu meinen Schultern, bis die Hand auf meiner Wange ruhte.

Ich spürte nur diese heiße Hand über mich streichen... Als ich langsam anfing Bruchteil zu sehen. Es blendete anfangs sehr, doch so länger ich hin guckte um so mehr sah ich.

Er hatte eine enge schwarze Jeans an. Hatte aber weder ein Oberteil noch Schuhe an. Sein Oberkörper war von sanften Muskeln gezeichnet und ich hatte noch nie so einen schönen Hals gesehen, frisch rasiert und wohl duftend.
Seine Lippen sahen so weich und ein landen aus, dass ich mich am liebsten drauf gelegt hätte. Der Mann hatte schokobraune, zutrauliche Augen und ich würde ihm ohne mit der Wimpern zu zucken, mein Leben anvertrauen.
Plötzlich flüsterte eine gespenstische Stimme in meinem Kopf "Jess".

Wer war denn Jess? Ich kannte keinen Jess! War er vielleicht Jess?
Ich hätte ihn gerne gefragt doch ich konnte nicht...

Denn da wachte ich Schweiß gebadet auf.
Das Licht war an und eine besorgte Arizona schüttelte mich an den Schultern.
Ich sah direkt in ihre Eisblauen Augen und erschrak etwas, sie mich einfach geweckt hatte.
Ein Moment Atmeten wir beide einfach nur, geschockt von jeweils anderen. Dann setze ich mich langsam auf und guckte fragen zu Arizona, die meinen Gesichtsausdruck spiegelte. "Was?" Fing ich an, doch die blind haarige Frau unterbrach mich: "Du hattest glaube ich einen Albtraum! Hat sich zu mindestens so angehört!" "Wieso?" Fragte ich leicht aus der Bahn geworfen. Sie schmunzelte: "Naja du hast vor dich hin gemunkelt und mit deinen Händen die Luft gestreichelt!" "Ohh..!" Brachte ich nur leise, erstaunt raus. "Liebes, was hast du den geträumt?" Fragte sie zärtlich und täschelte meinen Arm.

Ich würde ihr ganz sicher nichts von diesem seltsamen Traum erzählen. Was war das bitte gewesen? War das etwa ein Sextraum gewesen? Überlegte ich. Aber es war doch garnicht zur Sache zwischen uns gekommen. Ich hatte ledelich seinen Körper gesehen und davon noch nicht mal alles.

"Ähh... Ja!" Stimmte ich ihr zu. Sie zog eine Augenbraue hoch und fragte neugierig: "Was hast du den geträumt?" "Ach... Ähm... Nur....Ähm... Das... Uns eine Spinne angegriffen hat... Ja...!" Log ich, da mir nichts anderes eingefallen war.
Doch wärend ich über meine Geschichte grinsen musste, weil es so albern war. Musterte sie mich nur ernst. So ernst wie ihr Blick, fragte sie mich: "Alles Okay bei dir?" Ich zuckte mit den Schultern und antwortete: "Ja natürlich... War ja nur ein Traum!"
Sie schenke mir ein kleines trauriges Lächeln,dann sprach sie: " Olivia und ich.... Wir haben auch oft Albträume!"
Verriet sie mir etwas traurig.

Es tat mir leid für sie.. Albträume war nicht schön... Nein.. Aber es waren doch nur Träume! Man wachte auf und merkte das alles gut war. Also verstand ich nicht warum die da so ein riesen Ding raus machte.

Und nur mal so unter uns, mein Traum war alles andere wie ein Albtraum gewesen! Nein mein Traum war heiß gewesen und ich hätte ihn gerne noch weiter geträumt. Damit ich ihn hätte fragen können ob er Jess war und was wir hier machten... Aber nein Arizona musste mich Wecken.
Es ärgerte mich ein wenig bis mir plötzlich die Frage in den Sinn kam. Warum sie meinen Traum mit bekommen hatte? Ich meine es war mitten in der Nacht, wie mir der Wecker verriet.

Kurzfristig fragte ich sie: "Wie hast du das eigentlich überhaupt mit bekommen das ich schlecht geträumt habe? Es ist mitten in der Nacht?"
Plötzlich war sie aus dem Konzept: "Ähh.. Ich habe was getrunken und da habe ich dich gehört!"
Ich nickte und lächelte sie freundlich an.

Das Leben ist zu kurz, um es zu hassen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt