Endlich war ich mit meinem Tagewerk fertig und konnte mich nun ausruhen. Lilli lag tief schlafen in ihrem Bett, das Essen stand zum aufwärmen bereit auf dem Herd und das bisschen Hausarbeit, welches das Personal nicht übernahm, hatte ich auch erledigt.
Nun war ich mit einem guten Buch und einer Tasse Tee ins Schlafzimmer verschwunden und kuschelte mich in das große Bett, vor mir knisterte leise ein warmes Kaminfeuer.
Ich hoffte, dass meine Frau bald nach Hause kommen würde, mir gefiel der Gedanke nicht dass sie gerade im OP stand und ein Menschenleben in ihren Händen schwebte..Zwar wusste ich, dass sie eine brillante Ärztin war und sie wirklich gut in dem war was sie tat, jedoch wusste ich auch, dass auch sie ihre Grenzen hatte.
Als wären meine Gedanken erhört worden, ging die Haustür auf und Arizona stand zwei Minuten später im Schlafzimmer. Unter ihren Augen hatten sich bereits leichte Schatten gebildet und sie hatte die Unterlippe leicht vorgeschoben.
Tränen bildeten sich in ihren Augen und plötzlich lief sie zu mir, schmiss sich zu mir und fiel mir um den Hals.
Sie schlurzte, als sie ihren Kopf auf meiner Schulter ruhen ließ. "Hey," flüsterte ich liebevoll und schloss die Arme um sie. "Was ist passiert mein Liebling?" Sie schlurzte nur.Ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf und hielt sie einfach nur in meinen Armen ohne groß etwas zu sagen. Wenn sie soweit war, würde sie sich schon erklären. Da war ich mir sicher.
Nach einiger Zeit sie hatte sich etwas beruhigt da erklärte sie auf Englisch: "Es geht mir nicht gut!" "Ich weiß," Antwortete ich auf derselben Sprach und fügte hinzu. "Und das ist auch vollkommen okay!"
Sie ging nicht darauf ein und erklärte sich nur weiter: "Die OP ist schief gelaufen, der Junge ist tot! Und dabei war die Wahrscheinlichkeit dass die OP missglückt sehr gering! Alles was ich mache geht schief!" "Ach quatsch," Ich schob sie von mir weg nur um sie wenig später wieder an meine Brust zu ziehen. "Das mit Kimberly ist nicht deine Schuld und dass die Op missglückt ist, ist genauso wenig deine Schuld! Manchmal sterben Menschen halt, selbst wenn man alles richtig macht! Das passiert!" "Warum!" Weinte sie nur. "Ich weiß es nicht mein Schatz! Es passiert halt!" Arizona zog die Nase hoch: "Das ist echt nicht okay!" "Manchmal ist das Leben unfair mein Schatz und das weiß du noch besser als ich!"
Ich zog sie auf meinen Schoß, während sie die Arme um mich schlug und laut schlurzend den Kopf erneut an meiner Brust vergrub.
"Ist ja gut meine Darling, ist ja gut!" Murmelte ich beruhigend auf sie ein während ich ihr sanft über den Rücken streichelte. "Lass es raus mein Baby!"Vorsichtig lehnte ich mich mit ihr zurück in die Kissen.
In diesem Moment fühlte ich mich so hilflos wie selten zuvor in meinem Leben. Ich wusste einfach nicht, wie ich ihr helfen konnte, wie ich ihr etwas Last abnehmen konnte.Nach etwa fünf Minuten beruhigte sich Arizona wieder und ich reichte ihr vom Nachttisch meinen Tee. Sie brauchte ihn dringender als ich.
Mit zittrigen Händen nahm sie ihn entgegen und fragte heiser: "Mit Milch?" "Mit Milch!" Bestätigte ich und sah, wie sie an dem lauwarmen Getränk nippte.
Ich nahm ihr die Tasse wieder ab und stellte sie geschickt wieder hin. "Taschentuch?" Fragte ich. "Ja bitte!" Murmelte sie wie ein trauriges Kind. Ich zog ihr einhändig eins aus der Box auf meinen Nachttisch und reichte es ihr, damit sie sich den Rest Tränen und Rotze, der nicht auf meiner Bluse gelandet war, abputzen konnte.Während Arizona die Nase putze gab ich ihr einen Kuss auf die Schläfe und fragte sanft: "Gehts dir ein bisschen besser?" Sie nickte und kuschelte sich wieder näher an mich.
Wenn sie so war zerbrach fast mein Herz vor lauter Liebe zu ihr. Ich gab ihr erneut einen Kuss auf die Stirn und murmelte auf Englisch in ihr Ohr: "Ich liebe dich!" "Ich dich auch!" Kam es müde zurück.
Nach einigen Minuten, die wir einfach nur so dalagen ergriff sie erneut das Wort: "Schon lächerlich...ich habe damals Frauen auf dem Scheiterhaufen dabei zugesehen wie sie qualvoll verbrannten, habe gesehen wie Jack dich misshandelt hat, wie du dadurch dein ungeborenes Kind verloren hast...und wie die Leute im Nationalsozialismus zu gerichtet wurden, nur weil sie eine andere Meinung, Religion oder Sexuelleorientierung hatten... und obwohl all diese Sachen tausendmal schlimmer waren, kann ich nicht aufhören, mich darüber aufzuregen und mich verantwortlich für den Tod der beiden Kinder zu machen...verstehst du was ich meine?" Ich dachte einen kurzen Moment über ihre Worte nach und antwortete dann: "Ich denke schon... Aber Air ich meine klar die ganze Sache mit den Frauen und der Krieg wo Milliarden von Menschen gestorben sind ist schlimm, aber deswegen ist diese Situation nicht weniger schlimm...und außerdem.... ich meine wir leben in einer anderen Zeit... heute sind Menschenleben etwas wert! Und das war damals nicht so und das weißt du! Außerdem war sie ewig deine Patientin und ist dir so mit der Zeit ans Herz gewachsen, sich dann schlecht und verzweifelt zu fühlen, ist nicht schwach oder jämmerlich, sondern menschlich!"
"Du hast ja schon Recht wenn ich so drüber nachdenke...aber ich fand es auch einfach so schlimm, dass sie nicht einfach verstorben ist sondern, noch eine ganze Weile bei Bewusstsein gewesen war... Ich meine sie hätte bei diesem Verletzungsbild doch fast sofort tot sein müssen...warum war sie dann noch so lange bei Bewusstsein und hatte wahrscheinlich bis die Ersthelfer kamen unfassbare Schmerzen...!" Erklärte sie sich verzweifelt. Ich zuckte leicht mit den Schultern, in dem Wissen das sie es spürte und antwortete: "Manchmal ist die Natur grausam zu einem! Aber da wo sie jetzt ist hat sie keine Schmerzen mehr und muss auch keine Behandlungen mehr über sich ergehen lassen! Außerdem war es ihr Wunsch, so musst du denken, mein Darling!" Als Antwort erhob sie sich, kletterte von mir runter nur um sich neben mich zu legen und mich anzuschauen. Ihre eisblauen Augen sahen direkt in die meinen, doch ich wusste nicht, wonach sie suchte.
Da mir ihr starren langsam etwas unangenehm wurde und ich sie weiter trösten wollte, schlug ich vor: "Soll ich dir deinen Lieblingstee kochen?" Ich tippte auf ihre Nasenspitze und beobachtete, wie sie blinzelte. Erst reagierte sie nicht, dann nickte sie jedoch langsam. Ich schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln und kletterte über sie, um auf zu stehen: "Dann komm!" Ich hielt ihr eine Hand hin, um ihr hoch zu helfen. Die junge Frau nahm sie und stand auf, ich legte ihr eine Hand auf den Rücken. "Soll ich dir ein wenig Whisky in den Tee mischen? Das magst du doch so!" "Das klingt gut, obwohl wir noch nicht mal Mittag haben!" Sie schnaubte belustigt. Ich grinste: "Schon mal muss man sich eben gönnen!"
In der Küche angekommen, ging ich vor und klopfte auf die Arbeitsfläche. "Setzt dich mein Herz!" Arizona tat wie ich ihr befahl und hüfte mit ihren Po auf die Arbeitsfläche!" "Ich muss dir ja wirklich was bedeuten, wenn du mir nicht nur Tee kochst, sondern mich auch noch auf deiner Küche sitzen lässt!" "Ja, aber gewöhn dich nicht dran!" Sie grinste leicht und murmelte: "Schade!"
Ich füllte Wasser in den Wasserkocher und ließ dieses aufkochen, während ich eine von ihren Lieblings- Teesorten in dem dafür vorgesehenen Sieb in eine Tasse gab und mit einem ordentlichen Schluck Alkohol übergoss. Währenddessen musterten Arizonas Augen jeden Schritt ganz genau.
Nachdem ich die Tasse mit heißem Wasser gefüllt hatte und dieser nun ziehen musste, ging ich zu meiner mitgenommen Frau und drängte mich mit der Hüfte zwischen ihre Beine und umarmte ihre Taille. Sie legte mir die Arme um und stützte den Kopf auf meiner Schulter.
"Ist doch alles scheiße!" Murmelte sie und ich bestätigte wenig später im selben Ton die Aussage.______________
Hallo Leute !
Ich hoffe es geht euch allen gut und das Kapitel hat euch gefallen!
Liebe Grüße an euch :))
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Das Leben ist zu kurz, um es zu hassen
VampireIn der Geschichte geht es um die 14-jährige Lilli, die an Lungenkrebs erkrankt ist. Ihre Eltern sind auf ihrer lang erarbeiteten Weltreise, während sie allein im Krankenhaus zurückbleibt. In dieser schweren Zeit übernimmt die engagierte Ärztin Oliv...