49. Unfähig

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“Bist du eigentlich noch mit diesem Jessie zusammen?” Fragte Jana nach einigen Momenten des schweigens. Ich schwieg einige Sekunden, denn der Gedanke an ihn schmerze noch immer ziemlich. “Nee….Er hat kurz nachdem ich meine Haare verloren habe Schluss gemacht...Er könnte das nicht…und so!Kannst du dir ja vorstellen!” Sie schenkte mir ein trauriges Lächeln und meinte dann gehässig: “Ich fand den sowieso komisch….Jessie,” Sie schwieg einen Moment und dachte nach. “Das hört sich schon so schwul an!” Sie kicherte gehässig und ich konnte es mir nicht verkneifen mit einzusteigen. Als ich mich wieder beruhigt hatte erklärte ich jedoch tadelnd: “Jana benutzt nicht das Wort ‘schwul’ als Schimpfwort! Das ist voll respektlos gegenüber Schwulen!” Sie sah mich irritiert an und ich sprach weiter. “Ja überleg mal! Dann hätten sie, ihn an der Backe!” Sie brach in schallendes Gelächter aus. 
“Aber im Ernst! Mach das nicht!” Fügte ich später hinzu und Jana entschuldigte sich leicht gereizt: “Sorry! Ist nh Gewohnheit  von mir!” 

Einige Momente schweigen traten erneut ein und ich fragte, um das peinliche Schweigen zu brechen: “Wie sieht es eigentlich bei dir aus? Hast du einen Freund?” Sie grinste wie ein honigkuchenpferd und quiekte aufgeregt: Ja! Er heißt Tom! Er ist so süß! Er hat mir letztens sogar Blumen und eine Kette geschenkt und vielleicht ziehe ich bald bei ihm ein!” 

In meinem Kopf flammte erneut Eifersucht auf, doch so schnell wie ich konnte, nahm ich sie und sperrte sie in meinen Hinterkopf. Ich war Janas Freundin und ich musste mich für sie freuen, was ich auch tat. Freudig aufgeregt meinte ich: “Oh mein Gott wie süß! Hast du Bilder? Wie alt ist er? Geht er noch zur Schule? Wie habt ihr euch kennengelernt und wie lange kennt ihr euch schon?” Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und öffnete die Galerie. Sofort kamen lauter Selfies von ihr und ihm zum Vorschein. Sie klickte auf eines und reichte mir ihr Smartphone, so dass ich mir die Fotografie genauer ansehen konnte. “Also Tom ist 19 Jahre alt und Schweißer! Kennengelernt haben wir uns ihr und die ganze Sache läuft erst seit ein paar Wochen wirklich fest! Aber ich bin mir sicher das es für immer halten wird!” Erklärte sie überwältigt.

Jana und er grinsten beide breit in die Kamera und sahen dabei so glücklich und verliebt aus, wie ich es sonst nur von Air und Olivia kannte. 
Jana trug eine schwarze Mütze, worunter viele weiße Haarsträhnen heraus guckten und zum ersten mal fielen mir ihre dunkelgrünen Augen so richtig auf. Dann schlichen meine Augen weiter zu dem Jungen. 
Er hatte genauso helles Haar wie sie, was seine Zähne im gegensatz zu Janas, sehr gelb scheinen ließen. Seine Augen waren blau, doch nicht annähernd so schön wie Arizonas eisblaue. Außerdem wirkten seine Augen irgendwie benebelt und tot, während Air’s fast immer aufgeregt und glücklich strahlten. 
Zu dem hatte er auch noch eine große Hakennase, die wirklich nicht in sein Gesicht passte. 

“Und?” Holte Jana mich aus meinen beobachtungen. “Wie findest du ihn?” Ich lächelte gekünstelt und meine um sie nicht zu verletzen: “Er ist richtig süß..Ihr seid richtig süß!” Sie strahlte mich an und fiel mir um den Hals. 

Doch in dieser Position verharrten wir nicht lange, da mich auf einmal ein starker Hustenanfall einholte. 
Jana sah mich besorgt an und fragte: “Hast du dieses Inhalator Ding mit?” Nickend und mit einer Hand vor dem Mund suchte ich leicht überfordert meine Taschen ab und musste plötzlich mit erschrecken feststellen, dass ich ihn nicht dabei hatte. Also würde ich den ganzen Hustenanfall aushalten müssen, obwohl mir meine Lunge schon jetzt schmerzte. 

Jana beobachtete die ganze Situation und schlug vor: “Trink doch etwas..!Also bei mir hilft das immer!” Das war natürlich eine sehr gute Idee und so stand ich schwerfällig von ihrem Bett auf, auch wenn sich mich am Arm festhielt und meinte: “Bleib sitzen! Ich hole dir was!” 
Doch ich schüttelte den Kopf und murmelte während ich gegen meinen Hustenreiz an kämpfte: “Ge..ht schon!” Ich wollte um ehrlich zu sein von ihr Weg, da wenn ich so heftig hustete, wie jetzt, hin und wieder ein paar gelblich Klumpen mit kamen, was zwar nicht schlimm war, aber eklig und ich wollte nicht, dass sie es mit bekam. 

Das Leben ist zu kurz, um es zu hassen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt