Kapitel 13

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Blaze

Es war Folter. Es war Folter ihr dabei zu sehen zu müssen, wie sie sich so ansehnlich bewegt. Folter zu wissen, dass ich sie nie berühren könnte. Die süßeste Folter, die ich je erfahren habe. Natürlich ich könnte sie bestimmt dazu bringen, auf verschiedenste Arten, aber nie freiwillig. Sie würde sich nie freiwillig von mir anfassen lassen, geschweige denn mich anfassen. Bestimmt nicht und trotzdem werde ich heute wieder zu ihr gehen. Es war vielleicht Folter, aber Ablenkung. Und die kann ich heute nochmal gut gebrauchen, denn morgen Abend ist es so weit.

Wäre mein Kopf nicht damit beschäftigt, mir immer wieder die Bilder von gestern Abend vorzuführen, würde ich mir den Schädel wahrscheinlich gegen die Wand schlagen. Ich habe schonmal getötet, aber das morgen wird anders. Es wird pure Rache. Und es wird auch nicht einfach nur ein Mord. Das Lager ist nicht umsonst abgeschieden und mit über ein Meter dicken Wänden ausgestattet. Ich weiß, dass diese Arbeit jemand anderes übernehmen könnte. Aber was ist schon ein Mann, der sich nicht selbst die Hände dreckig machen kann? An meinen Händen klebt mit oder ohne morgen schon genug Blut, diese paar Spritzer werden nicht den Unterschied machen.

Mein Vater hat mich gestern in Ruhe gelassen. Zum Abendessen bin ich erst gar nicht aufgetaucht und es hat auch keiner nach gefragt. Vater war schon immer stolz auf Nate. Aus den Gründen, warum Nesrin, Nathan und Simon ihn verabscheut haben. Nate war skrupelos. Er war ein man der Familie und des Geschäfts und hat alles und jeden vernichtet, der einer dieser beiden Dinge auch schaden wollte. Mein Bruder hat mir nie viel über seine Arbeit erzählt, die meisten Dinge wusste ich von Dad oder anderen Verwandten. Wie alle bei einem Festessen Nate lobten für den beeindruckenden neuen Deal, den ausgezeichneten Überfall, den neuerworbenen reichen Kunden, aber er erzählte mir nie viel. Ich kannte Nate, ihn, nicht den Mann, der tötete und folterte. Wenn mich jemand fragen würde, wie Nate war, würde ich wahrscheinlich antworten "Er war der beste große Bruder, den sich hätte wünschen können. Ich habe großes Glück ein Teil seiner Familie zu sein.". Wenn man mich nach seinen Eigenschaften fragen würde, würde ich folgende aufzählen, beschützend, tapfer, treu, stark und intelligent. Doch so war er nur zu mir und Mutter und in gewisser Weise mit Vater. Doch jede Person, der er nichts schuldig war, war auch nicht sein Freund. Selbst seine engsten Freunde, mussten ganz genau aufpassen, mit dem was sie sagten und taten. Ich kann nicht grade behaupten, dass Nates Suchtweise in Bezug auf Frauen und anderen Dingen mich sonderlich geprägt hat und so ist es auch besser.

Einmal hat er zu mir gesagt, „Such dir eine Frau die dumm genug ist zu glauben, du würdest sie wollen, aber schlau genug ist dir eine gute Mahlzeit zu kochen.". Er hatte hunderte dieser Sprüche auf Lager, doch sobald eine Frau in der Nähe war, hat er ihr Honig ums Maul geschmiert wie niemand sonst. Nur an Nesrin sind diese Worte abgeprallt wie Kugeln an einem Schild. Aber Nesrin ist wohl immun gegen jedes Wort, das aus dem Mund eines Mannes kommt.

Ein Klopfen an meiner Tür zum Büro, reißt mich aus meinen Gedanken. Ich drehe mich von dem Fenster weg, welches mir eine nicht sehr beeindruckende Sicht auf den dunklen, verlassenen und schlechten Teil der Stadt bietet und hin zur Tür, die bereits einen Spalt geöffnet wurde. Ohne dass ich „herein" rufen muss, tritt mein Onkel ein. Es ist Gang und Gebe bei der Arbeit Hose und Hemd zu tragen. Und Arbeit ist zu jeder Zeit, die du nicht in deinen eigenen Vier Wänden mit deiner engsten Familie verbringst. Bis jetzt konnte ich herzlich darauf verzichten, doch seit gestern hab ich meine schwarzen Shirts durch schwarze Hemden ausgetauscht. Eng genug, um Muskeln zu zeigen und mit genug geöffneten Knöpfen und hochgerollten Ärmeln, um meine Tattoos zu zeigen.

Mein Onkel schließt die Tür hinter sich und nickt zur Begrüßung in meine Richtung. Er ist nicht besonders groß. 1,80 vielleicht. Seine beiden Brüder hat es besser getroffen mit der Größe und mich selbst auch. Sonst sieht hat er viel gemeinsam mit Vater, man erkennt sofort, dass sie Brüder sind. Trotzdem sollte man ihn nicht unterschätzen, auf keinen Fall. „Wie sieht es aus?" Weiter spezifizieren braucht er sich nicht. „Ich weiß, was ich tue und wann.", antworte ich in einer Stimme, die genug Selbstvertrauen für uns beide ausstrahlt. „Und das wäre?", fragt er weiter nach. Dabei tritt er in strammen Schritten näher an meinen Schreibtisch heran. Das einzige Möbelstück, was und trennt. „Morgen Abend"

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