Kapitel 21

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Ganze Fünf Stunden konnte ich schlafen. Fünf Stunden mehr als in den meisten meiner letzten Nächte. Und diese Fünf Stunden lagen sicher an diesem traumhaften Bett.
Selbst wenn ich schon seit bestimmt einer Stunde wach bin und die Sonne langsam draußen aufgeht, habe ich mich noch nicht einen Zentimeter aus diesem Bett bewegt. Dafür ist es einfach zu gut, zu weich und zu warm. Selbst im Vergleich zu meinem alten Bett ist dieses Bett ein Geschenk des Himmels. Es fühlt sich an als würde man auf Wolken schlafen und der Bettbezug sieht sogar so aus, als hätte man ihn aus Wolken zusammengenäht. Auch der Rest in diesem Zimmer ist tausend Mal besser als das, was ich im Club hatte. Das Zimmer besteht aus einem großen Doppelbett, das mit Abstand jetzt schon mein liebstes Teil hier ist, einem Sessel links im Raum, einer Kommode mit riesigem Flachbildschirm darüber direkt an der Wand gegenüber vom Bett und zwei Türen, beide auf einer Seite des Fernsehers, die einmal zum Badezimmer und einmal zu einem begehbaren Kleiderschrank führen. Ich habe dieses Zimmer gestern auf den Kopf gestellt, ohne wirklich auf der Suche nach irgendwas zu sein und dementsprechend hab ich auch nichts gefunden. Nicht mal einen Staubkorn. Die Schubladen sind leer, genau wie der Kleiderschrank, nur ein paar Kosmetika im Schrank im Badezimmer. Alles ist schwarz, weiß oder in einem Grauton und glänzt vor Sauberkeit.

Gestern Abend saß ich ganz allein am riesigen Esstisch. Blaze war nirgendwo zu sehen oder zu hören, es war alles leer und still. Ich habe nur den hellen Ton gehört, der den Aufzug ankündigt und Fünf Minuten später hab ich mich getraut aus meinem Zimmer zu kommen. Da stand schon ein Teller mit Lachs, Kartoffeln, Gemüse und Wasser auf dem Glastisch. Ich habe nicht viel davon gegessen, aber ich wollte nicht das Essen so angerührt stehen lassen, also hab ich den Rest einfach in den Müll geschmissen und ein paar Papiertücher drüber gelegt. Ich hätte mir gerne auch die restlichen Ecken und Zimmer des Apartments angeschaut, aber ich war zu müde und vielleicht auch etwas zu vorsichtig, um herumzuschnüffeln.

Daran könnt ich mich auf alle Fälle gewöhnen. Wäre da nicht der heiße Mörder, der nur ein paar Türen weiter neben mir schläft. Doch erschreckender Weise war es nicht mal dieser Gedanke, der mich wach gehalten hat. Ich muss zu geben, Snyder war schon eins meiner Probleme, aber nicht aus dem Grund, weil er ein Mörder ist, sondern viel mehr, weil ich aus ihm nicht schlau werde und wenn mich das jetzt schon verrückt macht, will ich mir gar nicht vorstellen, wie verrückt es mich macht, wenn ich hier tatsächlich für die nächsten Wochen lebe. Es ergibt keinen Sinn. Er hätte an all das, an was er mit mir kommen will, so viel einfacher kommen können, hätte er mich einfach seinem oder meinem Vater ausgeliefert. Hätte er das nicht als skrupelloser Gangster tun müssen? Und dann ist da noch die Sache mit meiner aufgeflogenen Identität. Wenn er es herausgefunden hat, wer ich wirklich bin, wie lange werden andere dafür brauchen?

Mir kommen plötzlich wieder Blazes Worte wieder in den Kopf. Er hat irgendwas von Unterricht geredet und Shoppen. Er nimmt die Sache wirklich ernst und ich habe keinen blassen Schimmer warum.

Ein lautes Klopfen an meiner Tür reißt mich aus den Gedanken und mein Oberkörper dreht sich in Richtung der Laute, doch statt so etwas zu antworten wie „Herein" oder „Nicht reinkommen", bleib ich still, mein Mund jedoch ein Stück auf. Wer klopft denn bitte um diese Zeit, hier an die Tür? Doch die Frage kann ich mir schon selbst beantworten, bevor die Klinke runter gedrückt und die Tür geöffnet wird. Ich hab mich schon auf meinen Unterarm abgestützt und obwohl ich ein T-Shirt trage, ziehe ich die dicke Decke bis zu meiner Brust hoch.
Im Türrahmen steht ein in schwarz gekleideter Blaze Snyder. Seine Haare sind noch etwas nass, sodass, selbst wenn er sie nach hinten gekämmt hat, in Strähnen teilweise vom Kopf fallen. Er kann doch noch nicht lange wach sein? Aber was mich viel mehr irritiert ist seine Kleidung. Die ist zwar schwarz und unauffällig, wie sonst, aber es ist kein Hemd, keine Stoffhose oder Jeans. Blaze steckt in einer weiten Sporthose, die ihm knapp bis zu den Knien reicht, dazu ein schwarzes T-Shirt und ein paar Sportschuhe. Jetzt kommt mir auch schon direkt die nächste Frage in den Kopf.

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