Kapitel 37

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Das laute Geräusch, das den Aufzug ankündigt weckt mich am Samstag Morgen aus meinem unruhigen Schlaf. Mit den Sachen an meinem Körper, die ich gestern schon den ganzen Tag an hatte und einer Frisur, die einem Vogelnest ähnelt, drück ich mich blitzschnell auf dem Sofa hoch, um über die Rückenlehne schauen zu können. Ein hoffnungsvolles „Blaze?" kommt mir sofort unkontrolliert über die Lippen, doch ich werde bitter enttäuscht. Aus dem Aufzug steigt die kleine rothaarige Hannah, die fröhlich in meine Richtung winkt. „Ich muss dich enttäuschen, Mädchen.", ruft sie mit belebter Stimme.

„Wo ist er? Ich mein wann kommt er denn wieder? Wissen sie wo er ist?" Ich frag alles, nur nicht, was ich mich wirklich frage, Geht es ihm gut?. Hannah nickt eifrig und kommt mit kleinen, aber schnellen Schritten in meine Richtung. „Sir Snyder geht es gut, er hat sich heute morgen telefonisch bei mir gemeldet und darum gebeten, mich etwas um dich zu kümmern." Mir fällt ein Stein von Herzen. Die kleine Frau macht einen kleinen Bogen um das eckige Sofa, dann drückt sie an der Wand neben dem Fenster einen Knopf und die Rollladen beginnen mit einen summenden Geräusch nach oben zu fahren. Mit jedem Zentimeter, den sie sich aufrollen, kommt ein neuer heller Sonnenstrahl, der ins Zimmer fällt.

Vor Erschöpfung und Müdigkeit stöhnend halte ich mir die Hand vor die Augen und werfe mich wieder zurück in die Kissen. „Nicht wieder schlafen, davon hattest du sicher schon genügend." Ganz sicher nicht. „Wir müssen dich auf Vordermann bringen und diese Augenringe wegschaffen. Hopp, Hopp, aufstehen." Sie klatscht dabei treibend in die Hände, ich aber drück mir nur noch fester auf die Augen. „Wozu denn überhaupt der ganze Aufstand?", frag ich genervt. „Na heute ist der Maskenball, Mädchen. Und du bist die Begleitung von dem jungen Herrn. Außerdem sehen deine Haare aus wie Stroh, deine Augen, als hätte dich jemand verprügelt und dein Körperduft lässt bestimmt auch zu wünschen übrig." Mir fällt zwar kurz der Mund über die Unverschämtheiten auf, dann muss ich aber tatsächlich etwas schmunzeln. Unrecht hat sie ja nicht.

„Ich lasse dir ein Bad ein, während du dich aus diesen Berg von Kissen kämpfst. Danach kümmern wir uns um Haar, Haut, deinen Magen und zuletzt das Kostüm." Ein ganzer Tag nur um mich aufzubrezeln, das kann mal was werden. Ich höre wie Hannah sich auf den Weg in den Flur begibt und kurze Zeit später, wie sie das Wasser in die Wanne lässt. Ab den Punkt, wälze ich mich dann aus den Laken, um mal einen Blick in den Spiegel zu werfen, der im Flur hängt und mich von Kopf bis Fuß zeigt. Meine Haare sind nicht nur verknotet und in einen schlampigen Dutt gebunden, der Ansatz wächst immer weiter raus und das goldblonde scheint durch das strohgrau durch. Meine Augenringe waren mal größer, aber sind auf keinen Fall zu übersehen, genauso wenig wie die paar blauen Flecken, die beim Training mit Nesrin entstanden sind. Doch was mir als erstes ins Auge fällt ist mein Körper.

In den Tagen hier bei Blaze und umgeben von seinen Freunden hab ich zugenommen, so sehr, dass es schon etwas auffällt. Als erstes nehme ich im Gesicht und Beinen zu und das zusätzliche Gewicht und Muskeln sorgen für ein gesünderes Aussehen. Das Essen hat sich auch auf meine Haut ausgewirkt, die viel mehr strahlt und weniger blass scheint. Was eine Veränderung in dieser kurzen Zeit. Und warum? Weil es mir hier gut geht. Weil ich glücklich bin. Und noch glücklicher werde ich heute Abend an Blazes Seite sein, das steht für mich fest. „Bevorzugst du Lavendel oder Rosen Duft?", fragt mich Hannah, die etwas weiter weg von mir im Flur auftaucht. „Lavendel"

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Ich weiß nicht wann ich das letzte mal ein heißes, duftendes Bad genommen habe. Oder wann ich so glattrasierte und weiche Haut hatte. Oder wann ich mal eine Maske im Gesicht hatte. Hannah hat sogar eine Masseurin bestellt, die mir nach dem Bad den Körper eingeölt und massiert hat. Es wurde an alles gedacht. Ein Frisur taucht am frühen Nachmittag auf, um mir nicht nur die Haare in mein Goldblond zurück zu färben, sondern auch um mir die Spitzen zu schneiden und schließlich meine Haare zu locken und die Hälfte mit tausend Nadeln hochzustecken. Am Ende stehe ich wie aus dem Ei gepellt in roter Spitzenunterwäsche in meinem Zimmer, als Hannah mit einer Kleiderstange kommt, auf der ein Kleid hängt, das mir selbst im ungetragenem Zustand den Atem stiehlt. „Eine Sonderanfertigung.", meint Hannah mit einem stolzen Unterton. „Wow", hauch ich und trau mich kaum einen Schritt heran zu treten. „Nicht wahr? Der Herr hat einen guten Geschmack."

„Nur mit dir" |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt