Ich hätte nie gedacht, dass ich das Spazieren auf vollen Straßen so vermissen würde. Ich hab mir auch eine Sonnenbrille aufgesetzt und dazu einen Sonnenhut, um so viel von meinem Gesicht zu verstecken, wie nur möglich. Außerdem hab ich mir vorgenommen an etwas Haarfarbe zu kommen, mal sehen wie weit ich mit meinen 20 Dollar, die ich noch von meiner Flucht hab komme, denn etwas brauche ich auch für das Cafe.
Die Straßen um das Apartment herum waren erschreckend leer, als wüsste jeder ganz genau, wer hier wohnt. Doch je weiter ich weg bin, desto mehr Getummel taucht auf. Witziger Weise hat die Nähe des Cafes anscheinend genau die gleiche Auswirkung auf die Menschen, denn auch in dessen Nähe lassen sich nur wenig Personen blicken. Als ich endlich vor dem rot gestrichenen kleinem Haus stehe, das inmitten von weißen Hochhäusern ruht, krame ich aus der kleinen Umhängetasche das Stück Papier mit dem Foto raus. Ich halte es genau so, dass ich sowohl das Gebäude auf dem Bild, als auch das vor mir sehen kann.
Selbst wenn die Qualität des Fotos nicht die beste ist, erkennt man doch vieles genau. Die Farbe war früher etwas dunkler, es muss in den Jahren mit einem knalligeren Rotton überstrichen worden sein. Was gleich geblieben ist, sind jedoch die weißen, aus Holz gemachten, Fensterläden und das gerostete Schild, das über der Glastür hängt, das zum eintreten einlädt. Mit einem Seufzen stecke ich das Foto gefaltet wieder ein und werfe noch einen Blick hinein, bevor ich die Tür aufdrücke. Auf den ersten Blick scheint keiner da zu sein, nicht mal ein Barista oder Kellner, kurz überkommt mich eine gewisse Enttäuschung. Was wenn das Cafe heut gar nicht auf hat? Oder schon längst für immer geschlossen ist?
Aber als ich mich mit der Seite gegen die Tür drücke, gibt diese sofort unter meinem Gewicht nach und eine Glocke, die über der Tür an der Decke hängen muss, kündigt, wem auch immer, meine Anwesenheit an. Es ist wirklich nur ein kleiner Laden. Es gibt eine Bar mit Vier Barhocker, direkt schräg gegenüber des Eingangs, hinter der Tassen und Kaffeemaschinen ihren Platz haben und ein kleiner Fernseher hängt da auch noch. Sonst stehen im Raum noch drei kleine Rundtische mit jeweils Zwei oder Drei Stühlen und ein weiterer hoher Tisch, mit Barhocker ganz hinten in der Ecke an einem Fenster. Und dort sitzt doch tatsächlich jemand.
Auf einem hohen Holzhocker vor einer Wand voll mit alten Fotos und ein paar gemalten Werken sitzt ein älterer Mann mit blondbraunen Haar, durch das sich mehrere graue Strähnen ziehen, die ihn noch etwas älter aussehen lassen. Er ist groß und obwohl er nicht sehr breite Schultern hat, wirkt er breit und stark. Er hebt seinen Blick von der Zeitung, die er grade liest und guckt mich ohne Ausdruck mit seinen großen braunen, runden Augen von seinem Platz an. Auch sein Gesicht ist gezeichnet vom Alter. Falten und selbst in seiner Augenbraue vermischt sich die Farbe mit dem Grau. Ich prüfe mit einem Blick ob doch noch jemand aufgetaucht ist, aber nur wir beide scheinen grade da zu sein.
Ich nehme mit einer kleinen Bewegung die Sonnenbrille ab, denn hier drinnen erregt diese wohl mehr Aufsehen, als mein eigentliches Aussehen und drehe mich dem Mann und seiner Tasse zu. „Entschuldigen Sie", kommt es in einer eher leisen und unsicheren Stimme von mir. Der Mann hebt sein Kinn sofort interessiert noch ein Stück höher. Bevor ich weiter rede, räuspere ich mich, um den Kloß aus dem Hals zu kriegen. „Entschuldige, sind Sie... wissen Sie, wo der Manager oder... oder ein Arbeiter des Cafes ist?", frag ich und spiele etwas nervös mit der Sonnenbrille vor meinem Bauch herum. Der Mann setzt ein freundliches, aber zaghaftes Lächeln auf und setzt sich aufrechter hin. „Der Barista müsste jeden Moment kommen, er kümmert sich grade um irgendein Missgeschick hinten in der Küche." Seine Augen inspizieren mich einen Moment länger, doch das ist nicht dieses langsame und eklige Inspizieren, bei dem ich immer eine Gänsehaut kriege, wenn ein Mann diesen Blick aufbringt. Es ist eher so, als wolle sich der Mann einfach nur ein besseres Bild von mir machen.
„Ich habe Sie noch nie hier gesehen, junge Dame." Er muss also öfters hier sein, vielleicht weiß er ja auch ein paar der Informationen, die ich brauche. „Was führt Sie hier her?"
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„Nur mit dir" |✔️
RomanceElea führte ein perfektes Leben. Natürlich, denn wie kann es anders sein, wenn man Tochter eines reichen Mannes und einer wunderschönen Frau ist? Doch hinter den Fassaden der großen Villa haben sich ihr Leben lang Risse verborgen. Nachdem ihre Mutte...