Kapitel 51

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Simon hat uns zu einem Gebäude gefahren, dass von außen wie ein großes Parkhaus wirkt, doch es stellt sich heraus, das darunter sich ein ganzen Labyrinth aus Türen und Zimmern befindet. Hinter einer dieser Türen erwartet uns ein Flur, der genauso auch in einem Krankenhaus sein könnte. „Das sind reiche Verbrecher, die täglich mit Waffen rumlaufen, die haben sich vorbereitet, wie ich gesagt hab. Ihr ganz eigenes kleines Krankenhaus und ein Arzt, der für eine gute Summe immer bereit steht.", erklärt mir Simon, als er meinen verwirrten Blick sieht. „Setz dich, es wird eine Weile dauern." Er deutet auf ein Sofa, das an der Wand steht, daneben ein Tisch mit einer Karaffe voll Wasser, gestapelte Gläser und sogar ein kleiner Kaktus. Ich setze mich, reibe die Hände dabei aneinander und merke erst da, dass daran schon bereits getrocknetes Blut klebt. Mir dreht sich der Magen sofort um.

„Warte, ich bring dir, was zum sauber machen und umziehen." Sobald er das gesagt hat verschwindet er auch schon ein einen Raum, lässt die Tür dabei so auf, dass ich erkennen kann, dass es sich dabei um eine Art Abstellraum hält. Daraus holt er Kleidung, die eigentlich für Leute im OP gedacht ist, ein Handtusch und steriles Wasser in einem Plastik Beutel. Ich lass mir von ihm helfen, bis beinahe alles Blut von meinen Händen ist, außer das, das noch fest und trocken unter meinen Fingernägeln klebt. Beim Ausziehen der Hose, dreht er sich von mir weg. Während all dem redet er immer wieder beruhigend auf mich ein. Stellt mir sinnlose Fragen, die mich ablenken sollen und wenn ich nicht antworte, erklärt er, dass alles gut werden wird. Als die Arbeit erledigt ist, sinke ich wieder mit ihm auf das Sofa. Es fühlt sich alles so surreal an.

Meine Angst um Blaze ist nicht verschwunden, auf keinen Fall, aber nach mindestens Zwei Stunden des Wartens, beginnen meine Gedanken zu schweifen. Ich beginne daran zu denken, dass der Mann, der mich erzogen hat, der seit meiner Geburt da war, den Vater nannte, gar nicht mein Vater ist. Und das der Mann, der angeblich Blazes Tante und noch ganz viele andere Menschen umgebracht haben soll, der Mann, der mir über meine Mutter erzählt hat, mein Vater sein soll. Auch bei diesen Gedanken geht es mir nicht grade besser. Zum Glück überkommt mich irgendwann ein Schwächeanfall, den ich einfach über mich ergehen lasse. Meine Augen fallen zu und langsam aber sicher wird mein Geist benebelt, bis mein Bewusstsein dahin ist.

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Schweißgebadet und mit einem Herzen, das mir droht aus der Brust zu springen, schrecke ich aus meinem unruhigen Schlaf. Ich stützt mich auf, ich hab auf Simons Schoß gelegen und er war es auch, der mich geweckt hat. Seine Hand liegt auf meinem Arm. Ich muss mich noch orientieren, noch realisieren, dass das, was ich grade geträumt habe nur ein Albtraum war. Oder nur zum Teil ein Traum war. Ich hab davon geträumt, wie Blazes erschossen wurde. Die Kugel hat ihn umgebracht und ich saß weinend und jammernd in seinem Blut. Nur ein Teil von dessen ist wahr, meine körperliche Reaktion jedoch vollkommen echt. „Du hast nur schlecht geträumt.", meint Simon eindringlich. Ich seufze und lass mich wieder runter auf seinen Schoß, mein Kopf auf seinem Schenkel. Als ich nach vorne gucke, stehen Nathan und Nesrin dort beide. Beide mit finsteren und gleichzeitig besorgten Mienen. Beide still, nur Nesrin schaut einmal zu mir, dann wieder auf den Boden. Ich beschließe, dass ich mir Antworten holen sollte.

„Mein Vater... ich mein der Bürgermeister, er ist geflohen oder?" Meine Frage kommt plötzlich, aber Simon lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Die anderen hören nur zu, sagen aber nichst.

„Ja, er wurde raus eskortiert von seinen Männern und ist dann gefahren. Er hat keine Ahnung, dass du da warst." Ich kann nicht mal wirklich erleichtert darüber sein. „Warum war Blaze da?" Bei der Frage, merk ich schon wieder die Tränen brennen und meine Stimme beben. „Er wusste wohin du gehen würdest. Du hattest nichts anderes und er wusste, dass Elias dir von deiner Mutter erzählen konnte. Er wusste aber auch von seinen Spionen, dass Arthur vor einer halben Stunde gesichtet wurde. Ganz in der Nähe, er hat sich seit Tagen mal wieder blicken lassen. Blaze hat sofort das Schlimmste angenommen und hatte damit recht." Ich schniefe, riebe mir dabei mit meiner Hand übers Auge. „Wer... wer hat auf ihn geschossen?" Ich muss die Augen zukneifen, um mich zu beherrschen.

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