Ich verstehe es nicht. Eigentlich versteh ich nichts mehr. Dass eine Strippclub Besitzerin meinem Vater einen Besuch abstattet konnte ich irgendwie noch verdauen, aber dass die beste Freundin meiner Mutter vor Zwanzig, Dreißig Jahren in Kontakt mit den Snyders stand und jetzt in einer Kiste von Blaze auftaucht ist zu viel. Meine Mutter hat mir nicht viel über ihre Jugend oder ihre frühe Vergangenheit erzählt, aber eins weiß ich. Sie und Ophelia, so heißt Roxs Mum, kamen aus schwierigen Verhältnissen und Familien und haben sich immer unterstützt. Wenn Ophelia also da war, war es meine Mutter auch. Doch das beantwortet noch lange nicht das große Fragezeichen über meinem Kopf. Warum?
Und der einzige Mensch, der mir grade wirklich weiterhelfen könnte ist weg, nachdem ich ihm gesagt, habe, dass ich ihn hassen würde. Ein besseres Timing gibt es wohl kaum.
Da ich sonst nichts weiter tun kann, um dem Foto auf die Schliche zu kommen, außer das Cafe zu suchen, vor dem das Bild entstand und ich nicht Blazes Computer durchsuchen werde, den ich sowieso nicht hacken könnte, muss ich meine Zeit schnell wieder anderen Sachen widmen. Wie dem Lesen der vielen Bücher, die er mir bereit gestellt hat.
--
Auch den Sonntag verbringe ich mit den Sachen, die mir Spaß machen. Das freie Tanzen, das Lesen der romantisch, düsteren Bücher und ich bin sogar so frei und backe ein paar Kekse, die mir beinahe verbrennen, aber ich kann sie nochmal retten. Die Stunden ziehen dahin und irgendwann geht die Sonne unter. Da kommt nicht zum ersten Mal die Frage auf, wo bleibt Blaze? Er sollte fürs Wochenende weg sein, aber keiner hat mir gesagt, ob das bedeutet, dass er Sonntag Zuhause sein wird oder Montag. Ich bleibe bis spät in die Nacht wach und warte vergeblich darauf, das dieses dämlich Ding des Aufzugs ertönt. Doch... nichts. Es passiert nichts. Ganz langsam breiter sich ein mulmiges Gefühl bei mir im Bauch aus. Ob es wirklich Sorge um diesen Mann ist, will ich gar nicht wissen, aber ich weiß, dass ich will, dass er auftaucht. So schnell, wie es nur geht. Was ist denn wenn irgendwas passiert ist? Oder Lolita wirklich eine schwache Stelle ist? Was ist wenn er nicht mehr zurück kommt?
Ich mache mich selbst verrückt und um ja nicht zu verpassen, wenn Blaze hier eintrifft, lege ich mich mit meiner Decke auf das Sofa. Ich schlafe nicht wirklich ein, aber ich find wenigstens etwas Erholung.
--
Ich spüre, wie sich Hände um meinen Körper legen und höre tiefe Atemzüge in meinen Ohren. Ich muss eingeschlafen sein. Erschrocken reiß ich die Augen auf und blicke in die kalten, grauen Augen, die mich die letzten Tage verfolgen. Ich will es nicht, aber ich atme tatsächlich erleichtert aus. Blaze hat sich zu mir runtergebeugt und seine Arme hält er grade so, als wolle er etwas tragen. Mich tragen, die sich grade schnell aufgesetzt hat. Draußen wird es grade hell und die ersten Sonnenstrahlen erhellen das Wohnzimmer. Die Sonnenstrahlen leuchten auch durch Blazes gemachtes, schwarzes Haar. „Du bist wieder da.", bemerke ich und unterdrücke den plötzlichen Impuls ihn anzufassen. Irgendwie. Meine Hand auf seiner, meine Arme um seinem Nacken, irgendwie. Irgendeine Berührung, damit ich wirklich weiß, dass er hier ist. „Ich bin wieder da, ja." Er guckt auf mich herab. Sein Blick ist dabei seltsam weich und vertraut. „Und was machst du hier? Das Sofa ist viel zu ungemütlich um darauf zu schlafen."
„Ich-" Ich stoppe mich grade noch rechtzeitig, mit der Wahrheit raus zu platzen. Ich wollte da sein, wenn du kommst. „Ich muss beim Lesen eingeschlafen sein." Er guckt sich kurz um, doch es liegt kein Buch auf der Couch. Sein Mundwinkel zuckt und er nickt. „Dann müssen die Bücher dir ja sehr gut gefallen, wenn du es nicht mal mehr bis zum Bett schaffst." Dankbar dafür, dass er die Tatsache der fehlenden Bücher, die ihm bestimmt nicht entgangen ist, nicht ansprecht, nicke ich auch. „Ja, sehr gut sogar."
„Du musst müde sein, leg dich nochmal ins Bett. Wir verschieben das Training etwas, damit du dich ausruhen kannst." Ich setze mich zwar jetzt komplett grade auf, mache aber noch keine Anstalten dazu, aufzustehen. „Du musst doch auch müde sein." Er geht sich durchs Haar, stellt sich grade hin und nickt erschöpft. „Ja, das bin ich wirklich. Das Wochenende war nicht wirklich eine Erholung." Ich ziehe mir die Decke bis zum oberen Bauch und fokussiere Blaze etwas besser. „Warum musstest du überhaupt so kurzfristig los? Gab es ein Problem?" Er schüttelt den Kopf und lässt sich plötzlich neben mir auf die Couch nieder. Meinen Kopf wende ich ihm zu, um sein perfektes Seitenprofil zu betrachten. „Nein, keine Probleme. Es war eine familiäre Angelegenheit, nichts weiter wichtiges, aber es sollte geklärt werden."
DU LIEST GERADE
„Nur mit dir" |✔️
RomanceElea führte ein perfektes Leben. Natürlich, denn wie kann es anders sein, wenn man Tochter eines reichen Mannes und einer wunderschönen Frau ist? Doch hinter den Fassaden der großen Villa haben sich ihr Leben lang Risse verborgen. Nachdem ihre Mutte...