Kapitel 23

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Wir sitzen länger als ich gedacht habe, alle zusammen an einem Tisch. Ganze Fünf Stunden nämlich und dabei kommt gar nicht so viel herum, wie man meinen könnte. Nur Gerede, bei dem sicher viel ausgelassen wird, da ich ja noch anwesend bin. Und Nesrin war sich nicht zu schade ihr Mistrauen zu äußern.
Blaze hat nur so viel über seinen Plan verraten, dass ich selbst weiß, wie riskant das ganze ist. Er vertraut darauf, dass ich ihm all die nötigen Informationen liefern kann, dabei stell ich mir immer mehr die Frage, was ist wenn ich es nicht kann. Nesrin hat mir ein paar Fragen gestellt auf meinen Vater bezogen, die ich zwar alle ehrlich, aber knapp beantwortet habe.
Um 19 Uhr gab es Abendessen, bei dem ich nur etwas liegen gelassen habe. Offenbar hat Blaze den Anstand nichts zu sagen, wenn andere anwesend sind.
Nach dem Essen haben sich die zunächst planenden und informativen Gespräche in lockeres Geplauder verwandelt, an dem ich zusammen mit Nathan am wenigstens teilgenommen habe. Ich hab ihn am gesamten Abend nur Drei Mal reden hören. Einmal, als er Blaze mitgeteilt hat, sich um den Schützen gekümmert wurde, was auch immer das bedeuten soll. Ein zweites Mal, als er über einen Scherz von Blaze dumpf auflachen musste und das dritte Mal, als er nach dem Salz beim Essen gefragt hat. Simon hat es ihm gereicht, wobei mir seine Narben am Handrücken und Fingern nicht entgangen sind, genauso wenig wie die beachtliche Größe von Nathans Händen. Der Salzstreuer sah aus wie ein Spielzeug für Kinder in seiner Hand.

Um 21 Uhr musste ich gähnen, worauf Blaze sofort ansprang und mir vorgeschlagen hat, mich hinzulegen, da morgen ein harter Tag werden würde. Hart, weil ich das Schießen lernen soll. Blaze hat mit Simon abgemacht, dass er mich morgen um 11 bis 14 Uhr in die Kunst des Schießens einweist, da ich morgen eh Muskelkater haben werde und Blaze sich mit seinem Onkel treffen muss. Ich hätte gerne einfach aus Trotz widersprochen, aber ich habe tatsächlich Interesse daran das Schießen zu lernen oder mich wenigstens einmal drin zu versuchen. Aus den Gesprächen am Tisch hab ich ein paar Informationen rausgehört, wie dass Simon unschlagbar sei was Pistolen und Gewähre angeht, er ist außerdem ein langjähriger Kindheitsfreund von Blaze, der gerne redet, auch gern über sich selbst. Über Nesrin und Nathan weiß ich nur, wie sie heißen, dass sie beide genauso gefährlich sein müssen wie Simon und dass sie Geschwister sind.

Auf jeden Fall hab ich zugestimmt und hab mich als erste vom Tisch entfernt. Simon hat mir als einziger eine gute Nacht gewünscht, aber von Blaze hab ich was anderes bekommen. Als ich mich nochmal im Flur dem Tisch zugewandt habe, waren sie schon wieder in ihr Gespräch vertieft, bis auf Blaze, der mir zugelächelt hat, als sich unsere Blicke begegnet sind. Mit diesem Lächeln vor Augen bin ich sowohl eingeschlafen, als auch wieder aufgewacht. Und noch eine Sache habe ich an diesem Abend herausgefunden. Blazes Schlafzimmer liegt direkt gegenüber von meinem.

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Am nächsten Morgen klopft es wieder, als ich schon eine gute Weile wach bin und wieder steht Blaze in der Tür, als ich mich ihr zuwende. Auch heute trägt er Sportsachen, bei denen ich mir mittlerweile mehr als sicher bin, dass sie nur dafür gemacht worden sind, seinen Körper den Vorbeikommenden zur Schau zu stellen. "Platzt du jetzt jeden Morgen so in mein Zimmer rein?" Er verschränkt die Amre und ich könnt schwören, dass er sie dabei absichtlich anspannt. „Ich hab geklopft, also ist das wohl kaum hereinplatzen." Ich verdrehe die Augen und zieh die Decke wieder ein Stück höher. „Verschwinde, einfach.", murre ich böse in die Decke. „Ich gehe und du machst dich fertig. Es gibt gleich Frühstück." Ich hab die Augen wieder geschlossen und warte still darauf, dass er wieder geht. Dann höre ich auch seine Schritte, doch das was ausfällt ist das Klicken der Tür. Ich reiße die Augen sofort wieder auf. Blaze ist weg, aber die Tür steht sperrangelweit auf. „Du hättest ruhig die Tür zumachen können!", schreie ich ihm hinterer. „Dann weiß ich aber nicht, ob du deinen süßen Hintern schon aus dem Bett bewegt hast." Seine Stimme ist viel näher noch, als ich angenommen habe. Aber warte... Süßer Hintern? Das verschlägt mir erstmal so sehr die Sprache, dass auch er nichts mehr hat, worauf er antworten könnte.

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