Beim Essen und beim Trinken danach bleibt es bei sinnlosen und unwichtigen Tischgesprächen zwischen Gästen, mir und Elea, die sich etwas zurück hält und lieber Zitronenküchlein isst, als zu reden. Ich schiebe ihr meinen Teller mit meinem kleinen gelben Küchlein auch noch unauffällig rüber und sie nimmt es in sich hinein grinsend an. Doch bald schon endet das bisschen Vergnügen. Nathan klopft mir irgendwann von hinten auf die Schulter, ich schaue über die Schulter zu ihm und nicke. Dann geht er auch schon in Richtung Treppen. „Verzeihen Sie uns bitte. Eve." Ich halte ihr den arm hin, den sie annimmt und sich dann leicht und elegant an ihm hochzieht. „Ich hoffe Sie erzählen uns die Geschichte gleich noch zu Ende, Bruno." Das hofft sie ganz und gar nicht. Bruno, ein alter Gangstar, der gefühlt schon um die 100 ist, seinen Humor aber bewahrt hat, hat sie die letzte halbe Stunde mit einer Geschichte über seine exotischen chinesischen Fische zu gelabert.
„Du bist eine gar nicht so schlechte Lügnerin, wie ich angenommen habe.", spreche ihr auf unserem Weg zu. „Wenn es darum geht, einem alten Mann zu sagen, dass ich seine Geschichte mag, dann kann ich sehr wohl lügen. Sonst... würd ich nicht behaupten, dass das Lügen meine Stärke ist." Ich schüttle lächelnd den Kopf. „Auf keinen Fall, Darling." Sie guckt zu mir auf, große blaue Augen, leicht geöffneter, lächelnder Mund. „Was ist los?", frag ich interessiert nach, als wir grade am Treppenansatz angekommen sind. „Nur du... ach egal, vergiss es." Sie wendet den Blick schon wieder ab, aber ich bleib mitten auf der Treppe stehen, da dreht sie sich doch noch mal zu mir und ich nehme ihr Kinn direkt zwischen meine Finger, um ihren Kopf so zu halten, dass sie keine andere Wahl hat, als mich anzusehen. „Sag mir, was du gedacht hast." Sie beißt sich nervös auf die Unterlippe. Ich hebe ihr Kinn noch etwas an. „Sag es mir."
„Ich... ich mag es, wenn du mich so nennst." Ich grinse los und drücke sie mit meiner anderen Hand, die ich ihr in den unteren Rücken gelegt habe, an mich. „Und ich mag es, wie du es bisher versucht hast zu leugnen." Sie wird rot und würd den Kopf senken, wenn sie könnte. Ich bringe meine Lippen etwas näher zu ihren und spüre, wie ihr Atem sofort auf die Nähe reagiert. „Sollten wir nicht weiter?", fragt sie leise, kurz bevor unsere Lippen sich berühren würden. Ich beuge lächelnd den Kopf. „Sollten wir, du hast recht."
„Blaze, Falcehoes wartet." Nesrins laute und herrische Stimme hallt von oben zu uns. „Diesen Kuss, hol ich mir später ab.", flüstere ich Elea zu, bevor ich mich aufrecht hinstelle, und meine Hände wieder an mich nehme. „Und noch ein paar mehr.", füg ich leise hinzu, als wir oben ankommen, wo Nesrin mit verschränkten Armen auf uns wartet. „Du bist konzentriert?", fragt sie mich zur Sicherheit. „Das bin ich immer."
„Ja klar.", sagt sie etwas verachtend. Zu dritt gehen wir auch die weiteren Stufen nach oben, bis wir auf dem Ganz sind, der zu all den verschiedenen weiteren Zimmern führt. „Ich will dass ihr sobald euch etwas komisch erscheint, als erstes Elea aus dem Raum schafft."„Ich werde die ganze Zeit bei ihr sein.", verspricht Nesrin sofort. Vor der besagten Tür steht Nathan in seinem schwarzen Anzug, seine Maske genauso schlicht und einfach, wie meine. Als Elea an ihm vorbei geht, nickt er ihr zu, sie zurück, dann öffnet er die Tür und folgt uns hinein. Im Saal, in dem in der Mitte der große, schwarze Tisch steht, befinden sich bereits Simon, mein Halbonkel Marcell, Alexander mit seinen zwei Leibwachen, einem Typen, den ich als einen seiner Söhne identifiziere und nochmals ein Mann, der bestimmt auch bewaffnet ist. Dieser Mann trägt einen Koffer in seiner rechten Hand. Ich deute einladend auf die Tafel. „Wollen wir uns nicht setzen?"
„Ich glaube das ist nicht nötig, Snyder. Oder gibt es etwas, über dass sie länger reden wollen?" Ich schüttle den Kopf und lächle. „Sie sind ein Mann der Effizienz, Falcehoes."
„Zeit ist Geld, und ich habe sehr wenig Zeit, also sollten wir beenden, was wir angefangen haben." Der Mann mit dem Koffer tritt hervor und legt diesen auf das Ende der Tafel. Alexander verscheucht ihn wieder mit einer Handbewegung, dann öffnet er die beiden Schnallen mit einem Klicken, die den Koffer zu halten und hebt den Deckel. Darin liegen ordentlich zwei Pistolen. Zwei Berettas. „Das ist die Ware." Langsam nimmt er eine der beiden mit einer Hand heraus und präsentiert sie mir stolz. „200 davon, die besten Pistolen, die auf diesem Planeten existieren. 200 Schusswaffen, doppelte Munition, und mein Wort darauf, dass es kein Problem beim Versand und an den Grenzen geben wird. Volle Leistung für nur 500.000$" Das ist nichts für mich und doch war es nicht ausgemacht. „Es war die Rede von 400.000$", korrigiere ich.Der kleine Mann hebt den Blick und spielt etwas mit dem Griff der Pistole rum. Sollte er eine falsche Bewegung machen, bricht hier drin die Hölle aus. „Zahlen ändern sich, Junge. Ich weiß, dass dir die Leute auf den Fersen sind. Du brauchst dies Waffen, ich will mehr Geld."
„Es geht mir nicht um das Geld, es geht mir um dein Wort. Ich vertraue auf dein Wort. Wenn wir verbündete sind, will ich mich auf dich und dein Wort verlassen können." Er schärft die Waffe und man kann spüren, wie die Spannung in dem Raum größer und größer wird. „Du bist noch jung, deswegen verzeihe ich dir deine Dummheit. In dieser Welt zählt das Wort eines Mannes nicht, nur das Geld, was dahinter steht. Jeder ist käuflich, alles dreht sich ums Geld. Du willst meine Zuneigung? Mich als ein Bündnis, dann kauf und zeig mir, dass du es ernst meinst."
„Ich will die dreifache Munition.", meine ich locker. „Du hast Mumm, doch warum sollte ich dir mehr geben, als du mir wert bist?"
„Weil du mich unterschätzt und dich überschätzt. Diese Stadt gehört meinem Vater und wird mir gehören. Du denkst vielleicht, nur weil die Regierung sich immer weiter gegen uns wendet, fehlt es mir an Kraft, aber ich bin nicht dumm. Du musst deinen Einfluss im Ausland sichern, und dafür brauchst du Kunden, die genug Geld haben und Bedarf an deinen Waffen. Und nach deinen ganzen Skandalen fürchten sich die Leute vor dir."
„Angst bedeutet Kontrolle."
„Kontrolle aus Angst währt nicht lang, Falcehoes. Und die Menschen fürchten sich immer mehr, so sehr, dass sie dir aus dem Weg gehen, sie meiden dich. Mich respektieren die Leute, also sei nicht dumm. Nehme meine Hand und mein Geld, gib mir die Waffen und die dreifache Munition."Meine Hand schwebt zwischen uns in der Luft. Er betrachtet sie, als wäre sie irgendwas schlechtes, irgendetwas, was ihm Unheil bescheren würde. „Fürchtest du mich?" Plötzlich richtet sich Alexander an Elea, die bis jetzt nur still neben mir stand. „Sie hat hier mit nichts zu tun.", protestiere ich streng. „Ich habe sie aber gefragt. Also soll sie mir auch antworten." Ich will wieder protestieren, doch Elea ist schneller. „Ich kann nicht leugnen, dass nur die Geschichten über sie, mir Angst beschert haben und dass ich Ihnen am liebsten aus dem Weg gegangen wäre." Sie pausiert einen Moment. „Doch ich würde ihnen niemals trauen, ich würde mit ihnen keinen Deal abschließen, ich würde nicht mal in Zusammenhang mit Ihnen erwähnt werden wollen." Ich halt mich bereit zur Pistole in meinem Rücken zu greifen. Diese Worte könne ihn nur in Ärger versetzen.
Er betrachtet sie mit hochgezogenen Augenbrauen und eiserner Miene. „Vielleicht kommst du doch aus keinem so guten Elternhaus, Mädchen."
„Das spielt keine Rolle, Rolle spielt, dass sie das nehmen, was sie können. Einen Funken Respekt und überlegen Sie einmal. Wie viel mehr Wert ist das Wort dieses Mannes." Sie deutet in meine Richtung. „Wenn er so viel auf das Wort der anderes setzt, wie viel wert ist dann erst seins? Seine Verbundenheit ist sicherer als hunderter ihrer Gefolgschaft aus Furcht. Brennen sei so viele Häuser nieder, wie sie wollen, sie werden niemals die Sicherheit ihrer Macht gewährleisten können, wie er es kann." Ich denke, jetzt muss ich erst recht zur Waffe greifen. Meine Finger zucken, als Alexander sich bewegt, doch er entsichert die Pistole in seiner Hand nur, legt sie beiseite und jetzt ist er es, der mir die Hand reicht.„Ich hätte nicht auf die Anwesenheit dieser Frau bestehen dürfen." Noch immer überrascht über das, was grad eben passiert ist, nehme ich seine Hand entgegen und greif zu. „Wir haben einen Deal, die Waffen werden in Zwei Wochen geliefert sein. Mit der dreifachen Munition."
„Ich kann nicht behaupten, es sein erfreulich gewesen, mit Ihnen Geschäfte zu machen."
„Lassen wir dieses hin und her siezen und duzen.", antwortet er und zieht die Hand wieder zurück. „Dann können wir ja endlich richtig trinken."Er ist der erste, der den Raum verlässt und ich und Elea die letzten die bleiben. „Wollen wir nicht mit?" Ich betrachte sie, oder bewundere sie eher, dann zieh ich sie ruckartig an mich und küsse sie. Sie steigt sofort in den Kuss mit ein. „Du bist fantastisch, Darling."
„Und du erst." Sie nimmt das Küssen wieder auf. Meine Hände gehen ihr durch den Teil des offenen Haars und durchwühlen es, während sie mir die Arme um den Hals schlingt und sich auf Zehenspitzen zu mir hochdrückt.Beim Knutschen macht sich ein Gefühl in mir breit, dass sich so warm und schön anfühlt, dass ich alles um mich herum vergesse. Ich merke kaum, als ich ihr die Schleife der Maske aufmache oder als die Maske zu Boden fällt. Ich merke auch kaum, die Schritte, die sich uns nähern. Erst als eine Stimme uns erreicht.
„Wenn das nicht Elea Bowen ist."
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„Nur mit dir" |✔️
RomanceElea führte ein perfektes Leben. Natürlich, denn wie kann es anders sein, wenn man Tochter eines reichen Mannes und einer wunderschönen Frau ist? Doch hinter den Fassaden der großen Villa haben sich ihr Leben lang Risse verborgen. Nachdem ihre Mutte...