Kapitel 54

3.6K 116 4
                                    

Blaze

Mir rennt die Zeit davon. Bereits Mittwoch ist die Frist von einer Woche abgelaufen und bis dahin, muss ich meinen Onkel aus dieser Festung befreit haben, sonst muss ich Elea so schnell, wie ich kann, von hier weg schaffen.

Es ist Montag Morgen. Elea schläft noch in meinem Bett, während ich mich dusche und fertig mache. Ich weiß, ich sollte mich ausruhen und ich würde nichts lieber als das tun, aber damit riskiere ich ihr Leben. Ich werde mich heute mit Elias treffen, er könnte ihre Rettung sein. Wenn mein total lückenhafter Plan am Dienstag nicht klappen sollte, muss er Elea an sich nehmen. Er ist der einzige, dem ich nur ansatzweise vertraue, dass er ihr nicht weh tun würde und der genug Männer und Resourcen hat, um sie auch wirklich zu beschützen. Mein Treffen mit ihm ist um 9 in seinem beschissenen Cafe, danach muss ich noch ins Büro. Dateien löschen, die ich schon längst hätte löschen sollen und Männer besorgen für Dienstag. Mit Ness muss ich auch unbedingt sprechen und dann ist da noch die kleine Sache, die ich für Elea holen muss, als Geburtstagsgeschenk.

Also ein voller Tag.

Ich lasse mich zum Cafe fahren, weil ich mir sicher bin, dass es mir auf dem Motorrad nicht wirklich gut ergehen wird.
Mein Gespräch mit Elias lief angespannt, ich kann ihn nicht leiden, aber er stimmt zu. „Ich werde sie Dienstag Morgen abholen lassen. Wenn deine Sache gut geht, kannst du sie abholen, wenn nicht, sorge ich dafür, dass sie niemand findet." Eine Sorge weniger, das wichtigste ist hoffentlich in trockenen Tüchern. Eleas Wohlergehen. Er verlangt nicht mal etwas im Gegenzug. Vielleicht ist sie ihm wirklich was wert, sie liegt ihm vielleicht auch am Herzen. Als ich das Cafe verlasse, schmeiße och mir schnell zwei Schmerztabletten rein, um den Rest des Tages auch noch zu überstehen.

--

Elea

Wieder ist das Bett neben mir leer, mit nur einem Unterschied, dieses Mal kann ich Blaze nirgendwo finden. Nur einer seiner Nachrichten.

Zerbreche dir nicht deinen schönen Kopf, Darling.
Ich musste was erledigen, ich verspreche ich werde bald wieder da sein.

Dein bestaussehender Blaze

„Verfluchter Dummkopf.", zische ich dem Zettel entgegen. Doch ich hab keine Ahnung, wo er sein könnte. Ich kann nichts daran ändern. Also muss ich mich mit dem zufrieden geben, was ich tun kann und das ist mich hier zu beschäftigen, bis er wieder kommt. Doch mir kommt noch eine bessere Idee. Ich rufe Simon an, der sofort mit einem „Was geht, Prinzessin? Lebt unser König noch?", dran geht. „Hey, mir geht's bestens, Blaze anscheinend auch, er ist los gegangen, keine Ahnung wohin. Willst du später rum kommen und schießen?" Ich höre, wie er auflacht, sein Atem trifft den Hörer direkt. „Der hat sie nicht mehr alle. Klar, ich bin irgendwann Nachmittags bei dir. Kannst mir ja bis dahin Dankes Kekse backen."

„Auf keinen Fall.", sag ich noch, bevor ich grinsend auflege. Ich mache mich den Rest des Morgens ganz in Ruhe fertig, mache mir ein leckeres Frühstück und verkrieche mich danach in Blazes Bett, um etwas zu lesen. Sein Geruch hängt noch immer an den Laken und ich bilde mir ein, dass das eine gute Wirkung auf mich hat, es fühlt sich heimisch an. Irgendwann, ich weiß nicht wie viel Uhr es ist, höre ich den Aufzug und wie sich die Türen öffnen. In Kissen und Decke eingewickelt, rufe ich krächzend durch das ganze Apartment. „Blaze? Blaze?" Keine Antwort, ich blättere eine Seite um und rufe den nächsten Namen. „Simon? Simon, wenn du es bist, dann antworte. Ich weiß, dass du da bist!" Noch immer keine Antwort. Ich lege den Daumen zwischen die Seiten und lausche genauer.

Ich höre ganz sicher Schritte. ich höre genauer hin, dann kann ich Schritte wahrnehmen, die von zwei verschiedenen Personen stammen müssen. Mindestens. Ich setze mich sofort auf und leg das Buch weg. „Simon?", frag ich nochmal, aber mir ist bereits klar, dass da nicht Simon auf mich zu kommt. Blaze hat irgendwo in seinem Nachttisch ein Messer, ich drehe mich so leise ich kann um und greife zur Schublade. Darin glänzt ein silber-schwarzes Wurfmesser. Ich packe es fest und krabble rückwärts aus dem Bett. Als ich stehe, tauchen in der Tür zwei in schwarz gekleidete Männer auf. Keine besondere Rüstung, nicht mal schwer bewaffnet. Aber ich weiß sofort, dass mit denen nicht zu spaßen ist. Der eine von ihnen hat eine glänzende Glatze und ist beinahe so groß und breit wie Nathan. Der Mann neben ihm ist nicht weniger klein oder harmloser. Ich umklammere den Griff fester und gehe noch einen Schritt nach hinten. Uns trennt nur das Bett.

„Da ist sie ja, ich hab schon so viel von dir gehört. Siehst gar nicht so schlecht aus wie der Alte. Also ich würd, und du, Zayne?" Der Glatzköpfige guckt nur zu mir, während er seinen Kumpel fragt, der starr ebenfalls zu mir guckt. „Ganz deiner Meinung."
„Wer seid ihr? Verschwindet!" Natürlich tun sie das nicht. Der Glatzkopf lacht auf und geht ohne zu zögern auf mich zu. Zayne bleibt in der Tür stehen. Als er nicht mal mehr Zwei Meter weg von mir ist, hole ich aus und werfe. Er muss gedacht haben, ich wüsste nicht, wie man damit umgeht, aber das Messer bohrt sich gezielt in seine Schulter. Er schreit auf, der andere macht einen Sprung auf mich zu. Ich haue über das Bett ab. „Verfickte Scheiße, schnapp sie dir schon!", schreit die Glatze wutentbrannt. Ich schaffe es aus dem Schlafzimmer. Mein Herz schlägt laut in meinen Ohren. Hinter mir höre ich das Fluchen und die Schritte von Zayne, der mir fest auf den Versen ist.

Ich rutsche hinter die Theke, schnappe mir ein Glas, das da rum liegt und werfe es, dieses mal ohne richtig zu zielen Zayne an den Kopf. Ich verfehle ihn nur grade so und das Glas zerbricht in tausend Scherben hinter ihn. Das nächste, was ich mir greife ist ein Küchenmesser, das ich zittrig in beiden Händen halte. „Komm schon.", knurrt er und macht einen Sprung mit offenen Armen auf mich zu. Die Klinge streift seinen Arm und ich ducke mich unter ihm hindurch. Er stolpert ein paar Schritte weiter, bevor er sich umdreht. Ich bin schon mit dem Messer in den Händen aus der Küche gerannt, dieses Mal in Richtung Blazes Büro. Ich kann nicht klar denken. Meine Beine tragen mich zur Tür, die ich hinter mir sofort schließe. Direkt danach trommeln schon Fäuste wie wild dagegen. Ich habe es noch grade so geschafft, das Schloss umzulegen. „Fuck, Fuck, Was ist hier los?", frag ich mich mit brechender Stimme.

Was ist passiert? Wo ist Blaze? Wessen Männer sind das? Was wollen sie?
So viele Fragen und ich hab keine Ahnung, was ich tun soll. „Sie ist da drin.", höre ich Zayne sagen. „Warum ist die Schlampe da drin?! Sie sollte über deiner Schulter hängen!" Meine Hand fährt zu meinem Mund, der hysterisch nach Luft schnappt. Ich stoße mit meinem Hintern an den Schreibtisch und stoße dabei irgendwas runter. Als ich nach hinten gucke, liegt da meine Lösung. Ein Telefon. Ich schnapp mir das Ding und gehe sofort auf Kontakte. Ich laufe schon einmal schützend hinter den Schreibtisch, denn die Tür beginnt gefährlich zu ruckeln. Der Türknauf knackt. Und dann das Schloss. Meine Finger zittern so sehr, dass ich kaum die Tasten drücken kann. Genau als die Tür aufbricht, hab ich Simons Nummer gewählt. „Mach schon, mach schon, mach schon!", jammere ich bebend in den Hörer, aber keiner nimmt ab. Beide Männer, der eine blutend, kreisen mich ein. Noch einmal werfe ich zwecklos mit Zeug um, mich das auf Blazes Schreibtisch liegt. Einmal treffe ich Zayne mit einem Tacker direkt an der Stirn, doch mein kleiner Erfolg ist kein Sieg.

Eine Hand drückt sich auf meinen Mund, ein Arm schlingt sich um meinen Oberkörper. Ich krieg keine Luft mehr und beginne zu kratzen und zu strampeln. Da höre ich Simons Stimme.
„Elea? Bist du da?" Vergebliche Geräusche kommen erstickt aus meinem Hals und werden von der großen Hand um Nase und Mund aufgehalten. Zayne legt vor meinen Augen auf. „Gute Nacht", wünscht mir der Mann hinter mir und ich merke, wie mein Bewusstsein schwindet. Ich krieg nicht genug Luft. Dann drifte ich davon, bis meine Augen zufallen, mein Körper erschlafft und mein Bewusstsein weg ist.

Blaze

Es ist 14 Uhr, als ich Simon Anruf annehme.
„Was ist los?", frag ich während ich den Computer von Lolita durchsuche. Meine Wunde tut tierisch weh, die ganze Bewegung tu mir nicht gut, aber ich kann mir keine Pause gönnen. Es wäre nur Zeitverschwendung. „Elea ist weg." Ich hör sofort auf, mit dem was sich mach und stell mich aufrecht hin. „Was meinst du, mit sie ist weg?"
„Das was ich gesagt hab! Sie ist weg! Ich weiß nur, dass ich rum kommen sollte, dann hab ich vor einer halben Stunde einen seltsamen Anruf bekommen. Man hat nur Sachen rumpeln gehört und schweres Atmen. Ich bin sofort los. Die Wohnung ist leer, die Wachen sagen kein Wort. Hannah ist weg und überall liegen Scherben und dein Büro ist ein absolutes Chaos. Und im Schlafzimmer da... da liegt nh große Pfütze voll Blut, Blaze." Ich bin schon zur Tür raus. Ich weiß genau, wer sie hat. „Hol Ness und Nathan, sofort. Ich schicke euch den Standort, sobald ich ihn hab."

„Okay... Denkst du, er tut ihr was?" Ich will es mir gar nicht vorstellen. Denn ich weiß, dass die Antwort ein fettes Ja! ist. „Hol sie einfach, Simon." Ich beende den Anruf und erledige den nächsten. Mein Vater geht nicht ran, aber mir wird eine Location gesendet. Die Lagerhallen. Der Ort, wo Gefangene, Geiseln und Verräter hin gebracht werden.

„Nur mit dir" |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt