Kapitel 17

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POV Mila

Wie Taylor mit meinem Bruder umgeht, lässt mein Herz ganz warm werden. Ich habe vorher noch nie jemanden mit meinem Bruder spielen lassen. Selbst Anna kennt ihn nur von dem Bild in meinem Portemonnaie. Warum fällt es mir bei Taylor so leicht, meine Mauern fallen zu lassen? „Mimi, kann Taylor mit zu uns kommen? Ich will ihr mein Zimmer zeigen", bettelt Noah mich an. Er ist von Taylors Schoß herunter geklettert und zerrt an meinem T-Shirt. Ich schaue zu Taylor, die meinen Blick erwidert und lächelt. „Ich habe heute leider keine Zeit mehr", sagt sie und irgendetwas in mir weiß, dass es eine Ausrede ist. Sie spürt, dass mein Zuhause kein Ort ist, den viele bereits gesehen haben. Noah sieht mich so an, als müsste er gleich weinen und es zerreißt wie immer mein Herz. Ich schaue wieder zu Taylor und merke, dass ich in ihr keine Bedrohung sehe. Ich habe mich ihr schon einmal geöffnet und außerdem ist sie quasi Mutter Theresa. Vielleicht kann ich mich bei ihr entschuldigen und wir können Freunde sein. „Wenn du willst, kannst du ruhig mitkommen. Wir könnten Pizza bestellen", höre ich mich sagen. Taylors Blick wirkt überrascht, doch dann lächelt sie: „Okay."

Als wir vom Spielplatz zu mir nach Hause laufen, müssen Taylor und ich zum Glück nicht miteinander reden. Noah labert uns wie am Band voll und es ist wirklich niedlich, wie Taylor mit ihm umgeht. Ich rede mir ein, dass ich sie nur zu uns lasse, weil mein Vater nicht da ist. Es ist eine Ausnahme und wird nie wieder passieren. Wer weiß, ob sie überhaupt noch was mit mir zu tun haben will oder nur zu nett ist, um mich abzuweisen. Als ich die Wohnung aufschließe, bin ich nervös, doch Taylor hat gar keine Zeit, sich umzusehen. Noah nimmt sie sofort mit in sein Zimmer und bringt sie dazu, mit ihm zu spielen. Ich bestelle uns Pizza und wir schauen einen Disneyfilm, den Noah sich gewünscht hat. Hin und wieder spüre ich Taylors Blick auf mir, doch ich bin zu nervös, um ihn zu erwidern. Was wird sie über mich denken? Die Wohnung ist zwar viel sauberer als sonst, trotzdem ist sie klein und hässlich eingerichtet. Mein Zimmer habe ich ihr nicht gezeigt, weil da eine Grenze für mich ist. Außerdem lässt Noah uns sowieso keine Sekunde allein. Nach dem Essen will er, dass Taylor ihm vorliest und ich lächele sie nur entschuldigend an. Während die beiden in Noahs Zimmer gehen, räume ich die Küche auf und packe Noahs Sachen für morgen.

Als ich nach den beiden sehe, muss ich über den Anblick sofort schmunzeln. Noah ist in Taylors Arm eingeschlafen und sie döst ebenfalls mit dem Buch auf ihrer Brust. Sie sehen zusammen aus wie zwei Engel, die ich gar nicht verdient habe. In diesem Moment fühle ich so viel und ich weiß genau, dass es nicht nur an meinem Bruder liegt. Ich mag Taylor verdammt gerne und ich will sie weiter in meinem Leben haben. Vorsichtig rüttele ich sie wach und hebe meinen Bruder aus ihrem Arm. Verschlafen richtet sie sich auf und ich schiebe sie aus dem Zimmer, um die Tür zu schließen. „Bin ich eingeschlafen?", fragt sie gähnend und reibt sich ihre Augen. Ich schmunzele: „Die Geschichte muss gut gewesen sein." Sie lächelt und kratzt sich dann an ihrem Hinterkopf: „Ich werde dann mal nach Hause gehen." Ich nicke und sehe ihr zu, wie sie ihr Zeug zusammen sucht und ihre Schuhe anzieht. „Dein Bruder ist der Hammer", sagt sie und lächelt mich warm an. Dann will sie nach der Türklinke greifen, doch ich halte sie am Arm fest.

„Warte", sage ich und sie dreht sich verdutzt zu mir um. Ich seufze und spiele mit meinen Händen herum: „Was ich neulich gemacht habe, tut mir echt leid. Ich hätte dir nie so nahetreten sollen, ich weiß, dass du einen Freund hast. Das war absolut nicht in Ordnung und ich verstehe, wenn du nichts mit mir zu tun haben willst." Sie sieht mich nachdenklich an und ich weiß nicht wirklich, ob meine Entschuldigung etwas bringt.

„Ich weiß nicht. Vielleicht können wir einfach Freunde sei..", will ich sagen, doch Taylor unterbricht mich, indem sie an mein Shirt greift. Am Stoff zieht sie mich zu sich und küsst mich. Vollkommen überrumpelt halte ich mich an ihren Schultern fest, doch ihre weichen Lippen bringen mich dazu, den Kuss zu erwidern. Dieser Kuss ist völlig anders als der letzte und als sie sich diesmal löst, lächelt sie leicht. „Ich habe keinen Freund", flüstert sie und streicht noch kurz mit ihrem Daumen über meine Unterlippe. „Wir sehen uns Montag", sagt sie und ist im nächsten Moment bereits aus der Tür und ich stehe immer noch perplex da. Was ist hier gerade passiert? Ich muss leicht lächeln, scheinbar hat sie doch etwas für mich übrig. Immerhin bedeutet das, dass ich mir ihr Flirten nicht eingebildet habe und sie letzte Woche nicht bedrängt habe. Sie hat also gar keinen Freund, irgendwie freut mich das. Als ich mich in mein Bett kuschele, sehe ich mir Taylors Instagramseite an und betrachte ewig lang ein Bild von ihr in einem Kleid. Auch dort trägt sie ihre Kette und ich muss daran denken, was sie zu Noah gesagt hat.

Vielleicht passt dieses Kreuz tatsächlich ganz gut.

Vielleicht kann das zwischen uns sein, was immer wir wollen.

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