POV Taylor
Das Abendessen dauert mir viel zu lang, obwohl meine Eltern sich wirklich Mühe gegeben haben.
Ich will einfach nur endlich zu Mila und mich wieder gut fühlen. Irgendwann lassen meine Eltern mich dann aufstehen und ich schleiche mich heimlich aus unserer Gartentür. Schnell laufe ich durch die Straßen und bin ziemlich enttäuscht, als die Bank vorm alten Kino leer ist. Hat sie mich vergessen oder wollte sie doch nicht kommen? Vielleicht hat sie auch Probleme bei sich zuhause. Gefrustet setze ich mich auf die Bank und werfe ein paar Kiesel gegen die Steinwand gegenüber. Wir haben den zweiten Platz in dieser Runde beim Tanzen erreicht und sind somit weiter im Wettbewerb. Es hat mich gefreut, doch Milas Kampf hat mich viel glücklicher gemacht. Zu sehen, dass ich ihr helfen konnte, hat mich mit solcher Zufriedenheit erfüllt. Zu gerne würde ich beim nächsten Wettkampf selbst im Ring stehen.
„Hat hier jemand nach dem Käpt'n verlangt?", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich schaue auf und muss sofort grinsen. Mila kommt auf mich zu und sieht wie immer einfach super aus. Sie trägt ihre Sportjacke vom Boxteam und ihre Haare ausnahmsweise offen. Schnell springe ich von der Bank in ihre Arme und sie fängt mich lachend. Ich schlinge meine Beine um ihre Hüfte und drücke meine Lippen auf ihre. Jede Sekunde, die ich von ihr getrennt bin, vermisse ich das Gefühl ihrer Lippen auf meinen. Ich spüre sie in den Kuss lächeln und sie lässt sich auf der Bank nieder. Sie platziert mich auf ihrem Schoß und streichelt meine Hüfte. „Ich habe dich auch vermisst", flüstert sie zwischen den Küssen und erzeugt damit ein Kribbeln in meinem Bauch. Ich lächele sie an und streichele über ihre Wange: „Du warst heute echt der Hammer." Sie erwidert mein Lächeln und meint: „Nicht so wie du. Das Team wäre ein Witz ohne dich." Ich werde automatisch leicht rot und fühle mich geschmeichelt. Mila küsst sanft meinen Hals und flüstert in mein Ohr: „Du siehst echt heiß aus beim Tanzen." Sofort schießt eine Gänsehaut über meinen Rücken und ich küsse sie, damit sie nicht sehen kann, wie rot ich werde. Im Nachhinein ist es eine blöde Idee gewesen, weil unser Kuss viel intensiver ist als die zuvor. Wie von selbst kralle ich mich mit meinen Fingern in Milas Rücken, was sie dazu bringt, leicht aufzustöhnen. Ich fahre mit meiner Hand unter ihr Shirt, doch sie greift nach meinem Handgelenk und hält mich fest. „Warte, Tay", sagt sie und ihre Stimme klingt noch rauchiger als sonst. Aus irgendeinem Grund mag ich es verdammt gerne, wenn sie mich bei meinem Spitznamen nennt. Sie drückt mich leicht von sich weg und ich merke erst jetzt, wie dicht ich mich an sie gedrückt hatte. Wir atmen beide schwer und Milas Lippen sind leicht geschwollen. Sie sieht so gut aus, dass ich sie am liebsten sofort wieder küssen möchte. „Was ist los?", frage ich und werde etwas nervös. „Ich will das", versichert Mila mir und streichelt über meinen Handrücken, „viel zu sehr ehrlich gesagt." Ich muss über ihre Worte lächeln und sie grinst verschmitzt. Dann sieht sie mir in die Augen und sagt ehrlich: „Aber ich will es nicht versauen." Ihre Worte bringen mich dazu, endlich Nicks Worte zu vergessen. Mila hat nicht vor, mich auszunutzen. Sie hatte genug Möglichkeiten dazu und hat es nie getan. Sie will das hier genauso wie ich und wird mich nicht verarschen. „Das neulich beim Training, tut mir übrigens leid", fängt Mila an, doch ich lege ihr meinen Zeigefinger auf die Lippen. „Es ist okay, ich habe dich scheiße behandelt." Ich seufze und schaue herunter auf unsere verschlungenen Finger. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich nicht wieder verletze. Meine Eltern dürfen niemals erfahren, dass ich dich mag", sage ich traurig, doch Mila lächelt leicht. „Du magst mich also?", fragt sie grinsend und ich haue ihr leicht gegen den Arm: „Ach halt die Klappe." Gleichzeitig bin ich echt erleichtert, dass sie nicht mehr sauer auf mich ist. Ich konnte es kaum ertragen, wie sie mich abgewiesen hat. „Sehen wir uns Morgen?", frage ich sie hoffnungsvoll. Sie grinst und spielt an einer meiner Haarsträhnen herum: „Musst du nicht in den Gottesdienst?" Ich zucke die Achseln: „Ja, aber danach würde ich gerne dein Zimmer sehen, das schuldest du mir wohl."
Ich sehe sofort, wie Milas Blick sich verändert und sich ihr Körper leicht anspannt. Sie lässt niemanden gerne zu ihr nach Hause, das habe ich mittlerweile verstanden. Vermutlich geht es dabei um ihren Vater, für den sie sich vielleicht schämt. Sie sieht nach unten und murmelt: „Ich weiß nicht." Ich verstehe ihre Distanzierung und will sie zu nichts drängen. Schließlich akzeptiert sie auch meine Unsicherheit, ohne es zu hinterfragen. „Schon okay", sage ich also und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Sie schaut auf in meine Augen und es sieht aus, als würde sie nachdenken. Dann weiten sich ihre Augen und sie muss leicht schmunzeln: „Du weißt es noch." Ich runzele die Stirn fragend, doch sie zieht mich in einen liebevollen Kuss. „Du musst ein Engel sein", flüstert sie und ich erwidere die sanfte Bewegung ihrer Lippen auf meinen. „Nein, sicher nicht", antworte ich leise und muss trotzdem lächeln. Als sie sich von mir löst, schaut sie auf ihre Armbanduhr und seufzt: „Ich muss leider los." Widerwillig stehe ich von ihrem Schoß auf und lasse sie aufstehen. „Noah freut sich, wenn du kommst", sagt sie und bringt mich damit zum Strahlen. Sie vertraut mir genug, um mich zu sich einzuladen. Ich darf sie auf keinen Fall enttäuschen, egal wie sehr mich mein Gewissen plagt. Sie drückt mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann verschwindet sie in der Dämmerung.
Auf dem Heimweg denke ich darüber nach, was mein Verhalten für Konsequenzen haben könnte. Meine Eltern würden es mir nie verzeihen, da bin ich mir sicher. Ich weiß selbst, dass allein meine Gedanken schon eine Sünde vor Gott sind. Deshalb habe ich beschlossen, dass ich mich nicht mehr dagegen wehren brauche. Die Gedanken und Gefühle kann ich nicht abschalten und sie zu zeigen, macht mich glücklich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass etwas, das sich so richtig anfühlt, falsch ist. In mir habe ich immer noch den Drang, mich gegen die Gefühle zu wehren, doch meine Angst, Mila zu verlieren, ist größer.
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My own heaven
RomanceTaylor ist eine fleißige, kluge junge Frau, die ihr Leben genau so führt, wie ihre Eltern es für sie vorgesehen haben. Doch sie trägt ein Geheimnis mit sich, sie fühlt sich zu Mädchen hingezogen. Das widerspricht ihrem Glauben und den könnte sie nie...