POV Taylor
Am nächsten Morgen frühstücke ich mit meinen Eltern bevor sie zu meiner Tante fahren. Ich habe gesagt, dass ich noch viel für die Schule tun muss. Dabei denke ich die ganze Zeit nur daran, dass ich Mila heute Abend wiedersehen werde. Der gestrige Abend hat mich darin bestätigt, dass ich sie in meinem Leben haben will. Solange ich mich unter Kontrolle habe, können wir Zeit miteinander verbringen und ich begehe keine Sünde. Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, ich hätte gestern nicht darüber nachgedacht, Mila zu küssen. Trotzdem glaube ich daran, dass ich mich zusammenreißen kann. Ich winke dem Auto meiner Eltern hinterher und laufe dann schnell wieder ins Haus. Bis heute Abend ist zwar noch etwas Zeit, aber ich wollte auch noch mit Sam telefonieren. Unser Gespräch dauert wie immer einige Stunden und sie erzählt mir, dass sie jemanden kennengelernt hat. Er heißt Leon und ist im Grunde der Inbegriff eines Jungen, der Probleme bringt. Es war mehr als vorhersehbar, dass Sam sich so jemanden sucht. Allerdings scheint sie glücklich zu sein, weshalb ich mich einfach für sie freue. Ich erzähle ihr, dass Mila und ich uns mehrmals geküsst haben und wie unglaublich schön sich diese Momente angefühlt haben. „Tay, ich wusste es einfach. Ganz ehrlich, leb deine Jugend, es gibt nicht viele Dinge, die sündhaft gut sind", sagt Sam lachend und ich verdrehe schmunzelnd die Augen über ihren Ausdruck. Als ich auf die Uhr schaue, ist es schon fünf und ich muss dringend unter die Dusche. Ich versuche mich zu beeilen, doch als es klingelt sind meine Haare noch nass.
„Bin ich zu früh?", fragt Mila mich, nachdem sie mich gemustert hat. Sie trägt eine dunkle Hose und ein weißes Shirt, wie immer fällt mein Blick kurz auf ihr Tattoo. „Nein, alles gut", sage ich und lasse sie herein. Während sie sich etwas umsieht, versuche ich meine Haare einigermaßen gescheit hochzustecken. „Wir können ins Wohnzimmer gehen", sage ich und schiebe Mila durch unseren Flur. Sie soll sich nicht so lange die christlichen Bilder ansehen, um sich eine Meinung darüber zu bilden. Wir setzen uns auf meine Couch und ich hole uns etwas zu trinken. Ich bin seltsamerweise wirklich nervös und bin froh, dass Mila mir gleich einige Aufgaben zum Kontrollieren gibt. Da bin ich zumindest in meinem Element. Danach zeige ich ihr, was sie verbessern kann und mustere sie, während sie sich konzentriert. Ich muss leicht lächeln, weil sie dabei ziemlich niedlich aussieht. Die Anspannung fällt langsam von meinen Schultern und ich beginne, mich wohlzufühlen. Als Mila aufsieht und mich stolz anlächelt, weiß ich nicht, wie ich sie nicht anstarren soll. Sie ist einfach zu hundert Prozent mein Typ, auch wenn ich das nicht wusste. „Was?", fragt sie und ihr Lächeln wird zu einem Grinsen, das ich oft an ihr sehe. Sie kann flirten, das muss man ihr wirklich lassen. Ich muss an Nicks Worte denken und murmele: „Nichts." Wir sind schnell fertig mit den Schulaufgaben und ich mache uns den Fernseher an. „Am Wochenende ist euer erster Auftritt, oder?", fragt Mila mich, ohne vom Fernseher weg zu sehen. „Ja, ich weiß, dass du nicht kommen kannst, weil der Boxkampf zur gleichen Zeit ist", erwidere ich. Ich ärgere mich selbst darüber, weil ich gerne beim Boxen gewesen wäre. Wir haben ein Trainingsturnier gegen eine andere Schule, aber der Tanzwettbewerb geht gleichzeitig in die erste Runde. Meine Eltern haben davon Wind bekommen und wollen mich unbedingt tanzen sehen. Mila seufzt: „Ja. Ich wünschte du wärst beim Kampf dabei." Ich runzele die Stirn und mustere sie, doch sie sieht immer noch auf den Bildschirm. „Warum?", frage ich vorsichtig und schließlich richtet sie ihre Aufmerksamkeit doch auf mich. Sie sieht mir in die Augen und wirkt als würde sie mit sich selbst hadern. Dann meint sie: „Bei meinem letzten Kampf habe ich die Kontrolle verloren. Ich wurde disqualifiziert." Ich nicke stumm und frage mich, ob das an ihrem Vater lag. „Und ich könnte dir helfen?", frage ich leicht verwirrt. Sie seufzt und kratzt sich verlegen am Hinterkopf: „Naja, es hat mir geholfen, mit dir zu trainieren. Du beruhigst mich irgendwie." Ich muss automatisch lächeln und kann mir vorstellen, wie schwer es für Mila sein muss, das vor mir zuzugeben. Ich greife, wie von selbst, nach ihrer Hand und sie lässt es zu. „Beim nächsten Mal bin ich bestimmt dabei", versuche ich sie zu ermutigen und sie lächelt. Ich würde sie gerne Sachen über ihre Familie fragen, doch ich halte mich zurück. Sie soll sich bei mir wohlfühlen und gerade wirkt es so, als könnte sie das. „Wie geht es deinem Bruder?", frage ich und Milas Augen leuchten sofort liebevoll. „Er ist auf einer Geburtstagsparty, also vermutlich super. Ich muss ihn nachher abholen." Ich schmunzele, Noah ist ein wirklich netter Junge und Mila ist eine wundervolle Schwester. „Ich habe dich wirklich unterschätzt", sage ich, was ich denke, bevor ich darüber nachdenken kann. Mila sieht kurz verwundert aus, doch dann grinst sie und erwidert: „Ich dich auch." Mein Blick fällt auf ihren Unterarm und ich hebe meine Hand, zögere dann jedoch. Ich sehe ihr in die Augen und sie lächelt: „Ist okay." Also streiche ich mit meinen Fingern vorsichtig über die Tinte auf ihrer Haut und sehe, dass ich eine Gänsehaut bei ihr auslöse. Meine Finger kribbeln und ich merke wieder, wie sehr ich es genieße, sie zu berühren. „Wofür steht es?", frage ich leise, weil ich nicht weiß, ob ich damit zu weit gehe. „Ich habe es mir stechen lassen, als ich sechzehn geworden bin. Es soll mich daran erinnern, dass ich stark genug bin, frei zu sein", erzählt Mila und wirkt dabei so nahbar wie nie zuvor in meiner Nähe. Sie dreht mit ihrer Hand mein Handgelenk und streicht mit ihren Fingern über meinen Unterarm, so wie ich es bei ihr gemacht habe. Ihre Berührung ist so federleicht, dass ich sofort Gänsehaut bekomme und sie grinst: „Guck, das ist kaum erträglich." Ich muss schmunzeln und rutsche näher an sie heran. „Ich zeige dir, was unerträglich ist", sage ich und fange an, sie zu kitzeln. Sie lacht und zieht mich mit einer Bewegung auf sich drauf. Wir rangeln und fallen schließlich vom Sofa herunter. „Ist das alles, was du drauf hast?", fragt Mila lachend und versucht, mich auf dem Boden festzumachen. Ich bin jedoch schneller und entwische ihr. Ich renne die Treppen hoch und sie läuft mir hinterher. Im oberen Flur holt sie mich ein und stemmt ihre Arme neben mir gegen die Wand. „Hab dich", sagt sie außer Atem und grinst auf mich herab. Ich beiße mir auf die Lippe und will nach ihrem Shirt greifen, als ihr Blick auf die Tür neben mir fällt. Daran hängt ein Schild mit meinem Namen und ich sehe, wie Milas Augen sofort neugierig aufleuchten.
POV Mila
„Ist das dein Zimmer?", frage ich Taylor und sie läuft sofort rot an. Ich grinse und schiebe mich an ihr vorbei in den Raum. Ihr Zimmer ist bestimmt drei Mal so groß wie meins und hübsch eingerichtet. Das Bett ist riesig und überall an den Wänden hängen Urkunden von schulischen Wettbewerben. „Du bist so ein Streber", sage ich und Taylor verdreht sofort die Augen. Ich grinse und pieke ihr in die Seite: „Jetzt verstehst du keinen Spaß mehr?" Sie versucht, mich wütend anzusehen, muss dann jedoch lachen und schubst mich leicht. Ich muss mich ziemlich zusammenreißen, sie nicht direkt an mich zu ziehen. Dieses Mädchen ist so süß und gleichzeitig heiß, dass ich nicht klar denken kann. Ich will sie zurückschubsen, doch sie hält sich an meinem Shirt fest, sodass wir zusammen auf ihr Bett fallen. Ich rolle mich grinsend von ihr herunter und schließe die Augen. „Das ist die weichste Matratze, auf der ich jemals lag", sage ich und höre Taylor leicht lachen. Sie legt sich mit ihrem vollen Gewicht auf mich und meint: „Das ist die weichste Matratze, auf der ich jemals lag." Ich stöhne gespielt auf, muss aber gleichzeitig lachen. Als Taylor sich leicht aufrichtet, ist ihr Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. Sofort fällt mein Blick auf ihre Lippen, doch ich zwinge mich, ihr in die Augen zu sehen. Mein Herz schlägt wie wild in meiner Brust und ich sehe in ihren Augen, dass sie mit sich selbst kämpft. Ich weiß, dass es falsch wäre, sie zu küssen. Also richte ich mich mit einer schnellen Bewegung auf und nehme sie dabei mit. Schnell schlinge ich meine Arme um ihre Taille, damit sie nicht vom Bett fällt. Mein Plan geht etwas nach hinten los, weil sie mir jetzt noch näher ist. Ausnahmsweise kann sie auf mich herabsehen, weil sie auf meinem Schoß sitzt. Ich kann nicht abstreiten, dass es sich verdammt gut anfühlt, ihren Körper an meinem zu spüren. Ihr Atem ist genauso wie meiner leicht beschleunigt und ihre Pupillen schimmern. Ihre Arme hat sie automatisch um meinen Nacken geschlungen und ich spüre ihr Herz gegen meine Brust schlagen. „Tay", flüstere ich und streiche mit meiner Hand vorsichtig über ihre Wange. Sie beißt sich auf ihre Lippe und schluckt.
POV Taylor
Der raue Klang meines Namens aus Milas Mund bringt mich um meinen Verstand. Wie soll ich mich dagegen wehren? Ich will sie so sehr küssen, dass es mich förmlich zerreißt. Für einen Moment verbanne ich alle Gedanken aus meinem Kopf und sehe nur in Milas Augen, die mich fixieren. Scheiß drauf, denke ich mir und schließe die Lücke zwischen uns. Es fühlt sich an, als würden tausende Stromschläge über meinen Rücken jagen, als unsere Lippen sich berühren. Ich schmiege mich an sie und spüre ihre Hand an meiner Wange, in meinen Haaren. Ihr Duft umhüllt mich und ich fühle mich lebendig. Als unsere Zungen sich berühren lehne ich mich zu ihr, sodass sie sich zurücklehnen muss. Ich spüre ihre Hände an meiner Taille und meinen Oberschenkeln, es fühlt sich so gut an. Ich habe keine Ahnung, was ich mit meinen Händen tue, doch ihre weiche Haut fühlt sich perfekt unter meinen Fingern an. Nie zuvor habe ich so etwas empfunden und ich wünschte, es müsste nie mehr aufhören. Als wir uns jedoch kurz lösen, um Atem zu schöpfen, fällt mein Blick auf das Kreuz über meinem Bett an der Wand. Sofort verkrampft mein Körper sich und Panik steigt in mir auf. Ich mache gerade etwas Unverzeihliches und fühle mich auch noch gut dabei. Milas Wangen sind gerötet und ihre Hände liegen noch immer an meiner Hüfte, doch sie erkennt, dass etwas nicht stimmt.
Als ich mich von ihr löse und aufstehe, hält sie mich nicht auf. „Tut mir leid", murmele ich und reibe mir über mein Gesicht. Was habe ich da nur getan? „Hey, es ist schon okay", versucht Mila mir zu helfen und greift nach meinen Händen. Es ist absolut nicht okay, ich verrate meinen Glauben gerade. „Nein, ist es nicht", erwidere ich bissiger als beabsichtigt und reiße meine Hände aus ihren. Verwirrt sieht Mila mich an, doch dann verändert sich ihr Ausdruck und sie wirkt enttäuscht. Sie seufzt und murmelt: „Ich sollte gehen." Ich sehe ihr nach und weiß nicht, was ich denken soll. Ein Teil von mir weiß, dass es richtig ist, sie gehen zu lassen. Ein anderer Teil von mir will aber eindeutig, dass sie bei mir bleibt und wir da weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben.
Ich stehe noch so da, als die Tür unten ins Schloss fällt und ich allein bin.
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My own heaven
RomanceTaylor ist eine fleißige, kluge junge Frau, die ihr Leben genau so führt, wie ihre Eltern es für sie vorgesehen haben. Doch sie trägt ein Geheimnis mit sich, sie fühlt sich zu Mädchen hingezogen. Das widerspricht ihrem Glauben und den könnte sie nie...