Meine Hände sind kalt und zittern, mein schwarzes Kleid weht um meine nackten Beine.
Es ist ein kühler Februartag und die kahlen Bäume des Friedhofgeländes rahmen ihn gut ein. Neben mir sitzt Noah und kleine Tränen kullern seit Minuten über seine Wangen. Er zittert am ganzen Leib und ich wünschte, ich könnte irgendetwas daran ändern. Aber wie sollte ich? Seine Schwester wird mit festen Seilen hinab in die Erde gelegt und wird nie wieder bei ihm sein. Vorsichtig nehme ich seine Hand und er krallt sich sofort daran fest. Er trägt ein Hemd, das ihn wirklich süß aussehen lässt und immer noch meine Kette. Zusammen stehen wir auf und greifen nach einigen Rosenblüten. Meine Glieder sind schwer und gleichzeitig habe ich das Gefühl, meine Beine werden jeden Moment nachgeben. Wie konnte ich so schnell alles verlieren, was mir etwas bedeutet? Vorsichtig lasse ich die Blüten aus meiner Hand fallen und während sie nach unten auf den Sarg schweben, frage ich mich, warum Gott mich allein gelassen hat. Habe ich zu viele Sünden begangen und wacht er deswegen nicht mehr über mich? An welchen Gott glaube ich, wenn er das tollste Mädchen, das ich kenne, so früh zu sich holt? Habe ich nicht immer an einen gütigen, barmherzigen Gott geglaubt, der gerecht waltet? Sie hat es nicht verdient, so zu gehen, unter diesen Umständen. Tränen verschleiern meine Sicht und ich bewege mich langsam weg vom Grab. Irgendwo aus der Ferne mache ich eine Stimme aus und nach einigen Sekunden kann ich sie als Annas identifizieren. Natürlich ist sie auch hier und es geht ihr genauso schlecht wie mir. Ich will mich zurück zu Milas Grab drehen, doch plötzlich ist es verschwunden und bevor ich es verstehen kann, öffne ich meine Augen. Verwirrt blinzele ich und finde mich im Krankenhaus wieder. Meine Wangen sind nass und ich habe die Decke scheinbar mit meinen Tränen durchtränkt. Als ich Milas ruhigen Körper vor mir liegen sehe, fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich habe nur geträumt, auch wenn es sich verdammt real angefühlt hat. Es wird mir nur wieder klar, wie schlimm es sein wird, wenn sie mich verlässt. Schnell greife ich nach ihrer Hand und versuche mich zu beruhigen.
Als die Tür aufgeht, zucke ich erschrocken zusammen und versuche, meine Tränen weg zu wischen. Es ist Anna und sie kommt blitzschnell auf mich zu gerannt. Sie zieht mich in eine feste Umarmung und flüstert in meine Haare: „Mila hatte Recht, du bist ein Engel." Verwirrt erwidere ich ihre Umarmung und will sie fragen, was sie meint. Da erblicke ich jedoch hinter ihr eine Person, die den Raum betritt. Mein Mund klappt auf und ich kann nicht fassen, dass sie wirklich hier ist. Sie erblickt Mila und Tränen steigen sofort in ihre Augen. Mit drei Schritten ist sie an ihrem Krankenbett und legt ihre Hand auf Milas Wange. „Mein Schatz, mein armes Baby", flüstert sie und ihre Stimme bricht dabei. Sie drückt ihr einen Kuss auf die Stirn und flüstert: „Ich werde dich beschützen, ich verspreche es." Ein Stein fällt von meinem Herzen, Gott hat mich wirklich erhört. Ich habe keine Ahnung, was Isabella dazu bewegt hat, doch zu kommen, aber es ist auch egal. Hauptsache sie ist hier und sie rettet Mila das Leben. Mit glasigen Augen tritt Milas Mutter ein Stück von ihr weg und kommt zu mir und Anna. Sie schluckt, kramt in ihrer Handtasche und reicht mir dann das kleine Foto. „Eine Geschichte hat nie nur eine Seite", sagt sie leise und in ihren Augen sehe ich, wie sehr Milas Anblick sie mitnimmt. Ich schlucke und halte die Hand so vor mich, dass sie versteht, dass ich das Bild nicht zurückwill. Isabellas Augen durchbohren mich förmlich, doch sie nickt leicht. Anna klatscht neben mir in ihre Hände und lächelt mit feuchten Augen: „Lasst uns ein Leben retten."
Ich werde sanft von einer Hand wachgerüttelt und brauche kurz, um mich zu finden. Schnell erinnere ich mich wieder an die Operation und reibe mir meine Augen. „Sie hat es überstanden", sagt Anna und lächelt mich breit an. Tausende Steine fallen von meinem Herzen und ich ziehe Anna in eine feste Umarmung. Auf dem Weg zu Milas Zimmer biegt Anna in Richtung Cafeteria ab und lässt mich allein. Ich bin aufgeregt, als ich die Tür öffne, habe jedoch keine Zeit viel nachzudenken, weil ich sofort angesprungen werde. „Tay", quiekt Noah vergnügt und legt seine kurzen Arme um mein Bein. Er nimmt meine Hand und zieht mich zu seiner Schwester, die noch immer in der Narkose liegt. Sie sieht schon jetzt um einiges besser aus als heute Morgen. Ihre Haut wirkt gesunder und ihr Atem ist nicht mehr so flach. Sofort laufen wieder Tränen über meine Wangen und ich spüre pure Erleichterung in mir. „Warum weinst du?", fragt Noah verwirrt und wirkt verunsichert. Ich schmunzele und hebe ihn auf meinen Schoß. „Manchmal weinen Menschen, wenn sie sich sehr freuen. Und ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr gefreut wie jetzt gerade." Sofort lächelt der kleine Junge wieder und greift nach dem Anhänger an seinem Hals. „Ich habe für Mimi gebetet und es hat geholfen", sagt er und ich muss automatisch lächeln. Dieser Junge bringt mein Herz genauso zum Schmelzen wie seine Schwester.
„Ich auch", flüstere ich und bin so erleichtert, dass meine Gebete erhört wurden.
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Ich weiß, ich bin ein Arsch ^^, bitte vergebt mir.
Drama scheint die Droge zu sein, von der ich nicht loskomme.
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My own heaven
RomanceTaylor ist eine fleißige, kluge junge Frau, die ihr Leben genau so führt, wie ihre Eltern es für sie vorgesehen haben. Doch sie trägt ein Geheimnis mit sich, sie fühlt sich zu Mädchen hingezogen. Das widerspricht ihrem Glauben und den könnte sie nie...