Kapitel 39

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Kein halbe Stunde später stieg Bucky die Treppen hinauf.

Eigentlich wollte er Emilia den nötigen Freiraum geben. Doch das, was sie gesagt hatte, ließ ihm keine Ruhe. Genauso wenig ihre Worte und das Geschehene in der zwielichtigen Seitengasse.

Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, was sie in den vergangen Jahren getan hat oder glaubte tun zu müssen. Das Bild, wie sie sich irgendwelchen Männern hingab um von genau diesen etwas zu bekommen das ihr einen Sinn im Leben verlieh, brannte sich tief ein. 

Und obwohl es ihn zutiefst schmerzte Emilia nun so verletzt und resigniert vor sich zu sehen, konnte Bucky verstehen, warum sie es getan hatte.

Sie lag halb auf dem Rücken in ihrem Bett. Das Gesicht und die angewinkelten Knie waren zum Fenster gerichtet, durch welches das schummrige Licht der Stadt fiel.

Die helle Haut ihrer nackten Arme und Beine standen im Kontrast zu dem Kohlefarbenen Bettlaken unter sich und dem grellen Türkis ihrer Shorts. Sie bezeugte einmal mehr, dass Emilia viel zu lange nur Nachts unterwegs war und nicht viel Sonnenlicht abbekam - ganz im Gegenteil zu der Zeit in Wakanda.

Völlig in Gedanken versunken starrte sie auf eine der Hochhausfassaden am anderen Flußufer. Der Versuch ein wenig Schlaf zu bekommen scheiterte erneut.

Erst in dem Moment, als sie seufzend zur Decke hinaufblickte, bemerkte sie Bucky in dem sanften Licht der kleinen Nachttischlampe. 

Er stand mit verschränkten Armen an den Tührramen gelehnt und betrachtete sie.

"Ja, ich weiß. Hier hat niemand was verloren. Ich verschwinde gleich wieder."

"Schon ok." Zurück an die Zimmerdecke starrend bedeckte Emilia mit ihrem Unterarm die Augen.

"Es tut mir Leid. Was ich dir da alles an den Kopf geworfen habe... besonders die Sache mit dem Blip. Das war nicht fair. Auch wenn es für dich und alle anderen vielleicht nur ein Moment war... ihr seid genauso schonungslos von einem ins nächste Chaos geraten."

Sein gleichgültiges Schulterzucken konnte sie nicht sehen.

"Für mich ist das nichts Neues. Ich hab mich an diese Zeitsprünge schon gewöhnt. Mich kann nichts mehr so schnell schocken."

Emilias Blick schnellte zu ihm. Ihr war bis jetzt nicht wirklich klar, dass er das schon unzähliche Male bei Hydra hat durchmachen müssen. Ohne etwas zu sagen richtete sie sich auf und verharrte mit gesenktem Kopf auf die Decke unter sich gerichtet im Schneidersitz.

In ihrem Profil glaubte Bucky einen Anflug von Frustration zu sehen, der sich mit dem zynischen Klang ihrer Stimme vermischte.

"Das wird das einzige sein, was sich wohl nie ändert. Hydra verfolgt uns - egal wohin wir gehen..."

Er wusste nichts darauf zu sagen. Aus ihrem geflochtenen Zopf löste sich eine kleine Haarsträhne, die über ihre Wange fiel.

Für einen Augenblick legte sich eine unüberhörbare Stille über sie.

Bucky schaute daraufhin bedrückt zu Boden. Jedoch nur solange, bis er Emilias zerbrechliche Stimme vernahm.

"Ich hab kein Recht das zu sagen. Aber... ich dachte ich hätte dich schon wieder verloren."

Wie als würde sich ein Dolch in seine Brust bohren, durchfuhr es ihn. Auf ihre Finger starrend sprach sie weiter und beobachtete sich selbst dabei, wie sie mit dem dünnen Stoff des Lakens spielte.

"Nachdem Thanos die halbe Menschheit ausgelöscht hatte, war auch plötzlich ein Teil von mir verschwunden. Als Dr. Banner dann alles rückgängig machen konnte, glaubte ich genau diesen Teil ebenfalls wieder zurück zu bekommen... Dem war nicht so."

THE FADING FALLEN ● Bucky Barnes X OC ● 18+ ● DEUTSCH [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt