Kapitel 59

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"Ich hatte keine andere Wahl."

Diese Stimme. Leise, zebrechlich. Voller Bedauern und Zweifel drang sie zu ihm durch.

"Sie wollte mir nicht die Kontrolle überlassen."

Es war ihre. Und doch auch wieder nicht.

"Warum fühlt es sich so falsch an?"

Der dunkle Nebel lichtete sich etwas. Durch die Dunkelheit schimmerte etwas hindurch.

"Ist es meine Schuld? Bin ich der Grund, weshalb sie die Konsequenzen nicht akzeptieren kann?"

Bucky ging einige Schritte darauf zu. Je näher er kam, desto deutlich wurden die Umrisse... und die Farben.

Die junge Frau kniete in sich gesunken vor dem leblosen Körper eines Mannes und sah in dessen Gesicht. Weit aufgerissene Augen. Der Ausdruck qualvoll verzerrt, wie in Stein gemeiselt eingefroren.

Ihr Haar blutgetränkt. Genauso wie ihre Kleidung und der Boden unter ihnen.

Es dauerte etwas, bis Bucky erkannte, wer die junge Frau war.

"Mia!"

Er eilte auf sie zu und ließ sich neben ihr nieder. Vorsichtig nahm er ihr Gesicht und drehte es zu sich.

Ihm blickten leer wirkende Augen entgegen. Nicht dunkelrot. Sondern pechschwarz. Wie zwei trübe Turmaline. 

Aus ihnen liefen ebenfalls pechschwarze Tränen über die weichen Wangen. Dort vermischten sie sich mit dem hellen Blut des Mannes.

"Sie ist weg, Sgt. Barnes."

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er Josephines Worte hörte.

"Was... meinst du damit? Wo ist sie?"

"Sie wird nicht wiederkommen. Und es ist meine Schuld."

Wie paralysiert sanken seine Hände hinab. Buckys Blick ging ins Leere, während sie mit schuldbelegter Stimme weitersprach.

"Ich dachte sie schützen zu können. Uns schützen zu können vor all diesen schrecklichen Gefühlen. Dem Schmerz, dem Verlust, dieser puren Verzweiflung. Es gab nur diesen einen Weg für mich. Dabei habe ich nicht gesehen, dass es der falsche war."

Josephine wandte ihren Kopf zurück auf den Mann vor sich. Raphas lebloser Ausdruck ging gen Himmel.

"Mein Egoismus hat mich blind gemacht. In dem Glauben, dass einzig und alleine mein Wille zählte, habe ich nicht darauf gehört, was sie mir sagen wollte. Dass sie mir sagen wollte, dass sie es akzeptieren kann."

Wie in Trance hörte Bucky der Stimme zu, die ihm vertraut war. Doch er konnte Emilia nicht mehr darin erkennen.

"Sie wollte ihn nicht bekämpfen. Und ich habe sie dazu gezwungen. Sie hat es einfach geschehen lassen... und ist gegangen."

Man hörte nichts. Nur Stille.

"Auch ich muss die Konsequenzen meines Handels akzeptieren. Das ist mir klar geworden. Doch was soll ich nun tun? Ich bin immer nur da gewesen, um sie zu schützen."

Josephine hob ihren Kopf und sah zurück. Bucky erkannte in ihrem Ausdruck, dass sie verzweifelt war. 

Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, welchen inneren Kampf Emilia mit sich und diesem Teil ihrer selbst geführt haben musste. Einem Teil, der eigentlich zu ihr gehörte und welchen sie nur schwerz akzeptieren konnte. 

THE FADING FALLEN ● Bucky Barnes X OC ● 18+ ● DEUTSCH [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt