Kapitel 49

104 3 3
                                    

∼⋄∼⋄∼ ○❖○ ∽⋄∽⋄∽

Delacroix, 2023

"Tut mir Leid, dein T-Shirt ist ganz nass."

Emilia hob den Kopf und betrachtete den dunklen Fleck auf seiner Brust: "Schon wieder..."

Sie saßen in dem schwachen Licht einer kleinen Stehlampe einige Minuten einfach nur ineinander verschlungen auf den dunklen Holzplanken der Bootshütte.

Mit jedem von Buckys gleichmäßigen Atemzügen beruhigte sie sich etwas mehr. Sein Herzschlag war wie Emilias natürliches Sedativum, ohne das sie anscheinend nicht mehr leben konnte.

Er hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt und sie wie ein kleines eingewickeltes Bündel einfach nur in seinen Armen gehalten. Solange, bis sie sich beruhigt hatte.

Als er jetzt in ihr Gesicht sah, blickten ihm leicht verquollene Augen an. Von ihren geröteten Wangen schaute er an sich hinunter.

"Keine Sorge, das trocknet wieder."

Mit einem sanften Lächeln sah er auf. Für einige Augenblicke versanken sie in den Augen des jeweils anderen.

"Eigentlich... hatte ich nicht vor, es dir zu sagen. Aber das wäre dir gegenüber nicht fair."

Den Blick gesenkt auf seine Brust, dorthin wo der Fleck war, kreiste sie mit ihrem Fingernagel um den nassen Stoff.

Bucky spürte das leichte Kitzeln auf Höhe seines Herzens. Er fühlte darunter jedoch weitaus mehr den Schmerz ihrer Erinnerungen.

"Willst du mir... erzählen, was damals passiert ist?"

Emilia sah in bekümmert an: "Willst du es denn wirklich hören?"

Nach einem kurzen Zögern nickte er und sie erzählte von den Wochen und Monaten nach dem Blip, wie die Welt förmlich zusammenbrach und wie sie sich fühlte, als ihre eigene in Millionen kleinster Scherben zerbrach.

Erneut liefen ihr Tränen über das Gesicht.

"Bucky, es... es tut mir Leid. Hätte ich auf Natasha gehört und..."

Er wusste was sie sagen wollte und zog sie zurück in seine Arme: "Shhh... du kannst doch nichts dafür, Mia."

Niemals hätte er ihr einen Vorwurf gemacht. Es gab keinen Grund dafür. Auch wenn es sein Kind war - sein eigen Fleisch und Blut - so hatte er kein Recht dazu.

Ihm ging es in diesen Augenblicken genauso wie ihr damals. So plötzlich, wie er erfahren hatte, dass er Vater sein könnte, genauso schnell wurde ihm dies wieder genommen.

Und er musste sich insgeheim eingestehen, dass er erleichtert war. Schließlich waren Kinder etwas, über das er seit den 40er Jahren nicht mehr nachgedacht hatte. Und diese Zeit lag lange zurück.

Damals war er jung und naiv. Er träumte wie jeder junge Mann davon einmal eine Familie zu haben. Eine wunderschöne, kluge und liebevolle Ehefrau. Vielleicht auch einen Hund der mit den Kindern in dem gepflegten Garten des kleinen Einfamilienhäuschens am Rande von Brooklyn spielte.

Jetzt machte ihm das alles nur noch Angst. Nicht die Vorstellung Vater zu sein. Mehr das Wissen darüber, was für ein Vater er wäre.

In ihm steckte noch immer der Winter Soldier. Es schien, als würde er diese seelenlose Killermaschine und seine Vergangenheit niemals loswerden. Für welches unschuldige Lebewesen auf dieser weiten Welt könnte also jemand wie er ein guter Vater sein?

Schon der Krieg hatte ihn verändert. Hydra kümmerte sich um den Rest und zerschmetterte eiskalt sein Leben. Bucky wusste nichts mehr mit sich anzufangen.

THE FADING FALLEN ● Bucky Barnes X OC ● 18+ ● DEUTSCH [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt