Freitag, 18. November

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(es ist verwirrend, da ich zu der Ereigniszeit, dieses Buch noch nicht einmal besaß, aber diesen Mind-fuck wollte ich mir selber nicht nehmen, egal zurück zu meinem eigentlichen Anliegen)

Der 18. November. Es war schon irgendwie besonders für mich. Die 18 ließ mich glücklich werden und ich liebte einfach die herbstliche Atmosphäre des Novembers. Oder ich redete mir diese Dinge ein, um mein Geburtstag besser darzustellen. Wie auch immer. Ja, heute hatte ich Geburtstag. Ich würde es niemals zugeben, aber ich liebte es, das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein. Schockierend, ich weiß. Ich sah aus wie das kleine Strebermädchen, welches Bücher, Menschen vorzog - und das stimmte vielleicht sogar. Aber ich war anders, als man dachte. Ich mag zwar Klassenbeste sein, Klassensprecherin und gewann jede einzelne Mathematikolympiade, aber ich liebte auch das Risiko. Die einzige Sprache, die ich verstand, war Sarkasmus. Ich tat alles dafür, die beste zu sein und sonnte mich regelmäßig in Komplimenten - auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Jeder meiner Lehrer hielt mich für einen Sonnenschein, obwohl ich es bevorzugte, einfach in den Nachthimmel zu blicken.

Außerdem sagte mir meine Schwester ständig, wie reif ich doch wäre. Es stimmte, ich hasste es, ein Kind zu sein. Niemand traute mir etwas zu und manchmal langweilte ich mich zu Tode - im Unterricht und bei Gesprächen mit meinen Freunden. Ich war einfach so... normal - mein Blut kochte bei diesem Wort. Normal. Ich wollte nicht normal sein. Vielleicht mochte ich deswegen meinen Geburtstag. Ich machte mich hübsch und konnte mein alltägliches Ich hinter mir lassen. Manchmal stellte ich mir vor, wie fremde Menschen mich für wenige Sekunden ansehen und ich als ein durchschnittliches fast elf-Jähriges Mädchen abgestempelt werde - es war mein größter Albtraum. Man lebte nur einmal und ich wollte Menschen den Atem rauben, nicht normal wie jeder andere sein.

„Alles Gute zum Geburtstag, Spatz", ich öffnete meine Augen zum ersten Mal an diesem Tag. Ich war schon länger wach gewesen - das passiert, wenn man am Vorabend schon um 19 Uhr ins Bett ging, um die letzten Stunden zu seinem persönlichen Tag totzuschlagen. „Danke", ich hauchte einen Kuss auf ihre Wange. Meine Mutter schlug meine Decke zurück und ich sprang sofort aus dem Bett, ein Lächeln zierte meine Lippen. Ich verabscheute es, am morgen früh aufzustehen, doch an diesem einen Tag überwindete ich mich immer. Natürlich hatte ich mein Outfit bereits vorbereitet und im Badezimmer platziert. Ich summte eine Melodie in meinem Kopf. Sobald ich das Bad zwei Türen weiter erreicht hatte, schaltete ich den Lichtschalter aus und den daneben gelengenden an. Mich regte dieses grelle Licht auf. Es spiegelte sich erbarmungslos auf meiner Brille und ließ meine Augen leicht brennen. Claire stand an dem Waschbecken und verdrehte melodramatisch ihre Augen. Sie auf der anderen Seite brauchte dieses hässliche Licht, um sich zu schminken und sie fand, ich wäre einfach nur sensibel gewesen.

Grinsend wendete sie sich zu mir, um mich in den Arm zu nehmen. „Happy Birthday, Cas", ich genoss diese Geste sehr. Irgendwann hatten wir aufgehört, uns in der Schule zu umarmen, da sie nicht gern mit ihrer kleinen nervigen Schwester gesehen werden wollte und jetzt, wo sie selber schon auf ein Gymnasium gewechselt war, sahen wir uns kaum noch. „Danke", murmelte ich gegen ihren Sweater während ich ihren weiblichen Duft in mich aufnahm. Ich wusste, dass es eine Mischung aus Shampoo und ihrem Deo war, aber ich verband ihn schon immer mit ihr selber. „Wir sehen uns beim Frühstück", grinste sie bevor sie ging. Mein Blick wanderte zu dem Spiegel. Ich hatte mir über Nacht locken eingedreht. Es war unangenehm damit zu schlafen, aber ich hasste meine glatten Haare. Sie waren so normal. Unerklärlich, aber ich liebte die Haare meiner Schwester. Sie hatten die gleiche Länge, dieselbe Struktur, aber sie waren engelsblond. Meine einfach nur braun. Braun! Niemand in meiner Familie hatte braune Haare. Alle samt waren blond. Ich erzählte diesen Fakt jeder Person, die ich kannte, um mich besonderer zu gestalten. Ich schüttelte diesen Gedanken beiseite. Heute würde ein wichtiger Tag werden, ich spürte es einfach.

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