Dieser Tag in nun fast vier Jahre her. Während zu dieser Zeit meine größten Probleme die Sprache oder der Hauspokal waren, hatte sich vor wenigen Wochen alles verändert. Der Dunkle Lord war Ende meines vierten Jahres zurückgekehrt. Es betraf mich nicht persönlich, aber Hogwarts stand unter Spannungen und einige glaubten Harry Potter nicht einmal.
Mein Englisch hatte sich maßgeblich gebessert und ich nahm mir vor, dieses Jahr alles zu übersetzen in meinem Tagebuch. Es hatte sich einiges verändert. Ich hatte mich verändert. Den Ring meiner leiblichen Familie trug ich seit jenem Abend an einer Kette um meinen Hals, nicht einmal zum Schlafen hatte ich ihn jemals abgenommen. Er war das einzige, was ich mit ihnen verband. Hannah versuchte mir zu helfen, meine Vergangenheit aufzudecken, aber es war viel komplizierter als angenommen. „Und Cass, denkst du, dass du den Posten zur Vertrauensschülerin sicher hast?", Lisa lehnte sich auf ihrer Sitzbank zurück. „Mein Haus ist nicht gerade der größte Fan von ihrer Muggelgeborenen, aber du wirst bestimmt gewinnen, Lisa". „Denkst du, ihnen ist das alles immer noch so wichtig? Ein Schüler ist letztes Jahr gestorben", Parvati riss ihren Blick vom Fenster des Hogwartsexpresses. „Ich mochte ihn echt gern", Lisas Gesicht nahm traurige Züge an. „Er war wirklich witzig und ein Junge, der mit mir ohne Hintergedanken redete", erschöpft atmete sie aus. So ähnlich ging es mir mit den Weasley-Zwillingen. Seit dem ersten Schultag hatten sie mich aufgeheitert. Ich hatte das Gefühl, ich könnte mit ihnen über alles reden. Der Gedanken sie zu verlieren, machte mir Angst. „Wir sollten uns langsam umziehen", Daphne gab sich große Mühe das erdrückende Thema zu beenden. Zustimmend nickten wir. Es machte mich glücklich, wie stark wir alle als Gruppe zusammengewachsen waren, noch nie in meinem Leben hatte ich solch wahre Freunde. Kaum waren wir getrennt zu sehen. Ich zog mein gesamtes Selbstbewusstsein aus diesen vier Mädchen.
Schnell zogen wir unsere Umhänge an, halfen uns gegenseitig beim Krawattenbinden. Auf dem Weg zurück in unser Abteil, wollten die anderen bereits vorgehen. Fred und George traten plötzlich in den Flur und ich fiel ihnen nacheinander in die Arme. „Immer mit der Ruhe, Slytheringirl", meine Augen mussten einen traurigen Glanz angenommen haben. „Was ist los?", Fred strich mir kaum merklich über die Wange. Kein Zweifel. Sie fühlten sich so an, wie die Brüder, die ich niemals hatte. „Das ist unser letztes gemeinsames Jahr", flüsterte ich, beide anblickend. „Wir werden dich auch vermissen, Kleine", sie waren wirklich um einiges größer gewesen, aber ich mochte es nicht, darauf hingewiesen zu werden. „Aber wir sind ja nicht aus der Welt", sagte Fred und ich fragte mich, wie ich sie jemals verwechseln konnte.
Wir unterhielten uns noch kurz über unsere Ferien, bis ich zu meinen anderen Freunden zurückkehrte. Es dauerte nicht lange, bis wir ankamen und uns zusammen in eine Kutsche setzten. Nur noch drei Jahre und diese Magie würde ein Ende nehmen. Ich schüttelte meinen Kopf, wurde den Gedanken jedoch nie ganz los. Hannah sah mich von der Seite an und ich spürte, dass sie genau wusste, was ich dachte. Noch nie hatte ich solch einen Menschen kennengelernt. Ein Blick und keine Worte waren mehr notwendig. Sie war die einzige, die mir Briefe schrieb, da der Weg von England bis Deutschland nicht leicht war. „Ich werde niemals jemanden wie dich kennenlernen" hatte sie geschrieben, „niemand wird mich jemals jemand so verstehen, wie du es tust".
Manche Leute fanden das komisch, aber ich glaubte an Schicksal und all diese Dinge und bei dieser Hufflepuff wusste ich, dass wir uns nicht aus Zufall begegnet waren. „Dieses Jahr wird toll", grinste Hannah und strich sich durch ihre kurzen Haare.
Wir waren im Schloss angekommen und mussten uns bei der Großen Halle auf die verschiedenen Tische aufteilen. Zum Glück konnte ich mich neben Daphne setzen. Unser Verhältnis war ganz anders als mit Lisa oder Parvati. Sie mochte menschliche Nähe nicht wirklich, weshalb es mich nur zufriedenen machte, wenn ich ihr ein Grinsen entlocken konnte. Mit ihr allein zu sein bringt manchmal eine unangenehme Stille mit sich, was sich aber schnell ändert, sobald wir etwas zum Reden gefunden hatten. „Warum hast du mich am Anfang eigentlich nicht gemocht?", flüsterte ich ihr zu, als wir Platz nahmen. „Ich dachte, du seist wie jede andere. Arrogant und oberflächlich", „Autsch", ich knuffte in ihrem Oberarm. „Gut, dass es nicht ganz zutritt", ergänzte sie mit einem ernsten Gesicht. „Nicht ganz?", fragte ich gespielt empört und entlockte ihr ein angedeutetes Grinsen. Die Halle wurde still, als die neuen Schüler eingeteilt wurden und Dumbledore das Wort erhob. „Ein neues Schuljahr hat begonnen. Ich weiß, dass das letzte Schuljahr nicht einfach war, umso wichtiger ist es in diesem, mehr denn je zusammenzuhalten", dieser Mann war wahrscheinlich der intelligenteste Mann gewesen, den ich jemals kennenlernen durfte. Seine Worte wirkten stets so durchdacht und es verletzte mich etwas, dass die Presse solche grässlichen Sachen über ihn schrieb.
„Alle zwei Jahre werden die Vertrauensschüler neu bestimmt", er hatte meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich liebte autorisierte Positionen, aber wie gesagt, fühlte sich mein Haus etwas falsch an. „Für Ravenclaw wählte die Lehrerschaft: Lisa Turpin und Anthony Goldstein", der Raum erfüllte sich mit herzlichem Klatschen. Die meisten mochten Lisa. Sie war einfach eine Person, die man gernhaben musste. Sie zog soziale Kontakte ohne große Mühen an. Sogar einige Slytherins fanden sie besser als die meisten der anderen Häuser. „Zuletzt haben wir Slytherin", Hannah blickte mich hoffnungsvoll zu mir um, sie wusste wie wichtig mir das war. „Draco Malfoy", nur mein Tisch schlug seine Hände zusammen. Malfoy machte sich nun mal sehr unbeliebt bei den anderen Häusern. „Und", Pansy stemmte bereits ihre Arme auf den Tisch, bereit, aufzustehen, wie es jeder Vertreter tun sollte. „Cassiopeia Sanders", kam es Dumbledore in diesem Moment über die Lippen. Ich konnte mir ein ehrliches Grinsen nicht verkneifen.
Der größte Vorteil daran, ein Vertrauensschüler zu sein, war, jeder Zeit in die verbotene Abteilung der Bibliothek zu gelangen. Ich wusste nicht was es war, aber seit dem ersten Schuljahr verspürte ich ein überdurchschnittliches Interesse an der dunklen Seite der Magie. Endlich hatte ich die Möglichkeit, diesen Verlagen nachzugehen.
Unter den dunkelbekleideten Lehrern fiel eine Frau besonders auf. Sie erhob die Stimme. Diese befand sich auf einer Frequenz, die zu anstrengend zum Zuhören war. Fragend blickte ich Daphne an. „Sie arbeitet im Ministerium", flüsterte sie in mein Ohr, „das Ministerium mischt sich also in Hogwarts-Angelegenheiten ein". „Und?", fragte ich. „Sie misstrauen Dumbledore. Das kann nichts Gutes bedeuten".
Nach dem Essen führten Malfoy und ich also die Erstklässler zu dem Gemeinschaftsraum. Ich hielt mich eher hinten, achtete darauf, dass niemand die Reihe verließ. Mir fiel nach einigen Sekunden ein Mädchen auf, dass sich von der Gruppe trennte und sehr weit hinten lief. Ich holte zu ihr auf, sah in ihre glasigen Augen. „Was ist los, Süße?", ich streichelte beruhigend über ihren Kopf. „Alle sagen, ich bin weniger wert, weil meine Eltern Muggel sein", sie senkte beschämt den Kopf. „Denkst du, ich bin weniger wert?", durch ihre ozeanblauen Augen blickte sie mich an und schüttelte heftig ihre schwarzen Locken. „Warum?", fragte sie neugierig. Ich bückte mich leicht und flüsterte in ihr Ohr: „ich wurde auch von Muggeln großgezogen". Diese Worte entlockten dem Mädchen ein schwaches Lächeln. „Wie ist dein Name?", sie griff nach meiner Hand und ich nahm ihre in meine. „Emma", „Hallo Emma, du kannst mich Cassie nennen", begeistert nickte sie. „Und denke daran, dass niemand weniger wert ist, und es ist egal, woher du kommst, es kommt auf deine Entscheidungen an", damit ließ ich sie los, sodass sie in ihr Schlafzimmer verschwinden konnte. „Rührend, Sanders. Naja Schlammblüter müssen schließlich zusammenhalten", mittlerweile war mir dieser Begriff nur allzu gut bekannt gewesen. „Lieber das, als einen Todesser als Vater", ich verdrehte die Augen und ging zu meinem Zimmer. Lisa wusste alles von jedem an dieser Schuler, von ihr wusste ich es. „Vertrauensschüler mit Malfoy? Viel Spaß, Cassie", Daphne sah etwas schadenfreudig aus, auf eine freundschaftliche Art. „Dir auch eine Gute Nacht", wir machten uns fertig und beendeten unseren ersten Tag zurück in Hogwarts.
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my magical diary
FanfictionNormal. Ich hasste dieses Wort und doch beschrieb es mich wunderbar, jedenfalls dachte ich dies. Schlag auf Schlag lernte ich immer mehr über mich und meine Vergangenheit. Von meiner magischen Seite und der Zauberschule im Ausland. Und von der dunkl...