Sylvester. Heute sollte sich zeigen, ob unser Plan mit der Flasche für Dumbledore funktionierte. Anstatt zu feiern, wie die anderen Hogwartsschüler, verbrachten Draco und ich die meiste Zeit unserer Ferien im Raum der Wünsche, versuchten krampfhaft es zu reparieren. Tom hatte in den letzten Stunden meine Seite nicht verlassen. „Bald ist es so weit", hatte er kryptisch gesagt. Ich hatte aufgehört, mir einen Reim auf die Sache zu bilden, wollte mich lieber auf meine Aufgabe konzentrieren. Draco öffnete das Verschwindekabinett. Er hatte einen schwarzen Spatzen herbeigezaubert und setzte den kleinen in das Kabinett. Er schloss die Türen, ich, gespannt neben ihm. Leise murmelte er die Formel, als hätte er Angst tatsächlich gehört zu werden. Mein Dunkles Mal brannte mehr als üblich, es glänzte tintenschwarz. Unsere Zeit wurde immer knapper.
Vorsichtig öffnete er erneut die Tür. Der Vogel war weg. Ich atmete erleichtert die Luft aus, obwohl ich meinem Körper nicht einmal befohlen hatte, sie anzuhalten. Der Blonde schenkte mir einen Seitenblick. Die Formel kam als Flüstern einmal mehr über seine Lippen. Seine Hände zitterten. Dieses Mal öffnete ich die Tür. Der Vogel war dort. Tot. Fuck. Draco machte auf dem Absatz kehrt, verschwand. Ich wusste nicht, was ihm durch den Kopf ging, hatte keinen Blick auf sein Gesicht erhaschen können. Wir hatten es nicht geschafft. Ich zauberte den Vogel davon, zu sehr erinnerte mich sein kleiner lebloser Körper an unser Versagen. Anschließend wollte ich ebenfalls gehen. Mein Kopf drehte sich leicht, Halt suchend lehnte ich mich an eine alte Stuhllehne. Mein Herzschlag wurde laut, rasend. Gesichter und Bilder formten sich vor meinem Inneren Auge.
„Cassie, Tom, habt ihr etwas mit dem Erhängen von Billys Stoffhasen zu tun?", er hatte es mir längst erzählt, vor wenigen Stunden hatte er stolz damit geprahlt. Billy hatte etwas gegen mich gesagt, also hatte Tom ihm einen Denkzettel verpasst. „Mrs Henderson, wir wussten nicht einmal, dass Billy ein Kuscheltier besitzt und wir wissen, dass es nicht in Ordnung ist, das Eigentum der anderen anzurühren. Wir haben den ganzen Tag mit Amy an ihrem Bild für ihre ältere Schwester gearbeitet. Sie kann Ihnen dies bezeugen", unschuldig blickte ich tief in die Augen der Erzieherin. Tom blickte mich stolz von der Seite an. „Natürlich, verzeiht", damit verließ sie unser Zimmer. Ich legte das Armband des Mädchens in unsere Schatulle. Sie sollte unser Alibi sein und falls sie sich wehrte, würde sie das letzte Andenken an ihre Familie nie wiedersehen.
Genervt von der Inkompetenz des neuen Jungen, befahl ich der kleinen Ringelnatter im Garten unseres Kinderheimes, ihn zu beißen. Egal was Tom sagte, wir waren nicht normal, ich konnte es spüren. Beide von uns konnten mit Schlangen reden, beide von uns nutzten dies ständig aus. Der Schrei des Jungen ging durch Mark und Knochen. Tom grinste mich nur wissend an.
Heute fuhren wir seit Monaten mal wieder weg. Die Küste beinhaltete etliche Erinnerungen. Obwohl uns die meisten Kinder mieden, waren Amy und Dennis dumm genug, uns zu vertrauen. Zu viert kletterten wir die steilen Klippen hinab, erkundeten den versteckten Eingang. Seit Wochen hatten wir diesen Tag geplant. Die beiden Freunde folgten uns soweit, bis wir an einen unterirdischen See gelangten. „Seht ihr das im Wasser?", gespielt angsterfüllt zeigte ich in das endlose Schwarz. Die Kinder gingen immer weiter ans Ufer. Tom blickte mich bestätigend an. Ich nickte. Er Dennis und ich Amy, wir stießen die anderen ins Wasser, wissend, dass sie nicht schwimmen konnten. Wir grinsten. Das hatten sie verdient, nachdem sie etliche Gerüchte über uns in die Welt gesetzt hatten. Die Beiden versuchten panisch das Ufer zu erreichen, stattdessen wurden sie von den Wasserkreaturen nach unten gezogen. Wasserblasen stiegen auf, deuteten ihren letzten Atemzug an. Es fühlte sich gut an, als hätte man das Blut in meinen Adern ausgetauscht. Ich wusste, dass ich mehr wollte.
Wir hatten Besuch. Das kam noch nie vor. Mit geradem Rücken saßen wir nebeneinander auf Toms Bett. Niemand hätte uns das mit Amy und Dennis Verschwinden zugemutet und trotzdem versuchten sie ständig irgendwelche Ärzte zu uns zu schicken. Die Tür fiel hinter einem alt wirkenden Mann zu. „Ich bin Albus Dumbledore", Tom zappelte auf seinem Sitz herum. „Sie sind ein Arzt, nicht wahr?", ich blickte ihm fest in die Augen, hätte sagen können, falls er log. „Nein. Ich bin Lehrer an Hogwarts", Tom und ich tauschten misstrauische Blicke aus. „Hogwarts?", fragte mein Zwillingsbruder. Es klang ausgedacht. Wollte er uns überlisten? „Hogwarts ist eine Schule für Hexerei und Zauberer, für Leute wie euch und mich", seine blauen Augen wirkten ruhig, noch nie hatte uns jemand nicht mit ein wenig Angst angesehen. „Beweisen Sie es", ich glaubte ihm nicht. Ein Wimpernschlag später war unser Kleiderschrank in Flammen gesetzt. Erstaunt zogen wir die Luft ein. „Etwas möchte dort hinaus", mein Bruder stand als erster auf, holte unsere metallische Kiste aus dem brennenden Schrank. „Diebstahl wird an Hogwarts nicht geduldet", woher wusste er-? Er schwang seinen Zauberstab, das Feuer verschwand, als hätte es nie existiert. „Wo bekomme ich so einen Stab her?", er redete fordernd, damit schien der Mann unzufrieden. „Verzeihen Sie, Sir", Toms Stimme wurde weicher, charmanter, niemand hätte ihm widerstehen können. „Würden Sie mir bitte mitteilen, wo ich ebenfalls einen bekommen kann", er grinste leicht, versuchte ihn in seinen Bann zu ziehen.
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my magical diary
FanfictionNormal. Ich hasste dieses Wort und doch beschrieb es mich wunderbar, jedenfalls dachte ich dies. Schlag auf Schlag lernte ich immer mehr über mich und meine Vergangenheit. Von meiner magischen Seite und der Zauberschule im Ausland. Und von der dunkl...