Sonntag, 1. September

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Haltet euch fest. Es ist so weit. Aiiii. Der Tag der Tage ist angebrochen. Um 11.00 Uhr fährt der Zug in mein neues Leben. Am Vorabend konnte ich es kaum abwarten, weshalb ich mich nach dem Abendessen direkt fertig gemacht habe und wenig später eingeschlafen war. Und nun stand ich hier. „Ich werde dich auch vermissen", grinste ich durch das Telefon an meinem Ohr. Nylah war die beste Freundin meiner Schwester. Ich kannte sie seit ich denken konnte und sie war wie eine zweite Schwester für mich gewesen. Häufig übernachtete sie hier und ich fand es seltsam, wenn sie lange Zeit nicht zu Besuch war. Wir durften ihr nicht die Wahrheit erzählen. Sie dachte, wie meine Großeltern, ich würde auf ein Internet gehen. Es war besser so. Je weniger es wussten, desto ungefährlicher, redete ich mir ein. Sie hatte aufgelegt. „Sag Bescheid, wenn du fertig bist", die Hexe aus dem Zauberinstitut war erneut in unserem Haus, um mich zum Bahnhof in London zu begleiten. „Natürlich", ich wandte mich Claire zu. „Pass auf dich auf", wir waren noch nie länger als ein paar Wochen voneinander getrennt gewesen. „Ich verspreche es", flüsterte ich gegen unsere Umarmung. „Und melde dich so oft es geht", murmelte sie besorgt. „Natürlich", ich versuchte aufmunternd zu grinsen. „Bis bald, kleine Schwester", sie überreichte mir meine kleine Eule.

„Ich bin bereit", es gab kein Zurück mehr. Die Hexe nickte, nahm etwas Sandsandähnliches in die Hand und warf es in unseren Kamin. Die Flammen flackerten smaragdgrün auf. Erstaunt zog ich die Luft ein. „Es ist eine Art der Reise, ähnlich wie ein Portal", erklärte sie. „Du stellst dich herein und sagst laut und deutlich, wo du hinmöchtest. In diesem Fall „Londoner Hauptbahnhof". Verstehend nickte ich. Unsicher stellte ich mich in meinen Kamin (?!). Klar sprach ich die Worte: „Londoner Bahnhof". Mein Magen zog sich zusammen. Alles um mich herum begann sich wie wild zu drehen. Ich versuchte, Halt zu finden, vergebens. Bevor ich länger darüber nachdenken konnte, fand ich festen Boden unter meinen Füßen und hatte Schwierigkeiten, nicht hinzufallen.

Meine Augen blickten sich um. Rustikale Wände trafen ein stählernes Glasdach. Passanten eilten zu ihren Zügen. Hinter mir tauchte plötzlich die junge Frau auf. „Alles in Ordnung?", fragte sie mütterlich. „Ich denke schon", ich nahm meinen Koffer und den Käfig von Milo, während Izzy auf meine Schulter kletterte. „Gut", grinste sie und lief an mir vorbei. Langsam folgte ich ihr, während ich weiter diesen wunderschönen Ort betrachtete. „Wenn du das beeindruckend findest, solltest du warten, bis du Hogwarts siehst", ruckartig blieb sie stehen. Verwirrt schaute ich in ihre Augen. Sie reichte mir ein Zugticket. „Plattform 9 ¾?", lachte ich auf. „Folge mir", sie lief einfach durch die Säule zwischen den Plattformen 9 und 10. Ich blinzelte einige Male, fragte mich, ob ich mir das eingebildet hatte.

Ohne darüber nachzudenken, lief ich durch die massive Wand, erwartete einen harten Aufprall. Meine Augen waren fest zusammengekniffen und als ich keinen Schmerz spürte, öffnete ich sie langsam. Ich befand mich auf einem ganz anderen Bahngleis. Neben mir ein scharlachroter Zug mit einem vertrauten Symbol - es handelte sich tatsächlich um den Hogwartsexpress. „Wow", entkam es mir, als ich die ganzen Schüler sah, die sich hastig von ihren Familien verabschiedeten. „Viel Spaß", sagte die Frau in mein Ohr, bevor sie hinter der Mauer erneut verschwand. Ich zwang mich zwischen die Menschenmassen und betrat den Zug. Der Gang war mit einem roten Läufer ausgekleidet und auf der rechten Seite befanden sich unzählige Abteile.

Willkürlich wählte ich eines aus und nahm Platz. Ich stellte Milo ab und Izzy sprang von meiner Schulter auf die gepolsterte Sitzbank. Grinsend beobachtete ich sie, wie sie sich zusammenrollte und Schlaf suchte. Als nächstes versuchte ich vergeblich meinen Koffer in das Gepäckfach über mir zu hieven. Genervt stöhnte ich. „Du you need some help?", ich hatte ihn weder gehört, noch Zeit, ihm zu antworten, als ein Junge mit feuerroten Haaren und Sommersprossen mir zu Hilfe kam. „Thank you", lächelte ich freundlich. „You're welcome, sweety", damit war er wieder verschwunden und ich ließ mich neben Izzy fallen. In meinem Rucksack fand ich mein Buch und begann zu lesen. Ironisch, dachte ich. Ich liebte Fantasiebücher seit einiger Zeit und plötzlich fühlte ich mich, als wäre ich mitten in einem gefangen. Geistesabwesend blickte ich auf meinen Zauberstab in meiner Tasche und schließlich nach draußen, während wir den Bahnhof verließen. Eine Art von Glücklichkeit ließ meinen Magen warm kribbeln und alle Unsicherheiten waren verschwunden. „Chrm, excuse me?", ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. „Would you mind letting me sit here? It's full everywhere", ein Mädchen mit sanften braunen Locken und dunklen Augen blickte mich an. Ich verstand sie kaum und begann mich etwas unwohl zu fühlen. Vorsichtig nickte ich einfach und sie setzte sich auf die Bank gegenüber meiner, nachdem sie ihr Gepäck verstaut hatte. „Hey, my name is Hermione Granger", sie reichte mir ihre rechte Hand. „I'm Cassiopeia Sanders", ergriff ich ihre Hand. Soweit reichte mein Englisch gerade noch. „I like your accent. Where are you from?", grinste sie und plötzlich vielen mir ihre hübschen Züge auf. „Germany?", mein Dad würde sagen „ist das eine Frage oder eine Antwort?" jedoch war ich mir einfach sehr unsicher in dieser Sprache gewesen. „That explains alot", ich begann unbewusst meine Katze zu streicheln, spürte direkt, wie ich weniger unruhig wurde.

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