Freitag, 12. September

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Gespannt wartete jeder auf den beendenden Satz von Flitwick. Die Lehrer wiesen uns jede freie Minute auf unsere Prüfungen am Ende des Jahres hin. Ich konnte es nicht mehr hören. Als hätte ich nicht Stunden zuvor bereits meine Gedanken damit gequält. „Nun gehen Sie schon", endlich. Jeder packte seine Tasche und schnell war der Klassenraum komplett gelehrt. Daphne und ich zogen uns schnell im Gemeinschaftsraum um. Ich entschied mich für meinen Quidditch Sweater. Der letzte sonnige Tag des Jahres war bereits zur Hälfte vorüber gewesen und wir wollten ihn zusammen mit unseren Freunden im Zauberdorf Hogsmead verbringen. Die anderen hatten bereits eine Stunde früher Schluss gehabt, weshalb wir uns darauf geeinigt hatten, uns im Dorf zu treffen. Viele Schüler mussten eine ähnliche Idee gehabt haben, denn wir beobachteten einige, die sich einen Weg zur Verlassenen Hütte bahnten.

Ich begrüßte Lisa, Parvati und Hannah mit einer Umarmung, während Daphne wie meistens, darauf verzichtete. Wir nahmen Platz und bestellten uns alle ein Butterbier. Ja, es klang ekelhaft, und ich wollte gar nicht erst wissen, wie es hergestellt wurde, aber es schmeckte wirklich köstlich. „Und?", fragend blickte ich Lisa an. „Wisst ihr, ob dieses Wochenende wieder eine Party stattfinden wird?", grinsend blickte ich auf den Tisch. Ich konnte sehr extrovertiert sein, aber gegen diese Hexe schien ich wie ein schüchternes Mädchen. „Ich habe ein paar Slytherins darüber reden hören", erwähnte Daphne beiläufig und zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich können sie es nicht auf sich sitzen lassen, dass die Ravenclaw eine machen, aber sie nicht", witzelte ich. Alle stimmten stumm zu. Am Anfang von all dem hätte ich schwören können, dass Slytherin nicht das richtige Haus für mich war. Niemand mochte mich, wegen meines Blutes. Ich war nicht hinterhältig oder gemein, aber das ist der Punkt. So redeten alle über dieses Haus. „Die Bösen", aber das waren wir nicht. Man musste klug sein, zielstrebig und gewisse Führungsqualitäten konnten auch nicht schaden. Der sprechende Hut hatte seine Gründe, auch wenn sie mir noch nicht vollständig klar waren. „Wollen wir zusammen für die Prüfungen lernen?", fragte Parvati, die mental darauf vorbereit war, sie am morgigen Tag zu schreiben. „Was für eine Frage", grinste Lisa. „Aber nicht in naher Zukunft", betonte ich und nahm einen Schluck von meinem Getränk. Plötzlich tauchte sie in meinem Blickfeld auf.

Die kühle Flüssigkeit blieb in meinem Hals stecken und beinahe hätte ich mich daran verschluckt. „Alles gut, Cass?", fragte Hannah besorgt, klopfte leicht auf meinen Rücken. „Entschuldigt mich für einen Moment", ich drückte mich vom hölzernen Tisch ab. Seit jenem Abend ging mir Samantha aus dem Weg und ich hatte keine Ahnung, weshalb. Ich kannte sie kaum, es sollte mir egal sein. Jedoch war es dies nicht. Ich genoss ihre panischen oder peinlich-berührten Blicke zu Boden. Sie war so anders geworden über die Ferien. Wir waren seit über drei Jahren auf einer Schule und doch sah ich sie erst jetzt richtig. Sie verschwand hinter einer Tür, unwillkürlich folgte ich ihr. „Mist", murmelte sie. „Planst du es, in Abstellkammern zu rennen?", sarkastisch kräuselte ich meine Lippen, schloss die Tür hinter mir. Die Gespräche kamen nur noch gedimmt an. Über uns hing eine Glühbirne, sofort brachte ich sie zum erleuchten. „N-nein", wie eine Beute in der Falle, drückte sie sich an die hinterlegende Wand, mied jeglichen Blickkontakt. „Warum bist du mir aus dem Weg gegangen?", ich näherte mich einige Schritte. Ich mochte den Fakt, dass sie kleiner war als ich, es ließ mich selbstbewusster wirken, als ich vielleicht war.

„Ich dachte, du willst nichts mehr von mir wissen, nach dem", sie schluckte hart, „nachdem ich dir das da gesagt hab". Ich musterte das Mädchen vor mir. „Du magst mich? Und? Ich mag meine Freunde auch", instinktiv strich ich eine lose Strähne aus ihren Augen. „Genau", murmelte sie. Unsere Körper berührten sich mittlerweile leicht. Meine Lippen, ganz nah neben ihrem Ohr. Meine Arme links und rechts neben ihr abgestützt. Mein heißer Atem traf auf ihren Hals. Ein Geräusch verließ ihre Kehle, vergleichbar mit einem leichten verzweifelten Keuchen. Ihre Nackenhaare stellten sich sofort auf. „Interessant", flüsterte ich in ihr Ohr, ließ sofort von ihr ab. Allein blieb sie noch eine Weile, während ich zurück zu meinem Tisch ging.

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