Romanzen mit meinen Eltern zu sehen war ungefähr genauso amüsierend wie der Geschichtsunterricht gewesen. Wir schauten für Jahre nichts anders. In den ersten Minuten war es offensichtlich, wer am Ende zusammenkommt. Das größte Drama bestand darin, dass die Familie den Partner nicht akzeptierte. Am Ende fanden sie sich doch. Einfach langweilig. Diese paar Tage mit Sam waren kein Vergleich dazu. Wir waren kein gewöhnliches Paar, lebten in verschiedenen Welten. Unsere Interessen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Sie ließ mich am Leben fühlen, gab mir einen äußerst guten Grund, jeden Morgen aufzustehen. Meine Freunde sahen nur zwei liebeskranke Teenager, aber was wir beide hatten, war mit Worten nicht zu beschreiben. Sie lockte mich aus meiner Reserve, ich verstieß lieber die Ausgangssperre, schmiss meinen Schlafrhythmus über den Haufen, nur um noch fünf Minuten, und noch fünf, länger mit ihr zu reden. Keine Sorgen plagten mich, ob jemand mit uns nicht einverstanden sein konnte. Ich wollte diese blonde Gryffindor mehr als alles andere.
Der klobige Ring tanzte zwischen meinen Fingern herum. Der schwarze Stein zeigte ein Dreieck, im Inneren einen Kreis, durch beide ein gerader Strich verlaufend. Dumbledore konnte mir nicht sagen, was es bedeutete. Ich glaubte ihm kein Wort. Aber ich konnte ihm sowas nicht unterstellen, hatte nichts als mein Bauchgefühl als Indiz. „Hey", sie riss mich aus meinen Tagträumen. Ich ließ meinen Familienring fallen. Wäre er nicht durch eine Kette an meinen Hals gebunden, wäre er auf dem kalten Steinboden zersprungen. „Hey, hübsches Mädchen", grinsend zog ich sie an ihrer Taille zu mir, drückte ihr vor ihrer halben Klasse einen sanften Kuss auf die Lippen. Die verwunderten Blicke waren mir egal. „Ich muss nur noch meine Sachen im Gemeinschaftsraum abstellen, dann können wir los", wir wollten nach Hogsmead. Ein Date? Wahrscheinlich. Dieser Gedanke machte mich nervöser, als ihr schüchternes Grinsen. „Ich begleite dich", mit einem Gentlemanblick sah ich ihr dabei zu, wie sie sich bei meinem Arm unterharkte.
Wir erreichten den Gryffindorturm, ich musste draußen warten. „So sieht man sich wieder", zu meiner Rechten war plötzlich Fred erschienen. Ein zufriedenes Gefühl wärmte meinen Körper von Innen. „Man könnte denken, du gehst uns aus dem Weg", George zu meiner Linken musterte mich spielend ernst. „Ich habe gehört, dass ihr Umbridge ziemlich auf Trapp haltet", ich lehnte mich an die Wand mitten im Treppenhaus, um beide im Augenwinkel zu haben. „Und wenn schon", der Rothaarige zuckte mit den Schultern. „Es mag euch nicht gefallen, aber diese Frau könnte euren Abschluss gefährden", automatisch verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Wer sagt, dass wir diesen Abschluss brauchen", wie bitte? Fragend blickte ich George an. „Viel Spaß, Kleine", Fred nickte zu Sam, welche in diesem Moment durch das Porträt kletterte. „Tut nichts, was wir nicht auch tun würden", witzelte George. „Gleiches gilt für euch", ich verdrehte dich Augen, nicht ernsthaft, sie verstanden mich viel zu gut, um das falsch zu verstehen.
„Worum ging es da eben?", unsere Finger hatten sich nach kurzen Zögern verflochten, der erste Schnee des Jahres knirschte unter unseren Füßen. „Ich habe ein schlechtes Gefühl bei den beiden. Ihnen sind ihre Scherze wichtiger, als Schule", eisige Luft füllte meine Lungen. Wie ich den Winter vermisst hatte. „Es muss nicht jeder sieben ganze Jahre hierbleiben", natürlich nicht. „Aber es ist sowieso ihr letztes. Ich will einfach nur, dass sie dies bereuen", verstehend nickte Sam, ihre Haselnussaugen funkelten durch die wenigen Sonnenstrahlen, die einen Weg durch die Wolkendecke finden konnten. „Du bist eine tolle Freundin", ich blickte sie daraufhin von der Seite an. „Ich schaffe es nicht mal, eine Freundschaft am Laufen zu halten. Du? Du hast viele und fühlst zu jedem einzelnen eine so starke Bindung", ich brauchte diese sozialen Kontakte, Dummerchen. „Ich hasse meine Introvertiertheit", ich drückte ihre Hand ein wenig fester. „Gibt es niemanden in deinem Jahrgang, mit dem du dich gut verstehst", der Gedanke, dass sie zu oft alleine ist, tat weh. „Ginny und Luna haben vor kurzen angefangen mit mir zu reden. Ich habe aber aufgehört zu viel Hoffnungen in Menschen zu stecken", die Stimmung schwang ein wenig um, wurde trauriger. „Hey", ich hob ihr Kinn mit zwei Fingern an. „Die richtigen Menschen, die es verdient haben, in deinem Leben zu sein, werden auch bleiben", ein unausgesprochenes Versprechen, versiegelt durch einen luftig leichten Kuss.
Eine kurze Zeit später saßen wir beide in einer gemütlichen Ecke in den Drei Besen. Ich beobachtete wie Samantha ihr Glas gefüllt mit Butterbier anhob. Genießerisch schloss sie ihre kleinen Augen, nippte an dem Schaum. Ihr Gesicht färbte sich rötlich, als sie meinen Blick bemerkte, vergeblich kämpfte sie gegen ein Lächeln an. Ohne meine Zustimmung griff meine Hand über den Tisch, um die Überreste des Getränks aus ihrem Gesicht zu entfernen. Ich wünschte, sie könnte sich durch meine Augen sehen, dann gäbe es kein Grund für ein mangelndes Selbstbewusstsein. „Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Bald ist wieder Neujahr", ihre Augen wichen meine für den Bruchteil einer Sekunde aus. Bei Merlin, wie ich ihre Schüchternheit liebte. „Willst du Weihnachten bei mir verbringen?", ich wollte diese Worte eigentlich nicht aussprechen, aber ich konnte es nicht verhindern. Die Blonde hätte sich fast an ihrem Butterbier verschluckt. Es war zu früh gewesen. Wir gingen gerade mal eine Woche miteinander aus und ich drängte sie bereits meine Eltern kennenzulernen, Tage in einem fremden Land bei einer unbekannten Familie zu verbringen. „Es tut mir leid", ich zog meine Hand zurück. „Das ist dir wahrscheinlich zu früh", mein Blick huschte aus dem Fenster, eine Zurückweisung von ihr hätte mich zu sehr verletzt. „Hey", sie griff beide meiner Hände, zwang mich in ihre Augen zu schauen. „Ich würde gern die Ferien mit dir verbringen. Ich war nur... überrascht, dass du diesen Schritt bereits gehen willst", meine Daumen malten kleine Kreise auf ihren Handrücken. „Ich verstehe, wenn du mehr Zeit brauchst. Es fühlt sich nur alles so richtig und gut an mit dir, warten fühlt sich wie verschwendete Zeit an", ihre Mundwinkel zuckten hoch, wärmten meinen Magen. „Ungeduldig, was?", gespielt genervt blickte ich sie an, zog sie auf meine Seite der Sitzcouch. „Als ob du besser bist", meine Hände fuhren zu ihrem Nacken, zogen ihr Gesicht nah genug, sodass sich unsere Lippen treffen konnten. Jede Faser meines Körpers wurde zum Leben erweckt.
Jeder sagte das am Anfang, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass uns irgendwas auf dieser Welt auseinanderbringen könnte.
Später an diesem Tag, als ich die Gryffindor gerade zu ihrem Schlafsaal gebracht hatte, traf ich erneut auf die Zwillinge. „Sanders", sie waren noch nicht gegangen, aber ich wusste genau, wie sehr ich sie nächstes Jahr vermissen würde. „Ja, Weasley?", schelmisch grinste ich Fred an. „Wir nehmen an, dass du Sylvester erneut bei uns verbringst", seit meinem ersten Schuljahr hatte ich die letzten Tage der Weihnachtsferien bei den Weasleys verbracht. Ich genoss die Feierlichkeiten in England, vor allem hatte mich diese Familie sofort aufgenommen. Nicht mal über mein Haus wurde sich beschwert. Wahrscheinlich würde ich sogar meine gesamten Ferien mit ihnen verbringen können, aber meine Eltern wären äußerst traurig, wenn ich nicht mal an Weihnachten auftauchte. „Ich werde am 27. auf der Matte stehen", grinste ich die beiden Jungen an. Ich hoffte, dies wäre in Ordnung für Samantha, denn dies bedeutete weniger Tage mir ihr, aber andererseits hatte ich nicht die Intention meine Freundschaften für sie aufzugeben. Es sollte ein angemessener Grad dazwischen liegen.
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my magical diary
FanfictionNormal. Ich hasste dieses Wort und doch beschrieb es mich wunderbar, jedenfalls dachte ich dies. Schlag auf Schlag lernte ich immer mehr über mich und meine Vergangenheit. Von meiner magischen Seite und der Zauberschule im Ausland. Und von der dunkl...