Freitag, 30. Juni

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Heute war es soweit. Wir hatten es endlich geschafft. Fast ein halbes Jahr hatte es gedauert, bis wir das Verschwindekabinett reparierten, vor allem perfektionieren konnten. Diese Aufgabe ließ mir kaum Zeit zum Schreiben. Nach heute Abend würde sich alles ändern, das konnte ich spüren. Innerhalb der letzten Monate schien ich nervige Angewohnheiten angenommen zu haben. Wenn ich nachdachte, begann ich auf meiner Unterlippe zu knabbern. Ich hatte versucht, dies mir wieder abzugewöhnen ohne Erfolg. Ohne Heilungszauber wären meine Lippen ein einziger blutiger Riss. Ich hatte verlernt zu lächeln, dies war wahrscheinlich das traurigste, aber es half nichts. Das Ende des Schuljahres nahte, somit auch unsere Zeit für die Aufgabe.

Draco erwartete mich bereits vor dem Raum der Wünsche. Über das Jahr hinweg, lernte ich Draco Malfoy mehr kennen, als in meinem gesamten Leben zuvor. Er verstand die Situation, in welcher ich mich befand, versuchte es jedenfalls als einziger. Meine ehemaligen Freunde, Hannah, sie hatten aufgehört, mir auch nur eines Blickes zu würdigen. Samantha ging mir aus dem Weg. Ich konnte es nicht einmal Fred und George verübeln, dass sie mir nicht mehr Briefe schrieben. Es musste so kommen, es war die einzige Möglichkeit, sie alle zu schützen. Wir führten unseren Weg zum Verschwindekabinett fort. Draco ging es miserable. Der Dunkle Lord verlangte, dass er diese Sache zu Ende bringen sollte, aber ich sah es in seinen Augen. Der Slytherin würde es nicht tun können. Er beschwor die Todesser aus dem Kabinett hervor, öffnete zitternd die Tür. Wir mussten gehen. Mut gebend griff ich nach seiner Hand, zusammen liefen wir zum Astronomieturm. Wir vernahmen Stimmen, konnten sie jedoch kaum zuordnen. „Expelliarmus", entkam es dem Blonden. Der mächtigste Zauberer seiner Zeit stand dort, entwaffnet von einem seiner eigenen Schüler. „Guten Abend, Draco, Cassiopeia", dieser Name wirkte nicht falsch, aber sicherlich auch nicht ganz richtig. „Was bringt euch her, an diesem wunderschönen Sommertag?", „wer ist noch hier? Wir haben Sie reden gehört", fragte ich, während ich mich krampfhaft umsah.

„Ich rede oft mir mit selbst, ich empfinde es als äußerst nützlich", er log. Ich wusste nicht, woher ich es wusste, aber ich tat es. Trotzdem beschäftigte ich mich nicht weiter damit. Kochendes Blut rauschte in meinen Ohren. „Ihr seid keine Mörder", die Luft wurde immer erstickender. „Sie haben ja keine Ahnung", Amy, das Waisenmädchen, erschien vor meinem geistigen Auge. „Manche Dinge würden Sie schockieren", Draco hob seine Stimme, sprach nun um einiges lauter. „Die Kette für Katie Bell, die mich nie erreichte", er blickte Draco an. „Oder das Gift, welches stattdessen Ronald zu sich nahm", seine blauen Augen wanderten zu mir. „Verzeihung, aber ich kann mir selber nicht helfen, diese Versuche waren dermaßen schwach, ihr könnt unmöglich mit Herz und Seele dahintergestanden haben", Unrecht hatte er nicht. „Er vertraut mir, ich wurde auserwählt", Draco zog seinen Ärmel hoch, gab den Blick auf sein Dunkles Mal Preis. „In diesem Fall", die Tür zum Turm fiel ins Schloss. „Ihr seid nicht allein", stellte er sachlich fest. „Wie?", Dumbledore wirkte tatsächlich interessiert. „Mit dem Verschwindekabinett im Raum der Wünsche", die Augen des Schulleiters weiteten sich kaum merklich. „Das Gegenstück steht in Borgin & Burkes", erklärte ich schließlich. „Ihr seid Genies", hatte er den Verstand verloren? Warum war er stolz auf die Idee, die sein Ende bedeutete? „Vor Jahren kannte ich einen Jungen, welcher jegliche falschen Entscheidungen traf", Dumbledore redete von Tom, nicht wahr? Er fixierte Draco, anschließend mich. „Bitte, lasst mich euch helfen", ich schenkte dem Blonden einen Seitenblick. „Ich will ihre Hilfe nicht", seine Stimme, gebrechlich, voller Schmerz. Oh, Draco. „Sie verstehen es einfach nicht", diese Szene kam mir unrealistisch vor. „Wir müssen das tun", meine Stimme wirkte ruhig, mein Inneres tobte jedoch. „Wir müssen Sie umbringen", mein Dunkles Mal begann bei seinen Worten zu brennen, Draco musste es ebenfalls gespürt haben. „Oder er wird uns töten", beendete ich den Satz des anderen Slytherins.

Damit erreichten uns die anderen Todesser. „Nun, seht was wir hier haben", Bellatrix musterte die Situation. Sie streifte an Draco vorbei, hielt dicht hinter ihm inne. „Gut gemacht, Draco", hauchte die Todesserin in sein Ohr, ich konnte seine Gänsehaut förmlich spüren. „Guten Abend, Bellatrix", begrüßte Dumbledore die Hexe, als wären sie alte Freunden und hätten sich zum Abendessen verabredet. Ich wusste nicht, was ich von seiner gelassenen Art in diesem Moment halten sollte. „Ich denke, Vorstellungen wären angebracht", seine Augen zuckten zu den anderen Todessern, welche nicht einmal mir bekannt waren. „Lieben gern, Albus, aber ich fürchte, wir haben einen strengen Zeitplan", entgegnete sie in ähnlicher Stimmlage. Niemand schien diesen Augenblick wirklich ernst zu nehmen. „Tu es!", ihr Blick raste zu Draco, ihre Stimme zischte. Der Blonde begann leicht zu zittern, seine stahlblauen Augen auf den älteren Zauberer fixiert. „Er hat nicht den Mumm, ebenso wie sein Vater", merkte einer der Todesser an. Draco blickte ihn an. „Lass mich die Sache auf meine Art beenden", drängelte der mir unbekannte Zauberer weiter. „Nein!", rief Bellatrix aus. „Der Dunkle Lord hat es offensichtlich gemacht, dass der Junge es tun muss", dies würde ich ihm wahrscheinlich niemals verzeihen können. Er musste die Fehler seines Vaters ausbaden, es war einfach nicht fair gewesen. „Das ist dein Moment", flüsterte Bellatrix. „Tu es!", ihre Stimme wurde mit jeder Sekunde lauter. „Komm schon, Draco", ich konnte die Unsicherheit in seinen Augen sehen. „Jetzt", schrie sie langezogen. „Nein", ich zuckte leicht zusammen. Snape erschien aus dem Nichts. Seine Stimme ruhig, kontrolliert. Draco hatte längst seinen Zauberstab gesunken. Jeder beobachtete unseren Lehrer. War er doch auf Dumbledores Seite? Würde er ihn retten? Schien es realistisch, dass es diese beiden unglaublich mächtigen Zauberer aus dieser Situation hinausschafften?

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