Nach einem Meeting mit den Geschäftsführern verschiedener Hotelketten, die ich aufgekauft hatte, trainierte ich eine Weile in den Kellerräumen der Arena und ging dann rauf, um die nächsten Kämpfe zu beobachten. Die waren so interessant, dass ich lieber den Börsenteil der Zeitung studierte, der den ganzen Scheiß der in der Welt grade passierte, gut widerspiegelte. Ich saß an der Bar und bestellte mir einen Doppelten.
»Hey Dimitri, nette Fotos«, grinste White und deutete auf die Zeitung, die ich von mir wegschob. Ich ignorierte ihn und griff nach meinem Jackett. »Man munkelt wegen des Mädchens«, hielt er mich zurück.
»Wüsste nicht, was dich das angeht... Wenn du keine Neuigkeiten bezüglich unserer Fabriken hast, mach ich ein paar Kämpfe mit.« Er wich zurück, er wusste genau das ich das nicht nötig hatte. Genervt warf ich die Tür zum Keller hinter mir zu und bereitete mich für ein paar Kämpfe vor, in dem ich auf einige Boxsäcke prügelte.
Nach drei Runden und mit 30.000 Dollar mehr in der Tasche, fuhr ich gegen vier Uhr nachts zurück ins Büro.Meine Laune war miserabel. Meine Lippe blutete und meine Hände waren wund. Sie wusste wohl, wo ich war und reichte mir einen Kaffee. Es entging ihr nicht, dass mir ihre Anwesenheit zunächst zuwider war. »Zum Teufel, was machst du hier? Meine Ansichten und Pläne haben sich nicht geändert«, fuhr ich sie an und nahm ihr den Kaffeebecher aus der Hand. Angel lief zum Waschbecken, tränkte eines der Tücher in kaltem Wasser und kam zu mir. Am liebsten hätte ich sie weggestoßen aber ich konnte es nicht so einfach. Sie kümmerte sich um die Blessuren in meinem Gesicht und an den Händen.
»Das reicht jetzt...«, schob ich ihre Hand weg und nahm ihr das Tuch ab. Ich feuerte es in den Müll und blitzte sie zornig an. »Warum bist du hier?«
»Meine Abwesenheit in den letzten Tagen, das lag nicht an Ihnen. Also den ersten Tag schon, das war auch mein gutes Recht und das einzig Richtige damit Sie wieder zu Sinnen kommen! Zuhause gab es Stress und ich musste vor ein paar Wochen an eine andere Schule wechseln. Die haben mich in so ein blödes Programm gesteckt.«
»Was?«
»Egal... Es hat sich geklärt.« Sie stellte ihre Tasche auf meinem Tisch ab und seufzte, als würde sie kurz davor stehen zwischen Leben und Tod zu entscheiden. »...es war nicht einfach eine Unterschrift von meinen Eltern zu bekommen. Sie sind eher konservativ.« Sie holte die Unterlagen aus ihrem Rucksack, die ich ihr vor etwas mehr, als zwei Wochen mitgab und legte sie auf den Schreibtisch. »Ich liebe die Musik, ich liebe das Tanzen über alles. In der Zeit hier habe ich gesehen, wie Sie arbeiten und Musik machen. Ich denke, dass ich unheimlich viel von Ihnen lernen kann.« Ihr Blick fiel auf die Zeitung. »Ich glaube nicht, dass Sie einer dieser Frauen Leid zugefügt haben. Zumindest nicht körperlich... Ein gebrochenes Herz ist 1000 Mal schlimmer richtig? Das traue ich Ihnen durchaus zu. Eine der Befürchtungen, die mir Angst machen.« Ich lachte sie aus.
»Vor ein paar Tagen, hast du gesehen, was passieren kann.« Mit festem Blick funkelten ihre Augen mich an. Ich erkannte sofort, dass sie mein Verhalten von neulich aufwühlte.
»Nur das eines klar ist, ich hasse es bedrängt zu werden. Sie lassen Menschen gefühlsmäßig nicht sehr nah an sich ran. Ich tue das weder körperlich, noch emotional. Das versuche ich zu ändern. Was sich mit dem, was Sie von mir wollen, wohl schwer vereinbaren lässt. Ich finde Sie als Menschen dennoch interessant und die Art, wie sie Musik machen und darüber denken. Glauben Sie nicht, dass Sie keine Wirkung auf mich haben. Die haben Sie und wenn ich ja sage, dann nicht nur wegen des Jobs. Sie sind von allem umgeben was mir Angst macht und was ich gern habe. Ich habe viele Ängste. Sie verkörpern jede einzelne davon. Ich hatte ja keine Erwartungen als ich herkam. Wenn ich hier bin, bin ich unheimlich Dankbar und will mich für Sie voll reinhängen, weil ich die Musik liebe und von Ihren Plänen überzeugt bin aber Sie geben mir keine Chance, weil Sie außer dem Sex nichts von mir akzeptieren wollen. Der Job war nur ein Vorwand. Das war mir bereits klar, als ich herkam. Sie wollen keine Frau in Ihrem Leben und ich kein gebrochenes Herz. Ihnen geht es im Grunde darum ihr Spielchen zu gewinnen. Das ist Okay aber geben Sie mir endlich eine Chance für das weshalb ich eigentlich hier bin, wenn ich ja sage und mich darauf einlasse? Geben Sie mir danach eine echte Chance oder bin ich dann eine weitere Trophäe in Ihrer verdrehten Psyche?« Es war lächerlich aber ironischer Weise flößte mir Ihre Ansage einen gewissen Respekt ein und das kam nicht oft vor. Grade hatte sie mehr kluge und wahre Worte gesprochen, als mir lieb waren. Ich kam mir vor, als wäre ich ein kleiner Junge. Für einen Augenblick, konnte ich mich von der Wildheit in ihren Augen nicht losreißen.
»Wie ernst du sein kannst. Wirklich niedlich.« Ihre Haltung und ihr Blick deuteten an, dass sie gehen wollte. Sie musste denken, dass ich sie nicht ernst nahm. »Warte...«, hielt ich sie zurück. »Du hast jeden Grund sauer zu sein. Verzeih. Ich bin es wirklich nicht gewohnt ein Nein akzeptieren zu müssen.« Sie hatte wohl kein Zugeständnis erwartet.
»Also lassen Sie sich auf den Deal ein?«
»Natürlich nicht. So ist es kein Sieg. Männer meines Schlags, nutzen solche Dinge nur zu gern aus. Das Spiel ist für mich erst dann gewonnen, wenn du den Sex aus freien Stücken willst...«, schnaufte ich. Aber sie hatte sich diese Chance und verdammt noch mal längst meinen Respekt verdient. »Das wäre Erpressung von mir und nicht fair. Du willst diesen Job wirklich...«, stellte ich fest. »Hab etwas Geduld mit mir Kätzchen, du wirst noch bekommen, was du willst. Ich gewinne mein Spiel so oder so aber dann will ich, dass wir beide unseren Spaß haben. Du wirst mich sowieso bald darum anbetteln«, flüsterte ich den letzten Satz und grinste. Ihre Stirn legte sich in Falten, als könnte sie keines meiner Worte glauben. »Hey, ich meine es ernst. Ich kann mich zusammenreißen.«
»Sie geben mir Recht?«
»Bilde dir bloß nichts darauf ein.«
»Zu spät. Ich bin wirklich baff,... Ich dachte eher Sie nehmen an oder schicken mich weg.« Ich warf die Zeitung in den Müll und stellte den leeren Kaffeebecher ab. Das war mein erster Gedanke aber ihre Worte hatten meine Pläne geändert. Dafür hasste ich sie.
»Du willst hier was lernen und du bist gut. Fleißig. Ich bin Geschäftsmann und ich will mich endlich an meinen Teil des Angebots halten. Abgerechnet wird später«, grinste ich und griff ihr an den Hintern. Davon hatte sie reichlich. »Ich bin ein Idiot,... Wie kann ich das abschlagen?«, verstand ich mich selbst nicht mehr und verließ das Büro.
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Loyalty - heart virus (Teil 1)
Mystery / ThrillerDie Tattoos auf seiner Haut spiegeln sein Leben wider. Seine so dunkle, verworrene Welt macht es ihm unmöglich zu lieben. Die Menschen in seinem Umfeld fürchteten ihn und seine Aura. Die Narben an seinem Körper und im Gesicht, machen seinen Weg unmi...