Kapitel 46 ~ * Toxic *

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Tears fall so quiet but the smile is so loud

Ich wusste nicht wirklich wohin mit meinen Gefühlen und war mental ziemlich geschlaucht. Es war ein Auf- und Ab. Er war ein An und Aus. Das Schleudertrauma war vorprogrammiert gewesen und es hatte mich mit voller Wucht erwischt. Auf dem Weg vom Kiss zum Internat, summte ich ein paar Textzeilen vor mich hin. Ich hatte nach meiner Spätschicht dort übernachtet und die ganze Zeit an einem Songtext geschrieben. Nicht irgendeiner. Es war meiner. Mein erster eigener Text. Ich hatte vorher mal Sätze an den Rand meines Kalenders geschrieben. Aber nie einen ganzen Text.
Nachdenklich blieb ich stehen und packte meinen Kalender in dem ich die Zeilen festgehalten hatte wieder in meinen Rucksack.

»O nein...«
Schon eine Weile, stand ich verzweifelt vor dem Internat. Gegenüber auf der anderen Straßenseite begegnete mir das nächste Trauma. Ich schaute an einem parkenden Lieferwagen vorbei und versuchte die Lage abzuschätzen. Ich wischte mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht und seufzte schwer. Im Kiss hatte ich geduscht aber keinen Föhn dabei. Der Wind war ganz schön kalt und ich wollte endlich ins Warme.
Mein gesunder Menschenverstand funktionierte noch so gut, dass ich mich erstmal entschlossen hatte Dimitris Gegenwart noch eine Weile zu meiden. Geladen wie er gewesen war, hielt ich es für klüger, zu warten bis er auf mich zukam. Im 5th Ave hatte er es versucht aber ich war geflüchtet. Das war schon ein paar Tage her.
Um nicht bei der nächsten Begegnung mit ihm erneut auf Unwetter zu stoßen, bemühte ich mich wenigstens zum Unterricht, wenn ich schon die Arbeit verweigerte. Mein Entschluss die Schule zu beenden stand fest. Endlich hatte mir auch mein Professor gute Nachrichten überbracht. Ich konnte die Prüfungen vorziehen. Mein Lehrer hatte meinen Termin verlegen lassen. Ich musste nur dafür sorgen, dass ich in Mathe und Physik nicht durchfiel aber diese Neuigkeiten konnte ich auch zu gegebener Zeit bekannt geben. So hatte ich zwar keinen besonders guten Abschluss aber ich hatte wenigstens einen. Im Moment stand ich in Mathe , Physik und Chemie ziemlich miserabel da.

High und seine Leute sah ich selten, deshalb vermutete ich, dass sie meinen Stundenplan kannten und meine Lehrer befragten, um an Infos zu kommen. Dann würde mein Schreiben nicht lange unbemerkt bleiben.
Als ich Jackson mit seinen Kumpels neben dem Eingang beobachtete seufzte ich. Sonst fingen sie mich wenigstens nur im Schulgebäude ab.
»Mist, ausgerechnet heute. Denk nicht nach... Geh einfach...« Schnell sammelte ich meinen Mut, denn ich merkte schon, dass ich kurz vor der Flucht stand. Also klammerte ich mich am Henkel meines Rucksacks fest, als wäre eine Rettungsleine daran befestigt. Ich hatte ihn nur an einer Seite geschultert, bereit ihn einzusetzen.

Kaum entdeckte er mich, löste sich das bisschen Mut in Luft auf. Ich war binnen Sekunden nicht mehr ich selbst. Meine Muskeln versteiften sich förmlich.
»Wen sehen meine müden Augen denn da? Angel Superstar. Netter Aufzug. Der Falsche um sich an uns vorbei zu schleichen Bitch. So ganz in Weiß und mit diesen Stiefeln... Ich würde vorschlagen, wir nehmen uns die erste Stunde zusammen frei. Dachte schon du machst dich bloß für deinen Sugar Daddy so hübsch.«
»Jackson, hör auf...«, stieß ich ihn weg. Er war fast so groß wie Dimitri und seine Männer. Sein Oberkörper glich einer Betonwand. In seinem Gesicht funkelte dieser Ring an seiner Nase und darunter lag sein blödes Grinsen. Die kalten, dunklen Augen wirkten, als wäre er auf Drogen. Ich wich zurück als Jackson mir an den Hintern packte und schlug seine Hand weg.
»Ich steh auf ein bisschen Wiederstand.«
»Nicht nur du. Was ist bloß los in deinem verdrehten Hirn! Lass mich in Ruhe, ich habe keine Zeit für dein Theater...«
»Seit du diesen Russen kennst, wirst du richtig frech aber auch immer hübscher. Heute ist er nicht da um dir deinen süßen Arsch zu retten. Der lässt sich bestimmt gut ficken...«, drängte er seine Hüften an meine Rückseite und hielt mich fest. »Vielleicht haben wir auf dem falschen Fuß angefangen. Lass uns mal ausgehen. Heute ist ein neuer Film in die Kinos gekommen.«
»Ich denk nicht mal daran. Ich mit dir? Meinst du nicht das Amy da mitreden will?«
»Amy... Wer ist schon Amy? Sie muss es ja nicht wissen.« Kurz schaute ich mich um und sah wie die letzte Gruppe Schüler im Gebäude verschwand. Ein paar standen noch vereinzelt rum aber die kümmerten sich nicht um uns und der Rest wandte sich ab.

Loyalty - heart virus (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt