»Was beobachtest du?«
»Den Regen«, lächelte sie kurz und schaute hinaus zur Fensterscheibe. Mit dem Finger folgte sie dem Verlauf der Regentropfen.
»Dir gefällt dieses scheußliche Wetter?«
»Jedes Wetter hat seine schönen Seiten. Finden Sie nicht?« Ich antwortete nicht darauf. Es ging sie schließlich nichts an, was mir gefiel und was nicht. Als sie mich so provokant ansah, war ich derjenige der den Blick abwandte.
Ihr Blick schweifte weiter entlang der weinroten Polsterung an den Innenseiten des Fahrzeugs. Jedes Detail im Wagen bekam einige Sekunden ihre Aufmerksamkeit. Dabei fielen mir ihre Puppenwimpern- und die Stupsnase auf. Durchaus Dinge, die auch an jeder anderen Frau mein Gefallen fanden. Ihr Fuß bewegte sich im Rhythmus der Musik in den Boxen. Der Song gefiel ihr. Es lief ein Song von Smash Into Pieces - Ride With U.
Obwohl sie sich vorwiegend gut gelaunt gab, wusste ich, dass nicht alles so strahlend war. Sobald sie sich unbeobachtet fühlte, wirkte sie traurig, fast melancholisch.»High, fahre am Hafen vorbei ins Industriegebiet. Ich hab noch einen Weg zu erledigen.« Ich ließ den Schalter für die Gegensprechanlage los und er nickte mir durch die Scheibe, im Rückspiegel zu. Ich steckte mein Handy weg und bemerkte ihren fragenden Blick.
Der Umweg war nicht eingeplant aber die Gelegenheit, die sich mir bot war wichtig.
Als wir hielten, bat ich sie zu warten. Ich lief entlang zwischen ein paar Seitenstraßen zu einer alten, verlassenen Fabrik. Aus der Ferne erkannte man, dass dort Licht brannte.
Die schweren, großen Tore standen offen und drin herrschte reges Treiben.
»Dimitri - das ging ja schnell«, wurde ich mit einem Nicken begrüßt. Einer meiner Partner. Mit einer bedeutende Geste durch die Halle, kündigte er schlechte Nachrichten an.
»Was ist los Trigger? Wieso sehe ich keine Fortschritte?«
»Das Lüftungssystem ist veraltet und wir kriegen keine weiteren Genehmigungen durch, ehe das geklärt ist.«
»Das soll kein fünf Sterne Hotel werden... Das hier soll sichere Arbeitsplätze schaffen. Kriegst du das nicht alleine hin?« Als ich seinen Blick an mir vorbeischweifen sah, hatte ich das Gefühl, dass sein Anruf nicht allein der Arbeit galt.
»Ich hab die Bedingungen nicht gemacht...«
»Wir wollen in 3 Monaten in Produktion gehen. Ich schick dir jemanden und kümmere mich um zusätzliche Leute. Wir liegen Wochen zurück. Wir brauchen die Asiaten und in 3 Wochen wollen die Arbeiter und Ergebnisse sehen. Statt mich zu belästigen, hättest du dich direkt an ihn wenden können. Diese Fabrik soll modernisiert werden und Arbeitsplätze schaffen. Das kann doch nicht so schwer sein. Wir sehen uns die Tage.«Zurück im Auto schrieb ich Dante und bat ihn, sich darum zu kümmern. Angel schreckte zusammen, als ich meine Hand so plötzlich auf ihre legte. Sie musste völlig in Gedanken gewesen sein. Ich räusperte mich, denn ihre Reaktion hatte auch mich überrascht. »Wir sind da.« Kopfschüttelnd fuhr sie sich kurz mit den Fingern durch das lange Haar.
»Tut mir leid. Sie müssen mich für eine Verrückte halten.« Da mir ihr Verhalten nicht so fremd war, wie es schien, schüttelte ich den Kopf.
»Nein, das tue ich keines Falls. Glaub mir.« Für eine kleine Ewigkeit hingen unsere Blicke aneinander und ihre Stirn wurde von einem ernsten Runzeln geziert. Es arbeitete nicht nur in ihr. Grade, als ich ins Wanken geriet und ihr etwas sagen wollte, öffnete zum Glück einer der Angestellten die Tür und wir stiegen aus.In der düsteren, schwach beleuchteten Lobby des Restaurants nahm ich ihr den Blazer ab. Ich bemerkte einige Fotografen und stellte mich an ihre Seite, um sie vor der Meute zu schützen. Der Schutzinstinkt war so unangenehm präsent. Diesmal ließ sie mir die Ehre, ihr die Jacke abzunehmen. Meinen Schutz zog sie dann doch der Menschenmasse vor. Der Stoff ihres Blazers war wirklich sehr weich. Alles andere als billig. Nichts an ihr war billig. Ich suchte und suchte. Da war nichts, was mich störte.
Wir gingen in einen ruhigeren Bereich, wofür sie Dankbar schien.
»Du magst wohl keine Menschenansammlungen?«
»Nicht besonders. Wenn es sich verteilt geht es. Wenn ich tanze, kann ich es auch gut ausblenden aber ich bin meistens lieber allein.« Mit einem Nicken, wies ich meine Sicherheitsleute an, Acht zu geben und sich unsichtbar in dem Lokal zu verteilen und die Paparazzi fernzuhalten.
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Loyalty - heart virus (Teil 1)
Misterio / SuspensoDie Tattoos auf seiner Haut spiegeln sein Leben wider. Seine so dunkle, verworrene Welt macht es ihm unmöglich zu lieben. Die Menschen in seinem Umfeld fürchteten ihn und seine Aura. Die Narben an seinem Körper und im Gesicht, machen seinen Weg unmi...