Die nächsten drei Wochen sah ich Dimitri kaum. Er flog für mehrere Tage ins Ausland, besuchte diverse Partys und traf sich mit Geschäftspartnern und Frauen zum Essen. Jedes Mal, hatte er eine andere dabei, wenn wir uns begegneten. Eine Frau war schöner, als die andere. Hauptsächlich Models und Schauspielerinnen und darunter immer mal wieder Ivanka, Alexa und Jessica. Ich las in den Zeitungen, ob ich nun wollte oder nicht von ausschweifenden Partys, Kämpfen in der Arena die ausgeartet waren. Ich konnte wohl damit leben, niemals sein Herz zu gewinnen oder im fern zu bleiben. Nicht aber damit, dass es ihm schlecht ging.
Ich machte mir Sorgen.
Immer öfter, wenn ich die Nächte bei Henry verbrachte und Spekulationen über Frauen und Dimitris mögliches Verhältnis zu ihnen las, versuchte der Mann mich aufzuheitern. Aber es waren nicht die Frauen, die meine Gefühle zügeln sollten, die mich allein traurig machten. Sondern der extreme Alkoholkonsum, die vielen Kämpfe. Auch wenn die Meisten davon für ihn gut ausgingen. Die viele Arbeit und der übertriebene Sport.
Der Senator war ziemlich fürsorglich und ich genoss es, dass er sich Zeit für mich nahm. Mit mäßigem Erfolg aber hin und wieder überzeugte er mich davon, das Dimitri nur Zeit brauchte.
Brauchte er Zeit oder Motivation? Würde es ihm überhaupt möglich sein, eine feste Bindung einzugehen? Der Weg, den er ging verlangte viel von ihm ab. Ich konnte nicht erwarten, dass er von Heut auf Morgen sein Verhalten ändern würde.
Meine Bedingungen, mich auf ihn einzulassen, wollte ich aber auch nicht ändern. Vielleicht war es noch nicht unsere Zeit.
Im Hinterkopf behielt ich, dass sie vermutlich nie kommen würde. Bei uns gab es so viele Wenns und Abers, Vielleicht oder eines Tages. Niemals. Ich seufzte schwer und schaute aus dem Terrassenfenster des Hauses. Das Haus des Senators.Die Zeit, in der ich auf mich gestellt war, nutzte ich für mich und meine Ziele. Ich wollte meine Situation verbessern. Ungeachtet dessen, was es bedeutete und zwar das ich einigen Menschen auf die Füße treten musste. Schließlich war das mein Leben und es musste für mich funktionieren.
Seit ein paar Tagen ging ich auch deshalb nur zu bestimmten Kursen in die Schule zum Lernen. Mein Ziel war es, den Schulabschluss vorzuziehen und so weiteren Ärger zu vermeiden. So konnte ich Jackson und seinen Leuten meistens aus dem Weg gehen. Ich ließ mir den Lernstoff von Joel mitschreiben, um ihn wenn möglich nachzuholen. Was das betraf, konnte ich mich immer auf Joel verlassen. Er ging mit mir dann alles durch, wenn ich Zeit hatte. Wir waren gleich alt, kannten uns, seit ich mit meiner Familie nach New York kam. Es war seine Familie, die uns damals geholfen hatte, hier ein Leben aufzubauen.
Die Bilder von der Nacht in der wir geflohen waren, geisterten mir in letzter Zeit wieder öfter durch die Erinnerungen. Sie endeten in nicht allzu schönen Tagträumereien.Das Wetter war wechselhaft und frisch.
Ich saß auf einer Bank in der Nähe der Hotelruine am Hafen, wo ich die Streuner fütterte. Irgendwann entdeckte ich Iris in der Ferne. Das Mädchen aus meinen Kursen. Von Joel wusste ich, dass sie auch öfters mal ausbrach und die Kurse schwänzte.
Der Dobermann an meinen Füßen bellte, als er sie sah und erschreckte sie ziemlich. Abrupt, ließ Iris die Sprühdose mit Farbe fallen und riss die Augen weit auf, als sie mich erkannte.
»Da tritt mich doch ein Elch. Angel...? Was macht denn jemand wie du, in dieser Gegend?« Sowas in der Art hörte ich öfter und rollte unbewusst mit den Augen.
»Tut mir leid, dass war blöd.«
»Schon gut ist ja nichts neues. Komm Odin, wir gehen!« Sie hielt mich an der Hand fest.
»Warte, es tut mir wirklich Leid. Das klang blöd. Die Gegend ist Sperrgebiet. Hier geht ständig irgendeine Scheiße ab. Da rechnet man nun mal nicht mit einem Mädchen aus gutem Hause. Du musst deshalb nicht gleich weglaufen. Du warst zuerst hier.«
»Iris, lass gut sein. Ich weiß schon was du gemeint hast.«
»Es tut mir trotzdem leid.« Etwas überrascht erkannte ich, dass sie sich entschuldigen wollte und Interesse an meiner Wenigkeit zeigte.
»Vielleicht bin ich zu empfindlich geworden. Du hast Recht, ich bleibe also. Dennoch möchte ich klar stellen, es mag vielleicht anders aussehen, aber ich komme aus einem ganz normalen Haus. Wir sind nicht besonders reich, meinen Vater sehe ich nie weil meine Eltern getrennt leben und meine Mam arbeitet sehr viel. Wir wohnen zur Miete in einem Haus. Also würde ich schätzen sind wir in etwa der Durchschnitt.« Sie wurde verlegen und hustete mit einem leichten Lächeln.
»Hab es verstanden. Sorry. Also was macht Angel in so einer Gegend?«
»Ja, die Gegend ist ziemlich düster«, warf ich einen Blick um mich, auf die vielen Ruinen, die durch die Anschläge entstanden waren. »Tatsächlich bin ich öfter hier. Dich habe ich hier allerdings noch nie gesehen.« Sie senkte den Blick und sah für einen Moment so verloren aus, wie ich mich fühlte.
»Mein Vater ist der Polizeichef von New York. Wenn der erfährt, dass ich blau mache, geht der Teufel los. Um genauer zu sein verstecke ich mich hier und es gibt viele freie Flächen sich hier auszutoben«, schüttelte sie eine farbige Spraydose. Ihre Arme waren voller Farbe. Auch ihre graue Latzhose und das schwarze T-Shirt mit den regenbogenfarbenen Totenköpfen war mit der Sprühfarbe bekleckert.
»Verstehe. Also machst du so ziemlich dasselbe wie ich. Ich versteck mich vor meinem Stiefvater und meinem Boss.« Iris runzelte die Stirn und deutete meinen Gesichtsausdruck.
»Dein Boss. Kaum zu glauben nach eurem Geknutsche in der Zeitung. Ist es schon wieder vorbei?«, schnatterte sie und staunte ungläubig. Sie stutzte dann und ruderte zurück. »Oh Shit, wunden Punkt erwischt? Er hat es geschafft hm? Er hat dir das Herz gebrochen... Ich bin so direkt tut mir leid. Ich bin mit Brüdern aufgewachsen...« Ich ließ mich wieder auf der Bank nieder und zuckte kraftlos mit den Schultern.
»Es stimmt ja irgendwie. Zumindest versucht er es. Seit er weiß, was ich fühle ist er unberechenbar wie ein streunender Hund. Dabei bin ich mir sicher, das zwischen uns mehr ist. Doch sein Backround macht es uns beinah unmöglich diese Gefühle zuzulassen. Er will meine Gegenwart aber ohne Gefühle und Pflichten.« Odin vor mir schnaufte und stupste mich mit der Nase an.
»Der gute Junge hier, sagt du sollst ihn nicht beleidigen! Außerdem hast du die ja scheinbar ganz gut im Griff. Wenn du deinen Boss genauso um den Finger wickelst wie die beiden, na dann gute Nacht«, lachte Iris und streichelte ihn. Ich erzählte ihr, was ich hier machte. Mit Begeisterung verfolgte sie mein Treiben, wie ich die Streuner herbei rief.
»Ich hab ihnen beigebracht nur auf Zuruf aus den Verstecken zu kommen? Keine Ahnung, was sie wirklich machen, wenn ich nicht da bin. Die Pit Bulls hier, waren die ersten die vertrauen fassten. Danach kamen Odin der Dobermann und dann Loki, der Pinscher da drüben. Zum Schluss kamen die beiden Damen, die Doggen dazu. Blue und Diamond.« Iris mochte das Rudel offenbar und es machte den Eindruck, als könnte sie noch den ganzen Tag hier sitzen.
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Loyalty - heart virus (Teil 1)
Mistero / ThrillerDie Tattoos auf seiner Haut spiegeln sein Leben wider. Seine so dunkle, verworrene Welt macht es ihm unmöglich zu lieben. Die Menschen in seinem Umfeld fürchteten ihn und seine Aura. Die Narben an seinem Körper und im Gesicht, machen seinen Weg unmi...