Ich saß zuhause im Fensterbrett, als ich auf eine Nachricht von Henry schaute. Wir trafen uns noch zu unseren Schach- und Pokerrunden. Er bot mir doch wirklich einen Job an. Als würde es einen Unterschied machen, ob ich seine oder Dimitris Assistentin war. Außerdem müsste ich ihn dann vermutlich sehen. Und davor hatte ich in Gedanken schon Angst. Eine tiefe Leere hatte mich eingeholt. Im Fernseher liefen die Nachrichten. Dimitri würde Ivanka heiraten. Auch die Affären, die sie akzeptierte wurden Thema. Sie äußerte sich bei Interviews oder Paparazzos nie.
Wie konnte ich es so weit kommen lassen? Ich wollte das Geld meines Vaters genauso wenig, wie das von Dimitri.
Es kostete doch einiges Kurse und Dance Work Shops zu buchen und Unterricht zu nehmen oder zu geben. Die Miete für die Trainingsräume und die Wohnung zu halten, war nur bedingt möglich. Mein Erbe wollte ich nicht dafür hergeben müssen, damit hatte ich andere Pläne und ich hatte all das Gehalt, was ich von Dimitri bekommen hatte, einen Tag später in voller Höhe an ihn zurück überwiesen. Ich wollte seine Erfahrung, nicht sein Geld und seine Launen. Es fühlte sich an, als hätte er sich meine Nähe erkauft.
Vorübergehend konnte ich mit dem Erbe aber meine Kosten decken bis ich einen geeigneten Job hatte.
Es war spät in der Nacht, als ich von Iris und meiner Jobsuche zurück nach Hause kehrte. Zuvor war ich mit Iris bei der Nachhilfe gewesen.»Du wagst dich um diese Uhrzeit nach Hause?« Ich hatte mich so erschrocken, dass mir das neue Handy aus der Hand gefallen war.
»Hey Tom... Wo ist Mama? Ich muss mit ihr reden.«
»Als würde dich das interessieren. Du meldest dich doch sonst kaum aber dafür haben sich deine Lehrer gemeldet. Sie machen sich Sorgen mit was für Männern du rumläufst und warum du dem Unterricht wieder ferngeblieben bist. Sie meinten, diesmal wäre kein Krankenschein eingegangen. Wir haben dich aus einem bestimmten Grund an das Internat geschickt. Damit du dich besserst! Ich hab dir gesagt, was passiert, wenn du nicht gehorchst!« Krankenscheine? Ich war nie beim Arzt, woher hatten sie die also? Es konnte demnach nur Dimitri gewesen sein. Das ich nur bestimmte Kurse nahm, wusste nur mein Professor. Er wusste auch das Tom mich vom Direktor überwachen ließ und half mir, dass mit dem Unterricht irgendwie hinzubekommen, ohne dass ich den ganzen Tag im Internat sein musste. Schon vor meiner Antwort wich ich Tom aus.
»Na und ich war krank. Ich hatte zu tun. Wo ist Mama? Ich will sie nur kurz sprechen.«
»Auf einem Seminar für zwei Tage. Es ging ihr nicht besonders gut. Was sind das für Männer von denen da gesprochen wurde und wo treibst du dich rum?« Seine Stimme war furchteinflößend.
»Das waren vermutlich Arbeitskollegen. Ich war die ganze Zeit im Kiss. Es war viel zu tun. Außerdem nehme ich Nachhilfe um die Fehlstunden wieder aufzuholen.« Ich versuchte zur Abwechslung mal ruhig zu sein und ihn nicht anzugehen.
»Verarsch mich nicht Fräulein! Die Klamotten, der teure Schmuck für wen verhurst du dich hm? So läuft das doch heut zu Tage bei euch jungen Dingern oder nicht? Beine breit machen und kassieren.«
»Wie viele junge Dinger kennst du denn? Das ist Unsinn.«
»Ich warne dich, sollte ich dich erwischen, wirst du dein blaues Wunder erleben. Ich hoffe du passt wenigstens auf, wenn du dich durch die Sugar Daddys vögelst«, stieß er mich und griff mir in den Schritt. Ich erinnerte mich an einen Griff den High und Drago mir gezeigt hatten, wandte ihn an und stieß Tom von mir weg. Er schrie mir hinterher. Schnell eilte ich mit meinem Rucksack nach oben und verbarrikadierte mich in meinem Zimmer.
Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn und ich ließ mich vor meinem Bett sinken. Verzweifelt legte ich den Kopf in den Nacken und merkte erst jetzt, wie meine Knie zitterten.
Es wurde jedes Mal unheimlicher, wenn ich auf ihn traf. Ich musste nur noch etwas aushalten. Bald war die Abschlussprüfung und solange musste ich es aussitzen. Irgendwie. Das würde nur klappen, wenn ich beweisen konnte, dass ich vernünftig war, meinen Abschluss schaffte und einen festen Job hatte.Noch am Morgen saß ich vor meinem Bett und starrte aus dem Fenster. Ich wechselte die Batterien meines iPods und dachte an Dimitri. Wenn er mich zu beschützen versuchte,... Wie konnten meine Gefühle für ihn, ihn so gemein werden lassen? Den Job im Kiss durfte ich nicht einfach aufgeben und das nicht nur wegen des Geldes. Keine andere Arbeit, brachte mir so viel Selbstvertrauen und Ausgleich, wie die im Club. Damit hätte ich mir auch vor dem Erbe und der Begegnung mit Dimitri, eine Wohnung leisten können. Ich wollte schon bevor er da war, die Schule schmeißen. Mit der Stelle im Kiss, war locker die Miete für mein Studio in der Akademie drin und die Gebühren für den Unterricht sowie die Kurse. Paola brauchte meine Hilfe dort.
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Loyalty - heart virus (Teil 1)
Mystery / ThrillerDie Tattoos auf seiner Haut spiegeln sein Leben wider. Seine so dunkle, verworrene Welt macht es ihm unmöglich zu lieben. Die Menschen in seinem Umfeld fürchteten ihn und seine Aura. Die Narben an seinem Körper und im Gesicht, machen seinen Weg unmi...