Als die beiden das Zimmer verlassen hatten, blitzte Dimitri mich streng an.
»Du spielst heute mit dem Feuer. Provozier mich nicht du Zwerg... Wir wissen alle, dass diese Situation nicht deine Schuld ist. Ich will dich haben. Ich hab nicht damit gerechnet das ich an eine Träumerin gerate, die zu Stolz für eine einfache Nacht ist. Die mich jeden Tag aufs neue fasziniert. Ich werde mich bald entscheiden müssen. Da ich egoistisch genug bin, hab ich gerade keine Lust dazu. Letzten Endes versuche ich dich für diese Zeit so nah wie möglich bei mir zu lassen und so weit entfernt wie möglich von meinen Leuten. Ich hab nur die Befürchtung, das einzelne davon dich schon sehr mögen. Mindestens einer von ihnen würde ohne zu überlegen für dich den Kopf hinhalten. Also hör auf dich mit ihnen gut zu stellen und lass die Widerworte.« Ich tat seine Drohung mit einem beschwichtigenden Lächeln ab.
»Komm schon Boss, ein bisschen Spaß wird einem doch in dem Käfig hier erlaubt sein. Da war nichts außer Essen.« Er schnaufte.
»Mal sehen ob die Jungs schlechter geworden sind oder du wirklich so gut bist. Wir hatten ja erst einmal die Gelegenheit.« Er zog mir den Stuhl zurück. »Setz dich«, sagte er nachdrücklich, als ich reglos rumstand. Ich tat was er sagte. »Erklär mir deine Spielregeln«, forderte er mich auf. Nicht mal ein Mundwinkel zuckte.
Wie sollte ich gegen so jemanden gewinnen?
Ich nickte, erklärte ihm die Spielregeln und er teilte die Karten aus. Ein gutes Blatt, ich sah nicht auf, denn allein das aufschauen würde jemandem wie ihm, sicher irgendwas verraten. »Vielleicht kann ich Gedanken lesen, dann nützt es dir nichts, wenn du den Blickkontakt meidest.« Ich war überrascht und musste lächeln.
»Wirklich?«, fragte ich ironisch.
»Ich spiel drei Runden mit, um zwei Aktivitäten, eine gelbe Karte und eine Frage.« Er war sich so sicher, dass ich ihn im Glauben ließ, ich hätte was Schlechtes auf der Hand. Die erste Runde gewann daher er. In der nächsten gewann ich und nun war er derjenige der überrascht wirkte. Meine Taktik hatte er aber schnell raus und gewann die dritte-, vierte Runde und letzte Runde. Er steckte drei der Zettel ein und ließ eine Aktivität auf dem Tisch liegen. Genüsslich nippte er an dem Whisky in seiner Hand. »Du gehst ab Anfang nächster Woche, wieder jeden Tag zur Schule!« Ich wusste schon, warum mir die Idee mit ihm etwas zu spielen nicht gefallen hatte. Das letzte Spielchen mit ihm war schon dumm für mich gelaufen und ich saß mitten in der Nacht in einem Wald fest.
»Das ist ein Befehl«, wies ich ihn auf seine Art der Satzformulierung hin. »Du nutzt dafür deine gelbe Karte ja?«
»Wie du siehst. Gut, den Rest hebe ich mir für später auf«, grinste er frech und wollte gehen. Kurz hielt ich ihn zurück.
»Ich mag dich, ich respektiere dich aber ich hab meine Vorstellung von einem Liebesleben und du deine von unkomplizierten Treffen, mit etwas Spaß. Du musst dich nicht entscheiden. Ich muss mich entscheiden ob ich das will oder nicht. Es fällt uns beiden jetzt schon schwer, das was wir haben oder nicht, zu benennen. Ich bin nicht so naiv, wie ihr es gerne hättet.« Er schüttelte meine Hand ab und ging wortlos.Nach einer letzten Probe mit Sin, verließ ich das Kiss, um mir die Füße zu vertreten und bis zum Abend noch mal den Kopf frei zu bekommen. Beim Blick auf meine Armbanduhr, stellte ich fest, dass jeden Moment ein Bus kommen müsste und da ich weder High noch Drago draußen sah, beschloss ich einzusteigen. Ich wusste, dass Dimitri es nicht gerne sah aber eigentlich, fuhr ich auch ganz gerne mit dem Bus. Die vielen Menschen zu beobachten inspirierte mich. Sie waren so unterschiedlich, wie interessant. Ob das kleine Mädchen, an der Hand ihres Vaters, das einstieg oder die alte Dame die rechtzeitig versuchte sich durch die Automatiktüren zu kämpfen. Ich stand an der Tür und hielt meine Hand solange dazwischen bis sie draußen war. Ich konnte zwar nicht hören, was sie sagte, da ich Kopfhörer trug aber ich glaubte ein Danke von ihren Lippen zu lesen und lächelte sie nur kurz an.
Scheinbar war Dimitri bei einem Auswärtstermin, da ich vor dem Studio weder den Cadillac noch seinen Audi sehen konnte. Wenn wir nicht zusammen unterwegs waren, fuhr er meistens selbst. Nervös rieb ich meine kalten Hände, zog die schwere Eingangstür aus Stahl auf und flüchtete in den warmen Flur. An diesem Abend, fand die Party statt, welche er für seine Geschäftspartner gab. Die Party, die ich organisieren sollte. Da sämtliche Künstler, die bei Dimitri unter Vertrag standen, heute Abend eingeplant waren, begegnete ich schon im Eingang einem der Sänger.
»Hi Angel, kann ich dich kurz sprechen.« Wolke war ein Straßensänger, wie er mir erzählt hatte und war Jazzmusiker. Er spielte Gitarre und Saxophon. Dimitri hatte ihn damals vor dem Eingang einer U-Bahn spielen hören.
»Klar, was gibt es denn?«
»Hast du Lust mich die Woche zu begleiten? Ich habe Dimitri schon gefragt. Er gab mir seine Erlaubnis, dich darauf anzusprechen. Ich hätte gerne eine Tänzerin für die Party in einer Jazzbar.« Geschmeichelt lächelte ich ihn an. Als ich mit der Antwort zögerte, wirkte er enttäuscht. »Ich meine, wenn du keine Zeit hast verstehe ich das«, fuhr er sich durch das zerzauste, dunkelblonde Haar.
»Nein. Tut mir leid. Mich hat bisher noch nie jemand gefragt, seit ich hier bin. Ich war bloß Sprachlos. Ich freu mich, dass du fragst. Ich komme gerne.«
»Wirklich?«
»Ja«, lächelte ich bestätigend.
»Danke, ich bin dir dafür was schuldig. Hier ist der Flyer. Da steht alles drauf, was du wissen musst.«
»Sollen wir uns am Tag vorher noch mal zusammensetzen?«
»Sicher.«
»Gib mir dein Handy, ich gebe dir meine Nummer, dann kannst du mir eine Zeit schreiben.« Er war ganz hektisch und ließ es fast fallen. Ich musste lachen und gab meine Nummer dann schnell ins Telefon ein, bevor ich weiter ging.
Bei den anderen Musikern, grüßte ich kurz in die Runde, klopfte an die Studioräume und schaute nach dem Rechten.
![](https://img.wattpad.com/cover/39622363-288-k280365.jpg)
DU LIEST GERADE
Loyalty - heart virus (Teil 1)
Mystery / ThrillerDie Tattoos auf seiner Haut spiegeln sein Leben wider. Seine so dunkle, verworrene Welt macht es ihm unmöglich zu lieben. Die Menschen in seinem Umfeld fürchteten ihn und seine Aura. Die Narben an seinem Körper und im Gesicht, machen seinen Weg unmi...