Kapitel 17 ~ * more of that *

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Nachmittag, fast 16 Uhr und da stand sie plötzlich so verloren in der Tür, obwohl sie noch am Tag zuvor alle mit ihrem Talent vom Hocker gerissen hatte. Kurz warf sie einen Blick in Leonardos Richtung und nickte ihm zu.
»Lass uns allein.« Wortlos folgte er meiner Aufforderung und blieb kurz in der Tür stehen um ihr etwas zuzuflüstern. Sie errötete und schaute von ihm zu mir. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. »Die Tür Leo, schließe sie doch von außen...«, warnte ich ihn.

»Bin ja schon weg...«, brummte er und verließ den Raum.

»Schickes Outfit. Hast du dir meinetwegen diese Mühe gemacht?«, erkundigte ich mich und hielt mit meiner Neugier nicht hinterm Berg. Als ich schon diese düstere Miene vernahm, rechnete ich mit einer entsprechenden Antwort.
»Wenn diese Aussage von einem anderen Mann käme, würde ich Sie als Beleidigung auffassen.«
»Ich meinte damit nicht, dass du sonst schlecht aussiehst...« Der sture Blick auf ihrem Gesicht wich. Diesmal amüsierte sie sich über mich.
»Keine Sorge, ich hab Sie schon verstanden. Aber ja, ich achte dummerweise mehr auf mein Aussehen, wenn ich weiß, dass ich Ihnen begegne.« Ich grinste und sie redete mit einem gewissen Unterton in der Stimme weiter. »Mag vielleicht daran liegen, dass Sie mir das Gefühl geben, sich für mich in diese Anzüge zu werfen. Die Sie, Ihrer Aussage nach, gar nicht leiden können.« Ich schnaubte herablassend.
»Bildest du dir ein. In meinem Geschäft muss ich den Mist tragen. Er hat auf Menschen, wie dich nun mal eine gewisse Wirkung.«
»Auf Menschen wie mich?«
»Gewisse Standards, verlangen gewisse Etiketten. Zu einem Meeting mit deines Gleichen, weiß ich mich zu kleiden. So primitiv bin ich dann doch nicht.« Keine Ahnung warum sie plötzlich so lächelte.
»Das hier ist also ein Meeting?« Ich wurde ernster. »Egal wie böse Sie gucken, ich bin nicht blind. Sie geben sich meinetwegen Mühe, auch wenn es nur einem gewissen Zweck dient.«
»Funktioniert es so bei dir ja?«, knurrte ich. Vorsichtig ließ sie den Blick schweifen.
»Ein Anzug allein beeindruckt mich kein Stück. Sonst hätten Sie doch längst Ihren Willen. Aber ich finde er steht Ihnen ausgezeichnet.«
»Ich bin nur teuer verpackt. Das sagt nichts aus.«
»Da bin ich zur Abwechslung mal Ihrer Meinung.«
»Du solltest dein teures Geschenk auspacken. Ich bin ein pragmatisches Spielzeug«, meinte ich provokant und blieb ernst.

»Sie kommen lange genug ins Kiss. Sie sind ein Spieler der sein eigenes Spiel beherrscht und ganz sicher in meinen Augen kein Spielzeug. Als Geschenk, würde ich Sie auch nicht betrachten.« Sie überlegte ihre Antwort und bemühte sich. »Ein Geschenk Sir darf man behalten. Sie wären wohl eher der Sportwagen, den man nur Probe fahren darf. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen sonst ist aber mir reicht eine Probefahrt nicht und ich sehe Sie auch nicht als Neuwagen.« Ich lachte verärgert.
»Vorsicht Prinzessin,...« Sie schwieg plötzlich, als ich ihre Worte als Beleidigung auffasste und ich wollte sie missverstehen. Das gab ich ihr auch zu verstehen obgleich ich es besser wusste. Ich wusste, dass es ein sehr bedachtes Kompliment war. Eines, das wohl jeder Mann gerne einmal gehört hätte.
»Spät dran«, schaute ich auf meine Armbanduhr. »Schulschluss hattest du schon gegen 14 Uhr.«
»Woher wissen Sie das?« Sie runzelte die Stirn.
»Hab meine Quellen. Die Quellen wissen auch, dass du gar nicht im Unterricht warst.« Sie war überrascht.
»Ich war... vermutlich, wissen Sie das auch...«
»Du musst mir nicht alles erklären. Als dein Chef sage ich es dir heute einmal. Künftig wirst du zum Unterricht gehen. Eine Bedingung, sobald du einen Vertrag bei mir unterschreibst. Bis dahin ist es mir gleich.« Ihre Augen funkelten und sie griff nach ihrem Rucksack.
»Hören Sie ich suche keine Gesellschaft, die mir Vorschriften macht.« Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich packte sie am Handgelenk.
»Warte doch erst mal ab...«

Das Unbehagen was das Schulthema anging, schien tief zu sitzen. »So unschuldig und wohlerzogen bist du also doch nicht. Ärger mit Mitschülern oder weshalb meidest du diesen Ort?« Schweigen entgegnete mir. Ich lag also richtig. »Wieso hat ein Püppchen wie du, Probleme mit Mitschülern? Du bist mehr als gut gekleidet, du bist hübsch und talentiert. Ist dein Daddy Direktor?« Je mehr Fragen ich stellte, umso mehr blockte sie ab. »Vertrauenslehrer?«, versuchte ich es ein letztes Mal. Sie belächelte es.
»Sie schauen zu viele Teenydramen.«
»Sind doch alle gleich, hat man einen gesehen, hat man alle gesehen. Ich war auch mal jung. In diesen Dramen, bekommt das süße, talentierte Mädchen immer die coolen Typen ab oder die Sportler.« Sie lächelte und erkannte die Ironie in meinen Sätzen.
»Was denken Sie denn, zu welcher Clique ich gehöre? Reiche Töchter und Cheerleader?«
»Mit dem Outfit? Wundert dich das? Gut gekleidet, gepflegt. Wer würde nicht glauben, dass du das verwöhnte Töchterchen irgendeines Bonzen bist und dich nachts in Clubs herumtreibst, um gegen irgendwas zu rebellieren.« Wieder ein Lächeln auf ihren Lippen.
»Ich weiß nicht ob ich das als Beleidigung oder Kompliment auffassen soll aber ich hätte auch nicht gedacht, dass Sie Humor haben. Und ich dachte Sie wären in der kleinen Story von eben das Alphatier, das kleine Cheerleader zu völlig absurden Dingen überredet, damit es sie ins Bett kriegt.«
»Und, kriegt das Alphatier was es will?«
»Dazu müsste ich die Rolle spielen wollen, die Sie in mir sehen. Wieso nicht die Rebellin? Die bekommt gelegentlich auch das Alphatier, obwohl sie es ursprünglich gar nicht wollte.«
»Klassische Ballettausbildung, gute Haltung, teure Kleider und du spielst Violine. Ich zähle dich ganz sicher nicht zu den Rebellen. Ich muss niemanden überreden. Ich weiß nur, was ich will und was nicht. Zurück zum eigentlichen Thema. Deine Arbeitszeit... bist du bereit auch am Wochenende zu arbeiten?« Sie zuckte mit den Schultern und schaute zum Schachbrett, das noch auf dem Tisch hinter mir stand.
»Wenn es sich mit den Zeiten im Kiss ergänzt oder meinem Training können wir alles mögliche fest machen. Mein Training und die Samstage im Kiss haben immer Vorrang.«
»Ein Workaholic?«
»Manchmal. Ich verdiene mit dem was ich gerne mache Geld«, gab sie zu.
»Wir werden sehen. Ich weiß, dass du Tänzerin bist und du wirst deine Chancen bekommen aber es kann nicht schaden, wenn du deinen Horizont erweiterst.« Sie verschränkte die Arme.
»Zu meinen Bedingungen... Sir, ich werde mein Training und das Tanzen für niemanden hinten anstellen. Für die Schule nicht, für Sie nicht und auch für niemanden sonst. Mehr Bedingungen habe ich vorerst nicht.« Man könnte meinen Angebote wie meines bekäme sie jeden Tag. Ich wusste, dass ich einer der Besten war aber wusste sie das auch?
»Hier ist ein Handy, lass es an. So erreiche ich dich, wenn du Wege für mich erledigen sollst. Meine Nummer ist eingespeichert. Alles soweit klar?«
»Ja, dann fange ich besser mal an.«
»Nur zu.«

Loyalty - heart virus (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt