Mir ging alles Mögliche durch den Sinn. Wie er mich eingesammelt hatte. Was für ein Ekel, er in der letzten Zeit gewesen war und wie lange wir uns noch im Kreis drehen wollten. Meine Gefühlswelt spielte ihre eigene Musik, die aus Angst, Glück und peinlicher Rührung bestand. Die Situation war mir wieder einmal so fremd, wie unheimlich. Mit dieser Art, wie er sich kümmerte, konnte ich kaum daran zweifeln, dass auch er Gefühle hatte und doch tat ich es hin und wieder. Diese Launen von ihm, täuschten einen schnell.
»Hast du dich nicht getraut, es zu öffnen?«
»Ich, kam noch nicht dazu«, deutete ich aufs Badezimmer. Entschlossen drehte er an dem Verschluss und klappte den Deckel auf. Als ich den Inhalt sah, blieb mir jedes Wort, was ich hätte sagen können im Hals stecken. Es war ein Schmuckset. Eine Halskette und Ohrringe, bestehend aus einem goldenen, zierlichen Kettchen und tropfenförmigen, kleinen Rubinanhängern. Sie sahen aus wie ein kleiner Blutstropfen. Die Rubine waren unglaublich schön. Fein ausgearbeitet und angenehm klein. Der Schmuck war sehr edel und hochwertig.
»Wunderschön und Rot wie dein Blut«, flüsterte er an mein Ohr, als er mir die Kette umlegte. Eine Gänsehaut überfiel mich und kroch mir vom Nacken bis in die Zehenspitzen. Bitte, ich will auf der Stelle tot umfallen. - dachte ich zum wiederholten Mal.
Doch, wenn er das sagte, klang es gar nicht mehr so schlimm. Alles was er sagte, klang plötzlich sexy und besonders. Warum aber musste er die ganze Zeit dermaßen provokant sein? Er genoss meine Verlegenheit, kostete meine von Scham durchtränkte Ruhe förmlich aus und ich war mir sicher, dass es eines der Dinge war, die er niemals ändern würde.Als ich die Ohrringe angelegt hatte, musterte Dimitri mich. Ein zufriedener Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Dass du gut darin aussehen würdest, ahnte ich aber bei Luzifer, du siehst atemberaubend aus. Dieses Rot auf deiner braunen Haut... dieses eisige Feuer in deinen Augen. Es ist angenehm dich mal ganz zahm und hilfsbedürftig vor sich zu haben. So ungezähmt und explosiv, wie in den letzten Monaten bist du sonst nur auf der Bühne. Sowas hab ich noch nie erlebt. Manchmal erinnerst du mich an eine Löwin.« Er zog mich näher an sich und sein Daumen fuhr sanft über meine rot bemalten Lippen. »Ich hatte nicht vor dich in Verlegenheit zu bringen Angel. Nicht heute zumindest. Die Vorstellung, dass dich völlig Fremde, nach der Situation auf dem Schulhof anfassen, war mir zuwider.« Seine Stimme so samtig rau, ließ mir das Herz bis zum Hals schlagen. »Sowas sollte ein Mädchen nicht erleben. Nicht mein Mädchen.« Seine Gesten fühlten sich an, als wollte er mich trösten. Zum ersten Mal, fühlte ich mich von einem Menschen wirklich respektiert. Von ihm respektiert. Mehr als das, und das war neu. Das Schamgefühl ließ ein wenig nach und auf einmal hielt er mir seine Hand hin. »Komm, gehen wir.« Ich wollte da nicht raus. Zögernd legte ich meine Hand in seine und folgte ihm. Zumindest jetzt, wollte ich einfach nur seine Geborgenheit.
Unser Flug nach Mexico stand. Bis dahin gab ich mir Zeit und ihm die Chance, um die er gebeten hatte.
Den ganzen Weg bis vor die Klinik und auch am Auto hielt er meine Hand fest. Wie sollte ich meine Gefühle für ihn so in den Griff bekommen? Er holte einen knielangen, roten Mantel aus Kaschmir vom Rücksitz seines Audis und hielt ihn mir auf.
»Wenn ich dir sagen würde, dass es wirklich zu viel des Guten ist, würdest du den Mantel dann behalten?« Er hob nur wenig bereitwillig seine Augenbraue. Ich wusste, was solche Kleidungsstücke kosteten und dieser Mantel hatte eine sehr elegante, Silhouetten umschmeichelnde Form. Der dazu modische, ausladende Schalkragen war wunderschön verarbeitet. In so einer Garderobe konnte man wirklich sagen, Kleider machten Leute. Ich fühlte mich, wie eine moderne, englische Lady, als ich hineinschlüpfte.Mittlerweile, war es nach 18 Uhr und recht frisch. Dimitri rauchte noch eine und telefonierte auf Russisch grade sehr energisch mit jemandem, als wir von zwei Reportern entdeckt wurden, die mit ihren Kameras auf uns zugehechtet kamen.
»Wie haben die uns so schnell gefunden?«, beendete er abrupt sein Gespräch und kurz darauf öffneten sich die Türen von vier dunklen Fahrzeugen, aus denen Männer in ebenso dunkler Kleidung stiegen und Waffen auf die Reporter richteten. Vier von ihnen erkannte ich direkt. Dimitris Bodyguards. High, Drago, Maddox und Bayx die anderen beiden, hatte ich noch nie gesehen. Zumindest erinnerte ich mich nicht daran. »Na los, steig' ein, wenn du nicht mit Fragen bombardiert werden willst!« Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte und er die Tür des Wagens ganz aufmachen konnte, saß ich drin.
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Loyalty - heart virus (Teil 1)
Mistero / ThrillerDie Tattoos auf seiner Haut spiegeln sein Leben wider. Seine so dunkle, verworrene Welt macht es ihm unmöglich zu lieben. Die Menschen in seinem Umfeld fürchteten ihn und seine Aura. Die Narben an seinem Körper und im Gesicht, machen seinen Weg unmi...