»Hey Angel, ich hab grade gehört, dass du Probleme mit dem Shooting hast. Du musst das nicht meinetwegen durchziehen. Bock hätte ich schon drauf aber unheimlich ist es mir auch.«, gesellte sich Iris zu mir und wirkte aufgekratzt. »Von diesem Dante, hab ich schon viel auf Ausstellungen gesehen. Er ist unfassbar talentiert und das nicht nur hinter der Kamera. Er ist das bekannteste Männermodel in Russland, Australien und Paris. Er entwirft Mode, Schmuck und seit neustem auch Parfüm. Ich denke wir könnten es schaffen...« Ich schaute sie bittend an.
»Sag das noch mal!« Iris schien meine Gedanken lesen zu können und setzte sich neben mich. Frech steckte sie mir die Zunge raus und griff nach dem Glas Sekt, das Carmen uns anbot. Ich schüttelte den Kopf und lehnte ab. Daraufhin klopfte Iris mir auf den Oberschenkel.
»Du schaffst das! Wir schaffen das. Einfach Augen zu und durch«, wiederholte sie, was mir mehr Mut machte. Zumindest für den Moment.Wir waren seit über einer Stunde hier und hatten das Wetter grade so, noch auf unserer Seite. Iris zog sich hinter einem schwarzen Vorhang um und kam mit der Stylistin wieder raus - trug ein zerschlissenes, schwarzes Longshirt und schwarze, sehr knappe Hot Pens. Das Longshirt wurde mit einem Cuttermesser eingeschnitten und anschließend durch Sicherheitsnadeln etwas sinnlicher drapiert. Zum Schluss bekam es noch etwas Farbe draufgesprüht. Ihre langen, feuerroten Haare bekamen einen ziemlich wilden Look. Gleich einer Löwenmähne. »Du siehst klasse aus.« Ich faste Iris vorsichtig in die Haare und bewunderte das bunte Make-Up. Es passte einfach zu ihr.
»Hier Prinzessin, leg es erst mal um, mehr bekommst du wohl nicht«, meinte Carmen schnippisch. Vermutlich war ihre Art mir gegenüber gerechtfertigt. Kommentarlos verschwand ich hinter dem schwarzen Vorhang.Das Stück Stoff, das ich trug, verdeckte grade mal das nötigste. Damit mutierte das Shooting mehr und mehr zur Zerreißprobe. Mexico klang immer verlockender. Als ich aus der Kabine kam, lachte Carmen mich aus. »Okay, wir zieren uns etwas...« Ihre schnippische, unterschwellige Art ignorierte ich einfach. Mittlerweile war ich es ja gewohnt. Ich war halt nicht gegen alles gewappnet. Als ich an einer der blickdichten Wände vorbei zu Dimitri ans Set sah, stand Iris schon an ihrem Platz und alberte mit den Jungs rum. »So, ich bin Mittagessen, um dich will sich der Chef selbst noch kümmern.« Wie sie das sagte, spürte man jegliche Abneigung zu meiner Person.
Allein im Zelt, zog ich das Stück Stoff fester. Ich richtete es so elegant wie möglich. Der Bereich für das Styling, war vorher voller Menschen, plötzlich standen nur noch zwei Bodyguards da und zwei Frauen, die sich um Jaden und Mariam kümmerten. Die ersten Bilder von ihnen allein, waren schon im Kasten und sie wurden nachgestylt für das Coverfoto. Ich entdeckte meinen Rucksack auf einer der Boxen und holte meinen iPod raus. Mit Dauerbeschallung, versuchte ich auf andere Gedanken zu kommen. Es war mir schon unangenehm, dass die Leute mich seinetwegen für eine verwöhnte Zicke hielten. Ich seufzte als Dimitri auftauche. Sofort war ich angespannt und wandte den Blick ab.
Er prüfte, wie die Lage war und musterte mich. Nach dem ich weder was sagte, noch Anstalten machte mich zu wehren, legte er los.
»Setz dich«, befahl er und deutete auf den Stuhl. Ich nahm Platz und dachte an Carmens Worte, dass er sich selbst, um mich kümmern wollte. In seinen Händen hatte er einen Becher mit Kaffee und stellte ihn neben mir ab. »Wie die Lady gewünscht hat. Mit Zucker.« Ich war überrascht und verfolgte seine Handbewegungen, als er nach den Pflegeprodukten und dem Make-up griff. Wir saßen am Stylingtisch von Carmen und er lief um mich herum. Benahm sich professionell. Sein Blick war konzentriert auf mein Gesicht und seine Hand war ganz ruhig. Nicht aber die des Teams, die weniger professionell waren und uns anstarrten. Immer wieder tuschelten sie irgendwas. Ich wagte es nicht noch einmal zu widersprechen, dazu war ich zu stolz.*Ihr sinnlich-süßer Schmollmund war so zart und weich unter meinem Finger. Der Gloss schmiegte sich perfekt an ihre sündigen Lippen. Nicht einmal ein Lächeln. Ihren zierlichen Körper versuchte sie hinter den langen, dunkelbraunen Haaren zu verstecken. Es funktionierte aber machte es nicht weniger Ansprechend. Dass sie sich unwohl fühlte, hätte wohl auch ein Blinder mitbekommen. Es war meine Schuld, weil ich respektlos war und sie vorher nicht gefragt hatte. So unbedingt wollte ich sie für dieses Shooting. Nur zugegeben hatte ich es nicht. Iris hatte ich gefragt, sie hatte die Wahl, bei Angel hatte ich es erzwungen. Mir war erst jetzt bewusst, dass es das war, was sie gern gehabt hätte damit sie sich darauf vorbereiten konnte.
Diese Mimik zu verfolgen, war nach wie vor ein Genuss und von Tag zu Tag spannender. Dieser Geist bekam mehr Seele eingehaucht. Ihre Augen und ihre Gestik, faszinierte mich von mal zu mal mehr. Obwohl ich sie forderte und reizte, ließ sie zu, dass ich mich um sie kümmerte. Obwohl sie Angst vor mir und meiner Nähe hatte. Den Gefühlen, die ich ihr und mir verboten hatte.
Angst vor Nähe. Traurig...
Jetzt, wo ich sah, wie ihre Lippe leicht zitterte und ihre kalten Hände berührte, ahnte ich einmal mehr, wie tief sie sitzen musste. Die Angst.
Ihr Gesicht hatte so viele verschiedene Mimiken, allein wenn sie verlegen war, konnte sie zisch verschiedene anbieten. Für die Kamera war sie einfach wie geboren. Selbst jetzt, wo sie entblößt vor mir saß und sich meinem Willen beugen musste, behielt sie ihre Haltung. Es schien ihr im Blut zu liegen und die Kamera liebte dieses Mädchen. Sie entwickelte sich hin und wieder zu einer schwarzen Löwin, blieb aber dahinter dieses charmante, verträumte Katzenbaby. So aufbrausend war sie sonst nicht. Aber genau das war es, was ich für diesen Shoot wollte. Eine Löwin mit wilden Augen und wildem Blut.
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Loyalty - heart virus (Teil 1)
Детектив / ТриллерDie Tattoos auf seiner Haut spiegeln sein Leben wider. Seine so dunkle, verworrene Welt macht es ihm unmöglich zu lieben. Die Menschen in seinem Umfeld fürchteten ihn und seine Aura. Die Narben an seinem Körper und im Gesicht, machen seinen Weg unmi...