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Kapitel 2:

„Jetzt bleiben alle mal ganz ruhig! Wenn auch nur einer von Ihnen auf die Idee kommen sollte, diesen Bus verlassen zu wollen oder in irgendeiner Art und Weise negativ aufzufallen, dann knallt es gleich noch ein zweites Mal und diesmal trifft es nicht den Reifen, sondern…“, der Redner dieser Drohung ließ seinen Blick im Raum umherschwirren und blieb an einem Wuschelkopf in der vorletzten Reihe hängen. Seine Schritte beschleunigten sich und mit verzogenen Mundwinkeln kam der Mann auf Ben zu, „…sondern es wird bei ihm knallen. Haben Sie das verstanden?!“

Der junge Beamte gab keinen Laut von sich. Regte sich nicht.
Er spürte nur den kalten Stahl einer Pistole im Genick und den groben Griff der Person hinter ihm, welche ihn soeben von seinem Sitz quer durch den Bus gezogen hatte.

Was war jetzt schon wieder schief gelaufen ?
Warum geriet immer er in solche heiklen Situationen?
Und warum war immer er es, der direkt bedroht wurde?
All das nur, weil er auf die super gute Idee gekommen war, das Geschenk seiner Schwester einzulösen und diese Führungen zu machen.

„Hören Sie, was wollen Sie de….“
„Schnauze!“, der Druck der Pistole in Bens Nacken wurde stärker, was diesen gedämpft aufstöhnen ließ.

Die Sonne war mittlerweile komplett hinter dem Horizont verschwunden. Das natürliche Nachtleben begann. Die Vöglein wurden von den Grillen abgelöst und lauschten dem zirpenden Chor.
Der Wind pfiff noch immer durch die dichten Kronen der Bäume und hinterließen ein sanftes Rauschen in der angespannten Stille.
Als würde die Natur merken was hier gerade passierte.
Als würde sie es mit Geräuschen untermalen.

Ein paar weitere vermummte Personen stürmten den Bus.
In ihren Händen hielten sie, teilweise großkalibrige Waffen. Ein Überfall?
Aber warum? Was brachte das ? Was sollte das bringen?
Einer der Gestalten zog eine Tüte hinter seinem Rücken hervor und rief nuschelnd:“Los, alle Handys ausschalten und in die Tüte werfen!“

Angst machte sich in Ben breit. Sie sollten ihre Handys ausschalten - vermutlich damit man diese nicht orten und damit keiner die Polizei rufen konnte.
Er schüttelte den Kopf. Wenn die Handys wegen der Polizei eingesammelt wurden, dann ergab er keinen Sinn diese zuvor auszuschalten. Nicht wenn es sich nur um einen Überfall handelte.

„Halt still.“, zischte der Mann mit der Pistole und zwang ihn in die Knie. „Für dich gilt dasselbe wie für jeden anderen hier auch. Wehre dich und es knallt.“
„Chef? Wir haben alles. Was machen wir jetzt?“, fragte ein anderer Vermummter und zog sich die Maskierung von seinem Gesicht. Sein Blick fiel auf den Polizisten.

Ben stockte der Atem.
Er kannte den Mann. Er hatte ihn bereits einmal zuvor gesehen.
Beruflich.
Ihm lief es kalt den Rücken herunter, als er daran zurück dachte. An jenen Tag…

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“Hallo?“
„Frau Fischer? Kriminalhauptkommissar Jäger mein Name ,das ist mein Kollege Herr Gerkhan.“Ben zeigte auf seinen Partner und lächelte leicht.
„Was wollen Sie ?“
„Haben Sie ein paar Minuten? Es geht um ihren Sohn.“
Die Augen der Frau wurden groß.
„Haben Sie Mats gefunden ?“
Ben zögerte. „Lassen Sie uns das drinnen besprechen.“

Sie folgten der Frau in das Wohnzimmer des Hauses und setzten sich zu ihr auf das Sofa. Der jüngere der beiden räusperte sich: „Frau Fischer…Wir haben schlechte Neuigkeiten im Vermisstenfall ihres Sohnes.“
„Haben Sie ihn gefunden ?“
„In gewisser Weise schon. Frau Fischer, wir erhielten Einsicht auf eine Überwachungskamera vor der Schule ihres Sohnes. Er ist dort mit einem Mann zusehen. Wir wissen bereits, dass der Mann zu einem skrupellosen Meschenhänderring gehört und dass es innerhalb dieses Ringes auch zu …“ Ben brach ab und schaute Semir schluckend in die Augen. Dieser nickte und blinzelte die Frau an : „Ihr Sohn ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Opfer dieser Bande geworden. Wir haben eine deutschlandweite Fahndung nach dem Ring herausgegeben, sobald die irgendeinen Fehler machen haben wir sie.“
Die Frau schluchzte.
„Sie bringen mir meinen Sohn doch wieder, oder?“
Stille.
„Bitte, versprechen Sie es mir. Versprechen Sie es mir, dass Sie mir meinen Mats wieder nach Hause bringen.“
Semir seufzte leise: „Frau Fischer, Sie und ich, wir wissen beide, dass wir das nicht versprechen können. Dass das keiner versprechen kann.“
„Doch, dass können Sie. Das müssen Sie!“
„Hören Sie, wir geben unser bestes, aber wir wollen nichts versprechen, was wir vielleicht  nicht halten können.“ Ben schaute sie entschuldigend an.

„Startet Operation Z.“

Operation Z. Der junge Polizist überlegte einen Moment lang ehe er brutal auf die Beine gezogen wurde.  
Aus dem Bus raus.
In die Tiefe des dunklen Waldes.

Die Vermummten Personen zogen alle Passagiere des Reisebusses  unter Waffengewalt in die Schwärze der Nacht.
Der Bus blieb alleine zurück.
Alleine als einziger Zeuge eines grausamen Verbrechens.

Eines Verbrechens,das noch eine längere Zeit Thema der Medien werden würde.
Ein Verbrechen, das Leben kostete und Leben zerstörte.

Der Marsch durch den Wald war langwierig und ausdauernd- über Stock und Stein, bergab und bergauf.
Ab und zu brach das Knacken eines Astes oder das Rascheln der verwirrten Blätter die eisige Stille.
Es kam dem jungen Mann vor wie der Gang zum Schafott. Wie der letzte Augenblick eines Lebens im 18.Jahrhundert. Der Blick auf die lachende Klinge des Hand Schwertes gerichtet. Jene Klinge, die das Leben des Beschuldigten ein für alle Mal beenden sollte.

Und damit hatte er nicht einmal ganz unrecht.
Es war der Lauf des Todes.
Der letzte Zug eines grausamen Planes.

„Los ! Stellt euch dort vor den Graben. Schön in eine Reihe.“, Ben bekam einen groben Tritt in den Rücken und stolperte nach vorne ,“Na los ! Wird's bald? Du auch!“

So standen sie da - in Reih und Glied - vor einem beachtlichen Graben.
Sechs Meter lang.
Zwei Meter breit.
Vor ihnen die Vermummten Personen mit ihren Waffen in den Händen.
Der Lauf auf den Kopf eines jeden Gefangenen gerichtet.

Die Fehler der Vergangenheit holen uns ein.
Ein Bild , das es schon einmal gab.
Ein Ereignis, dessen Widerwertigkeit und Brutalität nicht zu überbieten ist.

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt