kapitel 4

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Kapitel 4 :

Der Schein des Mondes ließ die Szenerie noch grausamer wirken - wie in einem Horrorfilm .
„Anlegen!“, der erste der Vermummten zielte auf Heinz, welcher ganz am Anfang der Reihe stand, „Abschuss!“
Ein Knall hallte durch den Wald, so scharf, dass er wahrlich eine Schneise in der Luft hinterließ.
Getroffen fiel der Körper hinten weg in den Graben.
Tot.
„So ,ruhe in Frieden.Nächster, Mats - anlegen!“

Mats.
'“Bitte, bringen Sie mir meinen Jungen zurück. Meinen Mats. Er ist doch noch ein Kind- unschuldig. Das ist doch nicht sein Schicksal, nein.“
„Frau Fischer wie gesagt…wir tun unser Bestes und wenn die Typen ihrem Mats etwas angetan haben sollten, dann werden wir sie dafür zur Rechenschaft ziehen.“, Ben lächelte der Frau freundlich zu und verließ mit seinem Kollegen die Wohnung.
„Diese Bande ist gewitzt, durch und durch. Die machen keinen Fehler...“
„Jeder Kriminelle begeht irgendwann einen Fehler. Spätestens wenn der Hochmut sie ergreift.“
„Und wie viele Menschenleben soll das noch fordern? Mensch Semir, es sterben Menschen. Es verschwinden Kinder. Was ist wenn Aida als nächstes verschwindet ?“
„Das wird n…“
„Das weißt du nicht. Genau dasselbe dachte Frau Fischer vermutlich auch. Genau das sind die Gedanken eines jeden Familienangehörigen dessen Angehöriger ein Opfer von Gewalt wird - ermordet, entführt….“
„Ich verstehe dich ja Ben, aber was sollen wir denn machen? Wir haben kaum Hinweise- wir haben gar nichts. Nichts außer Vermisstenanzeigen und Leichen.“ '

Mats.
Von der Statur her glich die Gestalt wahrlich einem Kind,aber was wollten die Leute damit bezwecken ?
Ein Kind als kriminelles  Bandenmitglied…

Ben schüttelte fassungslos den Kopf.
Der nächste Körper fiel tot hintenüber.

Mats drehte sich abrupt weg, hielt sich eine Hand vor das Gesicht.
Das sah nicht so aus als hätte der Junge das gewollt.
Angenommen, das war der verschwundene Sohn, warum lief er nicht weg- im dunklen der Nacht ?
Warum rief er nicht heimlich die Polizei ?
-Aus Angst. Verzweiflung…
Oder…

' „Mats hat es nicht einfach, wissen Sie…Sein Vater starb als ich mit ihm schwanger war. Schulisch läuft es auch nicht besser…er ist jetzt zwar bei weitem kein schlechter Schüler, aber er entwickelt sich eher zum Alleingänger…wenn Sie wissen was ich meine.“ ´

Der junge Polizist dachte nach.
Was wenn dem Jungen hier eine ebenbürtige, respektvolle Zuneigung gezeigt wurde, dass er gar nicht gehen wollte…
Ein weit verbreiteter Schutzmechanismus, um dem Körper das Leben zu retten. Oft tritt dieser bei längeren Geiselnahmen auf.
Das passte.

´Peng´, - der nächste Körper fiel tot in den Graben.
Ein Kind - ein Jugendlicher.
Nicht älter als 17 Jahre.
Brutal aus der Blüte seines Lebens gerissen.

„Das können Sie nicht tun- was haben Sie denn davon wenn all diese unschuldigen Seelen sterben?!“
„Niemand ist unschuldig, Junge! Das ist das Spiel des Lebens. Wir beschleunigen es nur.“ Der Mann starrte Ben tief in die Augen. Starrte durch ihn hindurch.
Die Augen- der Spiegel zur Seele.
Der Schwachpunkt eines jeden  Menschen.

Ein weiterer Schuss.

Der letzte der fünfzehn Körper kippte leblos in den Graben.
Sie hatten die Freiheit- wurden in Frieden gelassen.
Für immer.
Der Mann hielt was er versprochen hatte…
Wenn auch anders als gehofft.

„Was passiert mit den anderen?“, der junge Hauptkommissar musterte seinen Gegenüber fragend.
„Du stellst ganz schön viele Fragen…bist du ein Bulle oder was?“
Bens Augen weiteten sich: „Nein…aber es darf mich doch interessieren, oder?“
„Chapeau …die anderen werden verkauft.“
„Verkauft?“
„Neugieriger Bursche - was ? Ja- verkauft. An hungrige Anwärter. Schließlich reitet niemand gerne ewig auf dem selben Pferd , nicht wahr?“ Lautes Lachen hallte in Bens Ohren.
„So jetzt komm!“, er zog ihn näher an sich heran, leckte über den Rand des Ohres seines Gefangenen und stieß ihn vor sich her, weiter in die Schwärze des Waldes.

Bens Geist wollte sich gegen die andeutenden Gesten wehren, aber er konnte es nicht. Sein Körper weigerte sich dagegen, aus Selbstschutz oder Angst.
Oder beides. Das eine resultierend aus dem anderen.

„Hast du Familie?Jemand , der dich vermissen wird?“,die Frage des Mannes riss den Polizisten aus seinen Gedanken. Er drehte den Kopf , schüttelte ihn : „Nein. Keine Familie, keiner,der auf mich wartet.“
„Und dein Job? Dein Chef? Wird der sich wundern?“
„Nein. Ich wurde entlassen…“
„Warum?“, der Mann hob eine Augenbraue.
„Arbeitsunfall…mehr oder weniger…habe etwas verkatert an der Kreissäge gearbeitet.“
„So so …“
„Ja.“ Ben biss sich leicht auf die Unterlippe. Nicht sicher, ob der Mann ihm glaubte.
„Dann ist ja gut.Wir werden viel Spaß haben- ungestört. Du wirst schon sehen. Zahm wie ein Lämmchen.“

Ben würde sich wehren. Später. Wenn er die Gelegenheit bekam. Wenn der Lauf der Pistole nicht mehr auf seinen Haupt zeigte.
Ja.

Der Weg zur Hölle ist mit Lügen gepflastert.

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt