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Kapitel 18:

“Scheiße !”, der Mann löste Ben die Fesseln, den Knebel und nahm ihn in den Arm, “Thilde! Komm schnell her!” Seine laute Stimme hallte durch das  ganze Haus - keine drei Minuten später stand Thilde im Pyjama und Lockenwicklern im Raum.
“Was hast du getan?!”, entsetzt kniete sie sich neben die beiden Männer, nahm Ben aus Maximilians Armen und legte ihn flach auf den Boden. Sanft tätschelte sie seine Wange, scannte seinen Körper.
“Was hast du getan?”
“Es tut mir leid, ich war nicht Herr meiner Sinne,ich…”
“Du hast dir schon wieder die Birne zugeknallt, nicht wahr?”
Thilde war mächtig sauer. Zu recht.
“Ich..,”Maximilian setzte erneut zu einer Entschuldigung an.

Eine Entschuldigung für etwas, dass nicht zu entschuldigen war.

“Nein - du solltest besser gehen und dich ausnüchtern, aber bringe zuvor noch meinen Sohn her- er soll den Erste Hilfe Koffer mitbringen!”
Der Mann stürmte, so schnell er konnte, aus dem Raum. Thilde hob Bens Kopf auf ihre Oberschenkel, strich ihm Sanft eine nasse Strähne aus der Stirn und klopfte erneut gegen dessen Wange.
Ohne Reaktion.
Der Oberkörper des jungen Mannes war mit blutigen, rot-grün-blau schimmernden Striemen überzogen. An den unteren linken Rippen zeichnete sich deutlich der Abdruck der Gürtelschnalle ab.
Thilde zog zischend die Luft ein, strich leicht darüber.
Die Haut an der Stelle war ganz warm. An der Hüfte des Polizisten waren groß und detailliert die Handabdrücke ihres besten Freundes zu sehen.

Die Frau war wütend. Abgrundtief sauer. Sauer auf Maximilian, dass er so weit gegangen war und sauer auf sich selbst. Sie hätte es ahnen müssen. Sie hätte am Anfang, als Maximilian ihr all das hier offenbart hatte, zur Polizei gehen müssen.
Es waren seither so unendlich viele Menschen entführt worden.
Ermordet.
Verkauft.
Missbraucht.
Es waren so viele Leben zerstört worden. So viele Kinder, in der Blüte ihres Lebens, am Anfang der ganzen Welt, des ganzen Chaos, waren gestorben. Konnten niemals ihren Abschluss machen. Partys feiern. Einen Partner finden. Niemals eine Familie gründen, geschweige denn denn sich darüber aufregen, dass jemand die Tür nicht zugemacht hat und das durch fünf Räume brüllend. Nur um sich dann zu beschweren, dass man es nicht gehört hat.

Thilde lächelte leicht.
“Mom, was ist…,” die Stimme stoppte, “Was ist denn mit dem passiert?”, fragend setzte sich ein junger Mann, mit blondem ,lockigen Haar, neben sie auf den Boden. Er griff zu dem mitgebrachten Erste Hilfe Koffer und ließ diesen klickend aufschnappen.
“Gut das du da bist, Maximilian hat sich mal wieder ordentlich einen hinter die Binde gekippt und ist offensichtlich ausgerastet,” sie strich Ben über die leicht geröteten Wangen :” auf jeden Fall hat er Fieber.”

Der Blonde nickte leicht nachdem er ebenfalls die Wangen des Verletzten getätschelt hatte.
“Ist er die ganze Zeit schon ohne Bewusstsein?”
Thilde nickte : “Du kannst ihm doch helfen, oder?”
“Naja…”
“Also irgendeinen Vorteil muss es doch geben einen Arzt als Sohn zu haben,” sie grinste.
“Ich praktiziere nicht, aber ja..wir sollten ihn erst einmal von dem ganzen Blut befreien.”

Thilde nickte ,stand auf und holte aus dem angrenzendem Badezimmer einen Waschlappen mit Eimer.
Mit vorsichtigen, sanften Bewegungen reinigten und verbanden die beiden die Striemen auf bens Oberkörper.

Tastend, sowie leicht drückend, wanderten sie Hände des Blonden über den Körper des Polizisten. Ab und zu nickte er mit dem Kopf und brummte.
“Und?”, die Frau musterte besorgt  das kritisch dreinblickende Gesicht ihres Sohnes.
“Hmm…”, er kratzte sich am Ohr, “Zwei Rippen sind durch, das merkt man schon beim Drücken…ansonsten haben wir alles weitere verbunden und desinfiziert.

Langsam öffnete der junge Beamte die Augen. Er registrierte , dass er auf dem Boden des Schlafzimmers lag  und, dass sein gesamter Körper glühend heiße Schmerzen Wellen aussandte. Er krümmte sich leicht zusammen.
“Vorsichtig, nicht so viel bewegen, deine Rippen sind gebrochen,” Thilde lächelte Ben sanft an, “Mein Sohn wird dir jetzt etwas gegen das Fieber und gegen die Schmerzen geben.”

Dramatische Panik kroch in ihm hoch, als er die Bilder des Geschehenen in sein Gedächtnis drangen.
“Psst, alles gut. Maximilian ist nicht hier. Okay? Ich passe auf.”, beruhigend strich sie dem jüngsten über die Stirn, wodurch dieser leicht seufzend wieder einschlief.

“Wir sollten ihn aufs Bett legen, du kannst auch gerne einen kühlen Umschlag für sein Fieber machen, ich denke, dass wird ihm gut tun. Außerdem sollte Maximilian ein Fieber-/ und Schmerzmittel in der Apotheke besorgen, um das Leiden des jungen ;Mannes etwas zu lindern.”
Thilde nickte:”Danke mein Sohn, bis später:”

Sie deckte Ben , nachdem dieser mit einem lappen auf der Stirn wieder im Bett lag, zu, löschte das Licht und machte sich auf den Weg zu ihrem Besten Freund.

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt