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Knarrend öffnete sich das Tor zur Hölle, lies den Untertanen des Teufels- Satans persönlicher Diener- in die heiße Wolke eintreten. Stickiger weißer Rauch schlug ihm entgegen. Vor seinen leuchtenden Augen tat sich die Statur eines verirrten Engels auf, dessen glatte Haut mit der Hinterlassenschaft des Nebels umhüllt und vom heiligen Nass getränkt wurde.
Lüstern leckte sich der Dämon über die Lippen. Die Züchtigung des Engels würde wahrlich heilig werden.

"Ich kann verstehen warum Maximilian so an dir hängt," eine sonore Stimme erfüllte den Raum.
Ben hielt in seiner Bewegung inne.
Das war nicht Maximilian.
Das war nicht Thilde.
Eine große Hand legte sich auf seine Schulter.
"Du brauchst keine Angst zu haben, Kleiner. Dreh dich um," rüde zog der Mann an der Schulter des jüngeren und starrte ihm direkt in die entsetzten braunen Augen.
"Hey, es ist alles gut," der Mann drückte den Polizisten fest an seine Brust, gab ihm einen Kuss auf die nackte Schulter und fuhr mit der Hand den gesamten Körper des jüngeren hinunter. Merklich angespannt atmete Ben nur noch stockend.
"Lass mich los," seine Stimme war leise,mehr ein Hauch als eine Forderung.

Der Mann griff brutal nach dem Oberarm des Gefangenen, entblößte seine schneeweißen Zähne und grinste dezent: "Du musst dich nicht schämen-Junge- wir sind doch beide Männer."
"Nimm deine Finger von mir!"
"Mensch bist du verklemmt,"der ältere lachte auf,zog seine Hand jedoch zurück.

Ben musterte den Mann.
Er schien etwas älter zu sein als er selbst, durchaus attraktiv - wenn er denn auf Männer stehen würde.
Er trug eine Latzhose ,sowie eine graue Beanie.

"Wenn du freiwillig das machst was ich von dir verlange, dann lasse ich meine Finger bei mir und niemand wird jemals etwas von unserem Aufeinandertreffen erfahren."
Der Polizist schluckte. Er hatte ein ungutes Gefühl. Noch immer stand der völlig entblößt vor dem älteren, zitternd darauf wartend was der Typ wohl wollte.
Sein Gegenüber zog langsam, provozierend seinen Hosenstall runter, öffnete den Knopf. Mit seinem Blick deutete er dem jüngeren an was dieser nun tun sollte.

Ben schüttelte mit großen Augen den Kopf, so dass das Wasser aus seinen Haaren überall Tropfen verteilte.
Das weckte böse Erinnerungen. Erinnerungen, die er lieber für immer aus seinen Gedanken verbannen würde.

"Wenn du nicht sofort deinen Mund hierher bewegst,dann Gnade dir Gott. Und wehe du versuchst zu schreien!"
"Sie sind krank," die Stimme des jüngeren zitterte.
"Schuldig im Sinne der Anklage," der Mann streckte die Arme zur Seite aus, griff dann rabiat nach den dünnen Armen Bens, "und jetzt komm her!"
Das Lachen des Dämons durchhalte den Raum.

Die Züchtigung des Engels gewann an Festigkeit, durch die Intensität kaum zu übertrumpfen.
Die einst weißen, sanften Flügel des Himmelwesens erschienen, im Funken der Höllenglut, nahezu schwarz und dreckig.
Das reine Bild zierte dicke Risse.
Die Federn waren verkommen- zerbrochen.
Der verirrte Engel würde wohl nie wieder fliegen können. Der Traum von flauschigen Wolken, im ruhenden Paradies schien für immer ein Traum zu bleiben.

Noch war der Engel nicht unwiderruflich gefallen. Noch war der Engel ein Kind des Himmels. Ein erleuchtetes Wesen in der tristen Hölle,aber...
Er schien bei weitem nicht mehr so hell wie vorher. Sein Licht wurde dunkler, von Tag zu Tag.
Von Stunde zu Stunde.
Der Untergang des Engels rückte näher.
Das verglühen rückte in eine greifbare Nähe.
Eine realistische Zukunft.

Ben schrie gedämpft durch die Hand vor seinem Mund auf. Er spürte die schmerzhaften Bewegungen des Mannes, dessen große Hände auf seinem dürren Körper. Die Augen hatte der Polizist geschlossen.
Er wollte nicht auch noch sehen wie seine Seele zerbrach.
Er fühlte das warme Blut, wie es sich einen Weg über seinen Unterkörper bahnte. Er hörte die angestrengten Laute des älteren- des Dämons.
Die Minuten kamen ihm  wie Stunden vor.
Minuten, in denen er immer mehr seine Gedanken dem Tod zuwandte.

"Du bist wirklich süß-Kleiner. Ein Wunder,dass du noch lebst," das Lachen ertönte zum letzten Mal, ehe die Tür zum Badezimmer klickend ins Schloss fiel.

Schluchzend vergrub Ben sein Gesicht in den verschmierten Fliesen.

Eine der letzten weißen Federn des Engels verblassten.

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt