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Kapitel 7:

“Ben?”, Eleonore schüttelte Ben sanft an der Schulter. “Wach auf.”
Stöhnend öffnete der junge Polizist ein Auge.
„Scheiße- vorsichtig. Du hast ganz schön etwas abbekommen.“
„Ist alles okay bei dir?“, Bens Stimme zitterte leicht.
„So weit das in dieser Situation geht.“ Sie lächelte.  Ihr Mutterinstinkt hatte eingesetzt.
Vergessen war die Angst.
„Langsam.Komm setzt dich- lehn dich da an.“ Mit sanftem Druck drückte die junge Frau den Beamten an die Wand, strich ihm durch die Haare und hielt ihm eins der belegten Brote unter die Nase, sowie die geöffnete Flasche Wasser.
„Bei meinem Sohn hat trinken immer gegen Kopfschmerzen geholfen…auch wenn die andere Ursachen hatten.“
Dankend griff der junge Mann nach der Flasche und trank ein paar Schlucke. „Danke..aber du solltest auch trinken.“
„Mach dir um mich keine Sorgen.“, Eleonores weißen zähne blitzten ihn an.
„Kann ich dich etwas privates fragen?“
„Klar, was möchtest du wissen?“, sie grinste.
„Wie war er so?“
Das Lächeln erstarb. Ihr Ausdruck wurde traurig.

„Du musst nicht darauf antworten wenn du nicht willst.“ Ben schaute sie an, er hatte den Kopf an die Wand gelehnt und lächelte leicht.
„Schon gut, ich rede gerne über ihn,“ sie setzte sich neben den jungen Mann und biss von ihrem Brot ab. „Sein Name war Lex.“
„Ein schöner Name.“
„Durchaus. Meine Tochter hat ihn ausgesucht…Lex ist…Lex war ein Regenbogenbaby. Nachdem meine Tochter drei Tage vor ihrem dritten Geburtstag auf tragische Weise zum Sternenkind wurde…da meinte sie, dass sie sich einen kleinen Bruder wünsche- Lex solle er heißen, genauso wie ihr Kuschelelephant. Sie könne ihn dann kitzeln, mit ihm spielen und ihm beibringen wie man einen Sandkuchen backt. Als sie starb war ich gerade in der ersten Woche schwanger.“
„Das…“,Ben zögerte ,“Das tut mir leid.Ich wette sie wäre eine tolle große Schwester gewesen.“
„Ja, dass wäre sie bestimmt….weißt du..im ersten Monat,da ist mein Mann näher Tochter gefolgt…Ich fand ihn auf dem Dachboden. Er hatte sich erhängt.- Ich habe noch versucht die Schlinge zu lösen, aber..es war zu spät.“
Der junge Polizist legte Eleonore einen Arm auf die Schulter.

„In dieser Nacht bin ich zu Lex gegangen, um mich von ihm zu verabschieden…ich …ich wollte nicht mehr kämpfen. Nicht mehr so tun als wäre ich stark.“
„Du hast es aber nicht getan- das zeugt von wahrer Stärke.“, er strich ihr eine Träne aus dem Gesicht.

„Nein, ich habe es nicht getan- ich konnte es nicht…Als ich mich von Lex verabschieden wollte , da…da hat er mit seinen kleinen Händchen mein Gesicht gepackt und so dicht es ging an seines gezerrt.Als hätte er gewusst was ich vorhabe.“ Sie lächelte selig.
„Das war ein Zeichen.“Ben strich sich durch die Haare.
„Ja..das war es- in der Tat…jetzt habe ich niemanden mehr….“
„Das ist wirklich Klischeemäßig.“
„Mehr als diese ganze Situation?Ich meine du hast mich als Zuhörer - als Freund,“er grinste.
Eleonore stupste ihm gegen das Knie: „Genug von mir…erzähl mir etwas über dich.hast du Familie?“
Bens Mundwinkel zuckten: „Mehr oder weniger…mehr denn je, aber weniger als die Meisten.“
„Erzähl!“
„Ich habe eine jüngere Schwester, Julia…Sie arbeitet in der Firma meines Vaters.“
„Du auch?“
„Nein -Ich…,“ er schaute sich kurz um, „ich hatte nicht das beste Verhältnis zu meinem Vater…er hat meinen Berufswunsch nicht akzeptiert..aber das ist besser geworden…wir telefonieren wieder einmal die Woche, besuchen uns an den Wochenenden…“

„War deine Mutter auch gegen deinen Berufswunsch?“
Bens Augen richteten sich gen Boden.
„Ich weiß es nicht.Ich denke, dass sie nichts dagegen gehabt hätte wenn sie da gewesen wäre..aber..das war sie nicht.Sie starb bei..bei einem Banküberfall…“
„Das tut mir leid.“
„Nein…schon gut. Es war meine Schuld, ic…“

Die Tür schwang mit einem lauten krachen auf und der Mann mit der Pistole, sowie drei weitere vermummte Gestalten stürmten herein.
Direkt auf Ben zu.
Sie zogen ihn, begleitet von einem kurzen Stöhnen seitens des jungen Beamten, zu dem roten Bett und fesselten ihn, mit den Händen und Füßen - wie ein X- an das Bettgestell.
„Was?,“ so schnell konnte er gar nicht reagieren wie der Mann mit der Pistole einen roten Gummiball zückte und so jeglichen laut seines Opfers verstummen ließ.
Sein Blick wanderte zu der ebenfalls gefesselten Eleonore , rüber zu der Kommode.
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem perversen Grinsen: „Lasset die Spiele beginnen.“

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt