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Ein berühmtes Zitat von Albert Einstein- frei übersetzt-  lautet ungefähr wie folgt: 'Wahnsinn ist wer immer wieder das selbe tut und eine andere Reaktion erwartet.´

"Ben? Ist wirklich alles okay?" Semir musterte besorgt seinen jungen Partner, welcher nach wie vor blass in seinen Kissen lag.
"Mir geht es gut , Semir. Mach dir nicht andauernd so viele Sorgen," lächelte er.
Lüge.
Das war so dreist gelogen, dass Ben insgeheim schon Angst hatte seine Nase würde jeden Moment die Zimmerdecke durchbrechen. Aber was sollte er auch anderes tun? Die Wahrheit sagen? Das kam absolut nicht in Frage, dafür schämte er sich zu sehr.
Was würde Semir von ihm denken wenn er erfuhr was passiert war, dass er sich nicht einmal richtig dagegen gewehrt hatte? Vermutlich würde er nachfragen. Fragen stellen. Fragen auf die Ben nicht antworten wollte.  Nicht antworten konnte.
Es fühlte sich nicht richtig an seinen besten Freund anzulügen, aber ihm zu sagen was man mit ihm gemacht hatte fühlte sich ebenso falsch an. Serin Leben war wie eine stehen gebliebene Rolltreppe, die darauf wartete weiter zu gehen. Ein Kartenspiel dessen Karten neu gemischt worden waren und nun verzweifelt darauf warteten das Spiel zu gewinnen.
Kann man das Spiel überhaupt gewinnen?
Was wenn nicht?

"Ben,bitte...Ich bin immer für dich da, dass weißt du. Rede mit mir."

Der junge Mann seufzte, sein Partner würde niemals aufgeben.
Bens Engelchen und Teufelchen führten einen anstrengenden Diskussionskrieg.
'Wenn du es ihm sagst, was soll er dann von dir denken? Du bist Polizist, kannst dich noch nicht einmal selbst beschützen.´
Das Teufelchen hatte recht. Wie sollte er andere beschützen wenn er sich nicht einmal selbst beschützen konnte?
'Hör nicht auf ihn. Du musst es Semir erzählen. Nicht nur, weil er dein bester Freund ist, sondern auch um den anderen dort raus zu helfen. Denk an...'
Eleonore.
Bens Atem begann schneller zu fließen. Er hatte sie völlig vergessen.
Nur er konnte sie retten.

"Ben?", besorgt hatte der kleine Polizist die Veränderung seines Partners beobachtet.
"Ihr müsst sofort ein SEK-Team in den Wald schicken...ich...gib mir eine Karte."
Der Deutschtürke war völlig irritiert.
"Was redest du denn da?"
"Mensch Semir, ich sage dir, dass du dringen Einheiten in den Wald schicken musst. Bevor sie alle da abschlachten oder..."
"Wa..."
"Das ist ein Bordell beziehungsweise ein Menschenhändlerring...sie haben die Passagiere einfach eiskalt abgeknallt und namenslos verscharrt. Eleonore, si3e ist noch dort. Wir müssen dahin!"
Der Polizist schien zu verstehen. Die Puzzleteile setzte sich langsam zu einem Bild zusammen.
"Du weißt wo das ist?"
"Ja..nein..nicht direkt. Ungefähr. Gib mir eine Karte und ich markiere es dir. Komm!", Ben schlug die Decke zurück und schwang die Beinen aus dem Bett. Schwindel kam auf.
"Spinnst du?! Leg dich sofort  wieder hin!"
"Semir," Ben schüttelte den Kopf, "Ich muss mitkommen. Dort ist noch jemand...ich muss mich bedanken, sie hat mich gerettet. Bitte:"
Die braunen Augen des jungen Mannes glänzten traurig. Sie waren zu rieseigen Murmeln mutiert.

"Ich werde dir auf der Fahrt alles erzählen. Alles was ich über die Situation dort weiß, aber bitte, nimm mich mit."
"ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, immerhin bist du verletzt.Nur weil der Notarzt mit seiner Vermutung nicht recht hatte, heißt dass nicht, dass du dich gleich kaputt machen musst...also mehr als nötig."
"Das geht schon! Ein paar Schmerzmittel und aufgehts," der jüngere lächelte schwach. Sein Aussehen strafte seine Worte Lügen. Semir zweifelte, ob sein Partner wirklich so fit war wie er vorgab zu sein.
"Semir, bitte ! Ich muss dahin. Ich muss ihr helfen, ich.." ,er stockte kurz, " Ich habe gesehen wie sie die Menschen hingerichtet haben. Wie sie Kinder brutal ermordet haben. Ich habe erlebt wie diese Menschen mit den Leuten umgehen. ich bitte dich Semir...ich..." Tränen liefen ihm über die Wangen.
"Also gut, aber danach gehst du sofort wieder zurück hierher und ich nehme dich auch nur mit wenn der Arzt das erlaubt, verstanden?!"
"Ja," der Dunkelhaarige nickte brav. Der Deutschtürke seufzte.

+++++++++++++Fahrt+++++++++++++

"Also, hau raus..." Semir schaute konzentriert auf die Straße. Ben starrte aus dem Fenster, beobachtete die vorbeiziehenden Autos. Seine Rippen sandten deutliche Schmerzsignale aus.
"Der Mann im Krankenhaus, das war kein Bekannter...er ist der Kopf des Menschenhändlerrings . Sein Name ist Maximilian. Dort ist auch noch eine Frau: Thilde...ihr Sohn hat einen Job bei ihm bekommen, deswegen kann sie nicht zur Polizei. Die beiden sind verheiratet, aber nicht aus Liebe...sondern nur weil es auf dem Papier besser aussieht."
"Der Mann ist...?", Semir räusperte sich, "Ich....habe den Mann in der Apotheke getroffen. Er hat irgendwas von Familienplanung erzählt. Er wirkte eigentlich echt sympathisch."
Bens Augen wurden größer.
"Ich glaube mit ihm stimmt irgendetwas nicht..."
"Sicherlich, wenn er Menschen ermordet und verkauft.."
"Das meine ich nicht," der jüngere schüttelte den Kopf, "...er hat extreme Stimmungsschwankungen. Erst ist er nett und charismatisch und dann...von jetzt auf gleich...bringt er jedne um."
"Nur dich nicht."
"hm?", irritiert über die Feststellung seines Kollegen zog er die Stirn kraus.
"Naja, dich hat er leben lassen...warum?"
"Das klingt irgendwie bedauernd," Ben zog eine Schnute. Er wusste wie es gemeint war., dennoch.
"Nein, um Gottes willen! Ich bin froh, dass du lebst...aber ich frage mich warum er dich weder erschossen , noch verkauft hat...wenn du weißt was ich meine?"

Der Polizist schwieg und strich sich mit dem gesunden Arm eine Strähne aus der Stirn.
"Hm..ja...Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er auf den passenden Bieter gewartet." Natürlich wusste der jüngere warum der Mann ihn nicht umgebracht hatte.
"Oder er wollte dich behalten," mutmaßte der ältere mit einem Seitenblick auf seinen Freund.
"Ich glaube kaum...ich denke,dass das nicht zu ihm passt."

Sie erreichten das Anwesen. Duzende Kollegen standen auf dem Hof.
Keiner rührte sich.
Niemand machte Anstalten das Anwesen zu betreten.
Der Leiter des SEK´s kam ihnen entgegen.

"Scheiße!", murmelte Ben. Das war alles seine Schuld.

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt