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"Verdammte Scheiße!",Semir trat gegen einen der unbequemen Platikstühle des Warteraumes.
"Semir, hey! Alles ist gut , Ben schafft das."
"Und wenn nicht?"
Ja, was wenn nicht? Was wenn Ben starb?
"Ach was, hey...Ben ist doch unser Stehaufmännchen...Ein bisschen wie ein Pilot."
"Ein Pilot?"
"Ja, wenn ein Pilot auf dem Radar ein Gewitter angezeigt bekommt, dann drehen sie nicht direkt ab, erst wenn sie an das Gewitter rankommen, immerhin könnte es noch vorbei ziehen. Daher entscheiden sie später, nicht direkt. Ben ist stark, er wird dich nicht alleine lassen."
Semir lachte bitter auf:"Diese Taktik hat die Titanic auch benutzt und die ist gesunken."

Man merkte, dass Semir nicht einmal ansatzweise optimistisch war. Es schien als hätte er Ben bereits aufgegeben.

"Hör auf so zu reden, so zu denken. Er wird es schaffen. Ich glaube ganz fest daran."
"Habt ihr Konrad und Julia schon informiert?", der deutschtürke musterte Dieter,welcher als Antwort nur leicht den Kopf schüttelte. Er biss sich auf die Lippen. "Ich werde Julia anrufen, solange Ben noch im OP ist - solange noch Hoffnung besteht."
"Ich kann das auch machen, du musst nicht..."
"Doch...dass bin ich ihnen schuldig," semir seufzte.

Seit Ben mit ihm arbeitete geriet der Jungspunt andauernd in lebensgefährliche Situationen -so als wäre der Sensenmann Stammkunde und brächte dir Dauerbesucherkarte für das Jenseits.
Wenn es soetwas überhaupt gab.
Jenseits. Himmel und Hölle.
Reinkarnation und absoluter Tod.
Wenn sein junger Kollege sterben würde , dann würde er den Dienst quittieren. Er wollte nicht noch einen neuen Partner - einen alten Freund ersetzen. Das schaffte er nicht. Mit zitternden Fingern wählte er Julias Nummer.

"Jäger, hallo?"
"Julia...Hallo..." Semir schluckte.
"Semir," ihre Stimme war hörbar erfreut, "wie geht es dir und Andrea? Was kann ich für dich tun?"
Er seufzte knapp: "es geht um Ben."
Mehr brauchte der Polizist nicht zu sagen . Die vier Worte reichten,um erahnen zu lassen, dass der Anruf nicht einer dieser war über die man sich freuen konnte.
"Was ist passiert?"
"Das erkläre ich dir lieber persönlich, komm am Besten so schnell es geht ins Uniklinikum....und bring Konrad mit."

Julia war klar, dass etwas wirklich dramatisches passiert sein musste, ansonsten hätte der Kollege ihres Bruders nicht explizit erwähnt, dass ihr Vater mitkommen solle. Es vergingen wenige Minuten ehe dir beiden abgehetzt den Eingangsbereich der Notaufnahme zu dem Warteraum der Op-Säle entlang hechteten.
"Semir," Julia bleib stehen,nahm ihn in den Arm,"Was ist passiert? Wie geht es Ben?" Der Angesprochene zuckte die Schultern, drehte sich zu Hotte, welcher gerade zuvor hinzugekommen war, "Hotte, bitte, erzähle uns was passiert ist."
Der dickliche Beamte schluckte, schaute gen Boden:"Es tut mir so unendlich leid, aber...Ich habe Mist gebaut, das weiß ich. Wir haben Ben und Dieter gefunden ...Unsere Zielperson hatte eine Waffe auf die Beiden gerichtet, sie wollte abdrücken...Ich habe sie erschossen, aber...," er schluckte,  "Im Todeskampf hat ihr Finger gezuckt, sie hat ihm in die Brust geschossen. Hätte ich besser gezielt oder auf die Hand geschossen, dann...Dann würde Ben jetzt vermutlich neben uns stehen und lachen." Tränen flossen ihm über die Wangen. 
Stille.

"Du kannst nichts dafür ," Julia strich sich über die Augen, "Ohne dich wären wohl beide jetzt tot..."
Konrad, der die ganze Zeit über reglos daneben gestanden hatte, meldete sich mit dünner Stimme zu Wort:"Er wird doch wieder,oder?"
"Es war noch kein Arzt hier," Semir schüttelte verzweifelt den Kopf, "Aber ich glaube, dass..."
"Bestimmt wird er durchkommen. Ben ist der stärkste Mensch den ich kenne...er hat in letzter Zeit schon so viel überstanden," Hotte lächelte zaghaft, legte Julia eine Hand auf die Schulter.
"Das ist es doch, Ben hat in letzter Zeit schon so viel mitgemacht....seine Seele...wie viel mehr hält sie noch aus, bis sie vollends zerbricht ? Mein Sohn ist stark, ohne Frage, aber auch er ist leider Gottes nur ein Mensch, dessen Körper irgendwann versagen wird." Konrad ließ sich auf einen der Stühle fallen, legte seinen Kopf in seine Handflächen.
Gerade als er etwas hinzufügen wollte öffnete sich die Tür des OP-Trakts.

Innerhalb weniger Sekunden schien die Welt der Wartenden in tausend Scherben zu zerfallen.
Ein Moment.
Die Entscheidung über Lebne und Tod.
Ein Moment- Leben oder Tod?


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Ps: die Story neigt sich langsam dem Ende zu....
Ich bin wirklich noch am überlegen,ob ich danach noch mehr storys hochladen soll...da die Rückmeldungen recht dürftig sind und ich nicht weiß wie die Story ankommt....etc.
Nur ist diese Art der Interaktion oftmals der motivationsantrieb...
Welcher bisher kaum bis gar nicht gegen ist :(

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende ^^

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt