Die Sonne blendete den türkischen Polizisten, als er sich mit hängenden Schultern dem silbernen BMW näherte und sich bereitwillig auf den Beifahrersitz setzte. Seine glasigen Augen starrten aus dem Fenster.
„Gerkahn, wie geht es Jäger?“, die Krüger musterte ihren Beamten mitleidig. Er zuckte mit den Schultern, hob den Kopf:“Ich weiß es nicht, ehrlich nicht.“
„Was ist passiert?“
„Ben hat mich nahezu aus seinem Zimmer geworfen, so als wolle er alleine sein...aber irgendwie...ich weiß auch nicht,“ seufzte er.
Fragend zog die Krüger eine Augenbraue hoch.
„Ich kenne ihn – er ist mein bester Freund. Sein Verhalten ist so paradox. Er sagt es sein alles gut, aber dann zuckt er zusammen und windet sich, so als hätte er furchtbare Angst vor mir. Ich will ihm ja helfen...wenn ich nur wüsste wie.“
Es entstand eine kurze Stille, ehe die Chefin ihre Stimme erhob:“Geben sie ihm Zeit. Das wird schon. Wir sollten jetzt erst einmal zu der Wohnung fahren und uns dort umschauen.“Der Beamte nickte kurz.
Er war sich nicht , ob er so wirklich in der Lage war objektiv zu arbeiten. Er wollte Ben helfen – wenn dieser sich doch bloß helfen lassen würde. In ihm wuchs immer weiter das Bedürfnis zu erfahren was seinem besten Freund und Kollegen widerfahren war, gepaart mit dem Wunsch dieses Monster von Mensch endlich hinter Gitter zu bringen.**********
Der Wohnblock in welchem sich die öffentliche Meldeadresse des Verstorbenen befand wirkte heruntergekommen , verwahrlost.
„Hier hat er also gewohnt, sieht ja nicht wirklich...“
„...wohnhaft aus,“ die Krüger nickte leicht, „Was erwarten sie denn dort zu finden?“
„Ich weiß es nicht, aber hoffentlich etwas, was auf den Aufenthalt unserer Verdächtigen hinweist. Ich möchte Ben endlich in Sicherheit wissen. Damit wir all die Opfer- all die Toten würdigen können. Damit Ben endlich auch damit abschließen kann. Ich glaube nämlich nicht, dass er...“
„Ich weiß was sie meinen. Wir tun unser Bestes- alle, das wissen sie , Herr Gerkhan. Wenn sich etwas machen lässt, dann werden wir das sehen. Aber wir dürfen uns keinen Stress machen.“
„Keinen Stress machen? Eine Massenmörderin läuft frei herum!“
„Das weiß ich. Das wissen wir.“ genervt zischte die Krüger durch die Zähne.
„Was glauben sie, was dieses Monster macht, wenn es Ben in die Finger bekommt?“
„Was wollen sie von mir hören, Gerkhan?!“, sie stampfte auf.
„Die Wahrheit! Ihre Meinung.“
„Sie wollen wissen was ich glaube? Was diese Frau mit Herrn Jäger anstellen würde? Ich bin mir zu fast hundert Prozent sicher, dass diese ihn umbringen würde.“
„Und warum unternehmen wir dann nichts? Vielleicht Personenschutz oder...“
„Herr Gerkhan. Stopp. Sie wissen, dass wir für Personenschutz einen dringenden Tatverdacht brauchen. Eine einfache Vermutung reicht nicht aus, wir brauchen Taten.“
„Taten? Sollen wir etwa warten bis...“, Frau Krüger hob abwehrend die Hand „Lassen sie uns die Wohnung anschauen..vielleicht finden wir etwas , damit es nicht zum Äußersten kommen muss.“
Grummelnd nickte Semir. Es passte ihm nicht, dass die Chefin die Diskussion einfach unterbrochen hatte, als würde sie den Ernst der Lage nicht verstehen. Als wäre es ihr egal. Irrelevant.
Sie konnte doch nicht darauf warten wollen bis dieses Psychoweib versuchte Ben umzubringen.„Schauen sie hier,“ kaum hatten sie die Wohnung betreten und sich etwas umgeschaut hielt die Krüger einen Zettel in die Luft.
„Ein Plan von...“
„...Einem Waldstück?“
„Sieht so aus.“
Semir runzelte die Stirn, strich mit dem Finger über ein kleines Kreuz, welches sich am oberen Bildrand befand. „Das Kreuz markiert den Schatz oder in unserem Fall vielleicht den Unterschlupf.“
„Herr Gerkhan das ist etwas weit hergeholt, selbst für ihre Verhältnisse.“
„Was soll es denn sonst sein?“
„Es kann alles mögliche sein.“
Semir hob eine Augenbraue :“ Nennen sie mir ein Beispiel.“
„Ein Jagdhaus.“
„Und warum sollte in der Wohnung des Sohnes unserer Zielperson ein Plan eines Waldstückes mit einer markierten Jagdhütte sein, wenn es sich nicht um einen Unterschlupf handelt?“
Stille.
Er hatte Recht. Selbst wenn es nur reine Spekulation war, war es ein Hinweis und brachte vielleicht etwas Licht ins Dunkel.
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Wenn Angst - zu Liebe wird
Randomhttps://gofund.me/ca55a4d9 Ben ist Polizist. Er gerät in die Fänge eines Menschenhändlerrings. Der junge Mann wird lernen müssen zu lieben, um zu überleben.