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Langsam öffnete der junge Mann seine Augen. Sein ganzer Körper schien wahrlich in Flammen zu stehen. Gedanken schossen wie wilde Blitze durch sein Fieber heißen Kopf, blendeten grell seine Wahrnehmung. Er war entsetzt. Geschockt über den mehr als katastrophalen Zustand, der in dem Trainingshaus herrschte.
Sein Blick wanderte zu Maximilian, welcher mit schweren Augen neben ihm saß und schlief. Der Kopf war auf den gefalteten Händen, auf der Matratze gebettet, so dass Ben ihm genau in schlafende Gesicht sehen konnte.

Der junge Polizist musste mal wieder feststellen wie unberechenbar die Menschheit war. Hätte er den älteren auf der Straße, im normalen Alltag, getroffen, so wäre er zu 99% davon überzeugt gewesen, dass dieser Mann kein Serienmörder war.
Maximilian sah nämlich nicht stereotypisch aus wie ein Verbrecher, dessen Merkmale mehreren strafttheorien verankert sind. Im Gegenteil, eigentlich war der ältere ein durchaus attraktiver Mann. Groß, muskulös und glänzendes braun schwarzes Haar. Jemand, dessen Augen jedes Herz erreichen könnten.

Es war erschreckend zu was dieser Mann, der nun allen Ernstes glaubte der junge Polizist würde sein Lebenspartner werden und mit ihm eine Familie gründen, in der Lage war. Wasser mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Wenn er überhaupt eins besaß.

Maximilian hielt im Schlaf sanft Benz Hand. Der Jüngere versuchte erst gar nicht sie ihm zu entziehen, nicht dass der ältere noch aufwachen würde. Ihm wollte Ben und keinesfalls in die Augen gucken müssen- nicht nachdem er gesehen hatte was mit Eleonore passiert war.
Die Frau war kaum bekleidet gewesen, eine Leine um ihren zierlichen Hals hatte dort sichtbare Rötungen hinterlassen und diente wohl dem Zweck der Erniedrigung, wie auch der Sicherheit. Mit einer Leine würde sie kaum abhauen können. Keiner dort würde jemals abhauen können. Nicht lebendig. Hier schien der einzige Ausweg aus dieser Hölle, der Demütigung und die Schmerzes, der Tod zu sein.

Der Tod war in vielerlei Hinsicht eine Erlösung.
Weg von diesem Ort.
Weg von diesem Mann.
Weg von der Demütigung und den Qualen.
Zurück zu den längst vergangenen Menschen der Zeit.
Zurück in die Ewigkeit.
Gekommen aus dem Nichts.
Gegangen ins Nichts.

Müde blinzelte der Polizist und schloss erneut  die Augen.

Wie sehr wünschte er sich jetzt an einen anderen Ort.
Einen Ort....
Tausend Meilen entfernt. Alleine am Ufer eines Flusses stehend und glücklich in die Sonne blinzelnd. Vögel würden an ihm vorbeiziehen und die unheimliche Stille mit froher Musik füllen. Fische würden sich im Wasser tummeln und glucksend ihre Blasen schlagen. Das Gras, in jedem er sitzen würde, wäre feucht vom morgendlichen Tau und weich vom Schaukeln im Wind. Er wäre eins mit der Brut der Natur.

Ein Ort....
Tausend Meilen entfernt.
Frieden wäre dort kein Privileg und Qualen nicht existent.
Ein Ort an dem es sich leben lassen würde. Weit ab von allem Schlechten. Ein Ort, wo man glücklich sein konnte, ohne dass ich irgendjemand davon bedroht fühlte.

Ein Ort...
1000 Meilen entfernt.
Der nur in Bens Fantasie existierte.
Ein Traum, der immer ein Traum bleiben würde.

Der Polizist öffnete seine verklebten Augen. Das erste was er spürte war, dass keiner mehr seine Hand hielt.
Maximilian war weg. Er war allein mit leicht steifen und vorsichtigen Bewegungen schob der junge Mann seine Beine aus dem warmen Bett.
Er stand.

Mit den flutenden Sonnenstrahlen im Rücken Schritt Ben langsam in Richtung des kleinen angrenzenden Badezimmers. Ein paar menschliche Bedürfnisse wurden in ihm wach. Gähnend Zucker die Tür hinter sich zu. Nicht wissend, dass er nicht der Einzige war, welchen Bedürfnisse gerade quälten, welcher sein Bedürfnis ausleben würde.

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Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt